Politik

Österreich: FPÖ und ÖVP scheitern bei Koalitionsverhandlungen - Neuwahlen möglich

Die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP in Österreich sind geplatzt. Beide Parteien konnten in zentralen außen- und sicherheitspolitischen Fragen sowie bei der Ressortverteilung keine Einigung erzielen. Nun stehen Neuwahlen oder eine Expertenregierung als mögliche Optionen im Raum. Die FPÖ kann derweil in den Umfragen weiter zulegen.
12.02.2025 15:24
Aktualisiert: 12.02.2025 15:24
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Koalitionsverhandlungen zwischen der rechten FPÖ und der konservativen ÖVP in Österreich sind gescheitert. FPÖ-Chef Herbert Kickl informierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen über den Abbruch der Gespräche und legte den Auftrag zur Regierungsbildung zurück, wie seine Partei bekanntgab. Wäre eine Einigung erzielt worden, hätte Kickl als erster Kanzler aus den Reihen der Rechtspopulisten das Amt übernommen.

Obwohl die FPÖ in vielen Punkten Zugeständnisse an die ÖVP gemacht habe, "waren die Verhandlungen zu unserem Bedauern letztlich nicht von Erfolg gekrönt", schrieb Kickl in einem Brief an das Staatsoberhaupt.

Österreich: FPÖ und ÖVP scheitern bei Koalitionsverhandlungen - Neuwahlen möglich

Nach dem Scheitern der Koalitionsgespräche sind Neuwahlen eine mögliche Option. Die sozialdemokratische SPÖ und die liberalen Neos hatten jedoch kürzlich verstärkt für einen zweiten Versuch von Dreier-Koalitions-Gesprächen mit der ÖVP plädiert, nachdem ein erstes Gesprächsangebot zwischen diesen Mitte-Parteien im Januar gescheitert war.

Als Alternative zu Neuwahlen wäre auch die Bildung einer Experten- oder Übergangsregierung durch Bundespräsident Van der Bellen denkbar.

Der Streitpunkt: Unterschiedliche Weltsichten von ÖVP und FPÖ Die Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP waren von Beginn an von Differenzen, insbesondere in außen- und sicherheitspolitischen Fragen, geprägt. So sprach sich die FPÖ gegen eine weitere Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland aus. Darüber hinaus steht die FPÖ der Europäischen Union sehr kritisch gegenüber, während die ÖVP stark an den Vorteilen der EU festhält. Ein weiterer zentraler Streitpunkt war das Innenministerium, das beide Parteien für sich beanspruchten.

FPÖ könnte bei Neuwahlen mit noch größerer Zustimmung rechnen

Im Verlauf der rund vierwöchigen Gespräche wurde vor allem deutlich, dass die beiden Parteien grundlegend unterschiedliche Vorstellungen über die politische Ausrichtung des Landes haben. Während die ÖVP auf eine enge internationale Zusammenarbeit setzt, propagiert die FPÖ immer wieder den Slogan einer "Festung Österreich". ÖVP-Chef Christian Stocker forderte die FPÖ auf, angesichts der neuen Verantwortung von ihrer extremen rechten Position in die politische Mitte zu rücken. Die Atmosphäre zwischen den Parteien wurde im Laufe der Verhandlungen zunehmend angespannt.

Im Falle neuer Wahlen müsste sich die FPÖ keine Sorgen machen. Nach ihrem Sieg bei den Parlamentswahlen im Herbst 2024 mit knapp 29 Prozent könnten die Rechtspopulisten aktuellen Umfragen zufolge mit etwa 34 Prozent rechnen. Die ÖVP und die SPÖ würden demnach jeweils rund 20 Prozent erhalten, die Neos rund 10 Prozent und die Grünen etwa 8 Prozent. Bis zur Bildung einer neuen Regierung bleiben die bisherigen Minister aus ÖVP und Grünen im Amt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Wirtschaft verlangsamt sich weiter – Regierung prüft Kursanpassungen
20.10.2025

Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im dritten Quartal auf 4,8 Prozent abgeschwächt, nach 5,4 Prozent und 5,2 Prozent in den beiden...

DWN
Finanzen
Finanzen Finfluencer: Wie Social Media junge Anleger in die Falle lockt
20.10.2025

Junge Anleger lassen sich von Finfluencern in sozialen Netzwerken verführen – mit fatalen Folgen. Schweden greift jetzt durch: Die...

DWN
Politik
Politik EU-Verteidigungsplan: Brüssel will Drohnenschutz für ganz Europa
20.10.2025

Brüssel plant den größten EU-Verteidigungsplan seit Jahrzehnten: Ein gesamteuropäischer Drohnenschild, gemeinsame Beschaffung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Im Bürokratie-Dschungel: Über 300.000 neue Stellen in Unternehmen
20.10.2025

Obwohl Bürokratieabbau in Deutschland groß diskutiert wird, mussten Unternehmen in den vergangenen drei Jahren massiv Personal...

DWN
Technologie
Technologie Herbst der Entscheidungen: Wie die Medienhäuser ihre Zukunft sichern
20.10.2025

Die Medienhäuser befinden sich in einer entscheidenden Phase des Wandels. Künstliche Intelligenz, der Einfluss globaler Plattformkonzerne...

DWN
Panorama
Panorama ALDI Süd zieht Konsequenzen: Schluss mit Billigfleisch aus niedrigster Haltungsform
20.10.2025

ALDI Süd will Fleisch aus der untersten Haltungsform schrittweise aus den Regalen nehmen. Produkte aus Haltungsform 1, bei denen nur die...

DWN
Politik
Politik Deutschland stärkt Präsenz im hohen Norden – Verteidigungsminister Pistorius startet Arktis-Reise
20.10.2025

Bei seiner ersten Station in Reykjavík hat Verteidigungsminister Boris Pistorius eine engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Krankes Kind: Wie lange dürfen Eltern bei der Arbeit fehlen und wann gibt es Kinderkrankengeld?
20.10.2025

Ein krankes Kind stellt Eltern oft vor schwierige Entscheidungen: Arbeit oder Pflege? Zwischen Jobpflicht und Fürsorge klafft oft eine...