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Warum Porsche zum Verbrenner zurückkehrt

Porsche galt lange als einer der ambitioniertesten Hersteller im Bereich der Elektromobilität. Doch nun vollzieht der Sportwagenbauer eine Kehrtwende zurück zum Verbrenner. Das sind die Gründe.
07.02.2025 16:15
Lesezeit: 2 min
Warum Porsche zum Verbrenner zurückkehrt
Ein Mitarbeiter von Porsche montiert einen Kabelbaum in einem Macan im Werk Leipzig.(Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Elektroautos und Porsche – auf den ersten Blick ein Widerspruch. Wo früher Verbrenner röhrten und Abgase ausstießen, ist heute nur noch ein leises Summen zu hören. Dennoch hatte der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen ambitionierte Pläne für die Elektromobilität. Nun jedoch zwingt die schwächelnde Nachfrage, insbesondere in China, das Unternehmen zu einem Strategiewechsel.

Der mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Konzern reagiert mit erheblichen Investitionen auf die aktuelle Krise. 2024 rechnet Porsche mit zusätzlichen Kosten von bis zu 800 Millionen Euro – unter anderem für die Entwicklung neuer Verbrenner- und Plug-in-Hybridmodelle. Gleichzeitig sollen auch die Batterieaktivitäten ausgebaut und die Unternehmensstruktur angepasst werden. Diese Maßnahmen wurden am Donnerstag offiziell bestätigt. Doch was steckt hinter dem Umdenken?

Porsche: Strategiewechsel trotz ehrgeiziger E-Pläne

Bis 2030 sollten ursprünglich mehr als 80 Prozent der Porsche-Modelle vollelektrisch sein. Vorstandschef Oliver Blume betonte mehrfach, dass der Elektromotor dem Verbrenner langfristig überlegen sei. Doch nun wird dieser Plan aufgeweicht. Der Sportwagenbauer plant für 2024 Mehrbelastungen von bis zu 800 Millionen Euro, um in die Entwicklung neuer Verbrenner- und Hybridmodelle zu investieren. Auch die Batterietechnologie und interne Strukturen sollen weiter ausgebaut werden.

Bereits in den vergangenen Monaten gab es Anzeichen für eine strategische Neuausrichtung. So erklärte der ehemalige Finanzvorstand Lutz Meschke im Herbst 2023, dass ursprünglich rein elektrische Modelle möglicherweise doch mit Hybrid- oder Verbrennungsmotor angeboten werden. Seine Begründung: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken.“

Autohersteller mit Absatzproblemen – vor allem in China

Ein zentraler Faktor für die Kurskorrektur sind sinkende Verkaufszahlen. 2023 setzte Porsche rund 310.700 Fahrzeuge ab – ein Rückgang von drei Prozent. Besonders stark fiel das Minus in China aus, dem weltweit größten Automarkt, wo die Verkaufszahlen um 28 Prozent einbrachen.

Auch die Elektromodelle des Unternehmens kämpfen mit einer schwachen Nachfrage. Der vollelektrische Taycan, 2019 eingeführt und 2023 modernisiert, verkaufte sich im vergangenen Jahr nur noch 20.800 Mal – fast eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr. Der neue Elektro-Macan, der 2023 nach Verzögerungen in Europa auf den Markt kam, wurde von September bis Dezember 18.300 Mal ausgeliefert. Angesichts der Elektroflaute könnte auch dieses Modell bald wieder als Verbrenner angeboten werden.

Autoexperte: Porsche hat kaum eine andere Wahl

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Rückkehr zum Verbrennungsmotor als unausweichlich: „Porsche hat sich – wie Mercedes oder VW – auf die politischen Versprechen aus Brüssel und Berlin verlassen. Doch die plötzliche Streichung der E-Auto-Förderung und das gleichzeitige politische Festhalten an synthetischen Kraftstoffen haben die Kunden verunsichert.“

Dudenhöffer betont, dass Porsche nun gezwungen sei, den Verbrennungsmotor weiterzuentwickeln – ähnlich wie andere Hersteller. Auch Automobilwirtschaftsexperte Stefan Reindl sieht Herausforderungen für Konzernchef Oliver Blume. Seine Doppelrolle als CEO von Porsche und Volkswagen könnte erneut in die Kritik geraten. Ein erneuter Strategiewechsel könnte nötig sein, um das Unternehmen nach dem jüngsten Vorstandsumbau wieder auf Kurs zu bringen.

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