Politik

Krisengipfel Paris: Europas Antwort auf Trumps Ukraine-Pläne

Europa steht unter Zugzwang: Die USA drängen auf einen schnellen Friedensschluss im Ukraine-Krieg – notfalls ohne Rücksicht auf europäische Interessen. In Paris ringen die Staats- und Regierungschefs nun um eine gemeinsame Linie. Doch welche Optionen bleiben ihnen noch?
17.02.2025 10:32
Lesezeit: 3 min

Krisengipfel in Paris: Findet Europa eine Antwort auf Trump?

Die USA wollen den Ukraine-Krieg im Alleingang mit Russland beenden. Europa muss rasch handeln, um Mitsprache und Sicherheit nach einem Deal zu sichern. Gelingt das auf dem Treffen in Paris?

Ein Krisengipfel mit Brisanz

"Konsultationen zur Lage in der Ukraine und zu Sicherheitsfragen in Europa" – auf den ersten Blick klingt das Treffen europäischer Staats- und Regierungschefs in Paris unspektakulär. Doch die jüngsten Ereignisse zeigen, dass es sich um nichts weniger als einen Krisengipfel handelt. Das Wichtigste im Überblick:

Worum geht es bei dem Spitzentreffen?

Zentrales Thema ist die Frage, wie Europa auf den drastischen Kurswechsel in der US-Ukraine-Politik reagieren soll. Diese zielt darauf ab, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin zu Verhandlungen über ein Kriegsende zu zwingen und den Europäern die Verantwortung für die Absicherung eines Friedensdeals zu überlassen.

In Berlin und anderen europäischen Hauptstädten ging jüngst die Aufforderung ein, mögliche Beiträge zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu benennen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen die Länder angeben, wie viele Soldaten sie für eine Friedenstruppe oder Ausbildungsprogramme nach dem Ende des russischen Angriffskriegs in die Ukraine entsenden könnten. Zudem geht es um Waffensysteme und die Frage, welche Erwartungen an die USA gestellt werden.

Zugleich müssen die Europäer klären, wie sie darauf reagieren, dass die Amerikaner ihnen keine zentrale Rolle im Verhandlungsprozess einräumen – und von der Ukraine unabgesprochen Zugeständnisse verlangen. Um ein Kriegsende zu ermöglichen, solle diese aus US-Sicht ihre Ambitionen auf einen schnellen NATO-Beitritt aufgeben und akzeptieren, dass ein Teil ihres Staatsgebiets dauerhaft unter russischer Kontrolle bleibt.

Wer nimmt an dem Treffen teil?

Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz die Staats- und Regierungschefs von Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, den Niederlanden und Dänemark. Zudem sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident António Costa sowie NATO-Generalsekretär Mark Rutte anwesend. Gastgeber ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Warum findet der Gipfel in Paris statt?

Macron ergreift – wie bereits in früheren Krisenmomenten – die Initiative, um sich auf internationaler Bühne als Antreiber und Moderator für eine Lösung zu positionieren. Im Ukraine-Konflikt sorgte er vor knapp einem Jahr mit der Idee für Aufsehen, Bodentruppen zu entsenden. Kurz vor Weihnachten brachte er Trump und Selenskyj in Paris erstmals an einen Tisch, um über eine Beendigung des Kriegs zu sprechen.

Zuvor hatte Macron mit einer Initiative für ein internationales Militärkontingent in der Ukraine zur Absicherung eines möglichen Waffenstillstands für Diskussionen gesorgt. Details zur Pariser Friedensinitiative wurden nicht bekannt. Denkbar war auch eine Truppenpräsenz für Ausbildungsprogramme der ukrainischen Streitkräfte – eine mögliche Sicherheitsgarantie, über die nun in Paris beraten wird.

Welche Ergebnisse sind möglich?

Im besten Fall einigen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf eine gemeinsame Strategie im Umgang mit der neuen US-Regierung und deren Vorstellungen zur Lösung des Ukraine-Kriegs. Konkret dürfte es darum gehen, welche Angebote Trump gemacht werden können – und wo die roten Linien liegen. Öffentliche Ankündigungen, etwa zur möglichen Größe eines europäischen Truppenkontingents für die Ukraine, sind jedoch nicht zu erwarten. Aus der EU-Kommission hieß es, die Gespräche vom Montag sollten anschließend in anderen Formaten fortgesetzt werden – mit dem Ziel, alle Partner zusammenzubringen, die an Frieden und Sicherheit in Europa interessiert sind.

Warum wurde der Gipfel so kurzfristig anberaumt?

Ausschlaggebend war der Druck der USA, die in Kürze Spitzengespräche mit Russland in Saudi-Arabien organisieren wollen. Wenn Europa noch Einfluss auf die Verhandlungen nehmen will, muss bis dahin eine gemeinsame Position stehen. NATO-Generalsekretär Rutte begrüßte die Initiative ausdrücklich bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Er betonte, er sei sehr erfreut, dass das Treffen zustande komme.

US-Präsident Donald Trump bekräftigte am Sonntag erneut seine Überzeugung, dass Wladimir Putin an einem Ende der Gefechte interessiert sei. "Ich denke, er will das beenden", sagte Trump. Wie zuvor sein Außenminister Marco Rubio erklärte er, die Ukraine werde an den Gesprächen über einen möglichen Frieden beteiligt sein.

Warum sind nicht alle EU-Staaten vertreten?

Ein Grund dürfte sein, dass in kleineren Runden effizienter verhandelt werden kann als in großen. Zudem ist es denkbar, dass die Anwesenheit von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán nicht erwünscht war. Der rechtsnationale Politiker gilt als Fan und enger Vertrauter von Trump.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank dämpft Erwartungen für 2026: Konjunkturflaute lässt Wachstum nur langsam zurückkehren
19.12.2025

Nach Jahren der Konjunkturflaute soll 2026 endlich wieder Bewegung in Deutschlands Wirtschaft kommen – doch der Aufschwung bleibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autohäuser betrogen: Fake-Autos, echter Millionenschaden – Razzia in mehreren Bundesländern
19.12.2025

Fünf Verdächtige, mehrere Bundesländer, ein Schaden in Millionenhöhe: Autohäuser sollen auf scheinbar seriöse Angebote hereingefallen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hexensabbat: Großer Verfallstag an den Terminbörsen lässt Kurse tanzen
19.12.2025

Wenn an den Terminbörsen der Hexensabbat naht, steigt die Nervosität: Kontrakte laufen aus, Volumen schießt hoch, Kurse zucken. Anleger...

DWN
Politik
Politik Venezuela-Sanktionen: Machtprobe auf See mit globalen Folgen
19.12.2025

Donald Trump greift im Machtkampf mit Caracas zu einem drastischen Mittel. Die vollständige Blockade sanktionierter Öl-Tanker soll...

DWN
Finanzen
Finanzen Aurubis-Aktie: Lieferkettenvorwürfe belasten Hamburger Kupferkonzern
19.12.2025

Gegen den Hamburger Kupferkonzern Aurubis sind neue Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingereicht worden. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erzeugerpreise sinken weiter: Energie drückt den Index
19.12.2025

Sinkende Energiepreise drücken die Erzeugerpreise in Deutschland weiter nach unten. Der Abstand zum Vorjahr wächst, während sich im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt weiter: Alarmzeichen zum Jahresende für den deutschen Arbeitsmarkt
19.12.2025

Trotz Konjunkturpaket kippt die Stimmung am Arbeitsmarkt: Das Beschäftigungsbarometer fällt weiter und signalisiert wachsende...

DWN
Politik
Politik EU sichert Ukraine-Finanzierung bis 2027 – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...