Wirtschaft

Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau

Die Exportnation Deutschland wartet weiter auf den Aufschwung. Etwas Hoffnung machen eine überraschend starke Industrieproduktion und stabile Auslandsaufträge für die heimischen Maschinenbauer im Januar. Überlagert wird dies jedoch von der Aussicht auf weitere Bremsklötze durch zunehmende Handelskonflikte und höhere Zollschranken.
10.03.2025 16:45
Lesezeit: 2 min
Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
Positive Nachrichten aus der exportorientierte Machinenbaubranche. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Kahnert

Deutsche Exportwirtschaft: „Es fehlt völlig an Impulsen“

„Die deutsche Exportwirtschaft befindet sich im freien Fall“, kommentiert der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. „Nach einem bereits historisch schlechten Jahresstart sinken die Zahlen immer noch weiter. Es fehlt in unserem Sektor völlig an Dynamik und Impulsen.“ Wie andere Verbände hofft der BGA, dass eine neue Bundesregierung den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder nach vorn bringen wird.

Rückgang der Exporte zu Jahresbeginn

Für Januar steht sowohl im Vergleich zum Dezember als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus in der Ausfuhrbilanz, wie aus den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Heimische Hersteller lieferten im ersten Monat des Jahres 2025 Waren im Gesamtwert von 129,2 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren nach Angaben der Wiesbadener Statistiker 2,5 Prozent weniger als im Dezember und 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Das Gesamtjahr 2024 hatten Deutschlands Exporteure trotz Zuwächsen im Dezember mit einem Minus abgeschlossen. Insgesamt exportierte Deutschland nach den jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 1.556 Milliarden Euro und damit 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Einfuhren nach Deutschland legten unterdessen im Januar auf 113,1 Milliarden Euro zu, wie aus den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Das ist ein Plus sowohl im Vergleich zum Vormonat (plus 1,2 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (plus 8,7 Prozent).

Wachsende Handelskonflikte als Gefahr

Die aggressive Industriepolitik Chinas setzt der Exportwirtschaft ebenso zu wie zunehmende Handelskonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Lola Machleid von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) verweist darauf, dass die Auswirkungen der US-Handelspolitik in den Januar-Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch nicht erfasst sind. Es sei „zu befürchten, dass die USA künftig als wichtigster Exportmarkt ausfallen.“

Generell rechnen nur wenige Branchen in den nächsten Monaten mit steigenden Auslandsumsätzen, wie die jüngste Umfrage des Ifo-Instituts zu den Exporterwartungen ergab. Darunter ist die Möbel- und Getränkeindustrie. Auch die Hersteller von elektrischer Ausrüstung blicken demnach vorsichtig optimistisch auf die kommenden drei Monate.

Sonst überwiegt Pessimismus. „Der Exportwirtschaft fehlt es an Dynamik und Aufbruchstimmung“, fasst Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, zusammen. „Die heimischen Unternehmen warten weiterhin auf einen Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland.“

Hoffnungsschimmer im Maschinenbau

Bei Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauern rettete das Auslandsgeschäft vor allem mit den Euro-Partnern die Januar-Bilanz. In Summe verpasste die exportorientierte Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten bei den Neubestellungen das Ergebnis des Vorjahresmonats preisbereinigt nur knapp um zwei Prozent.

„Stabilisierend wirkten wieder einmal die Auslandsbestellungen“, ordnet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ein. Insgesamt stagnierten die Bestellungen im Auslandsgeschäft, während das Ordervolumen aus Deutschland um sechs Prozent unter dem Vorjahresergebnis blieb.

Industrie überrascht im Januar

Mit einem unerwartet erfreulichen Plus begann das Jahr 2025 für die deutsche Industrieproduktion - auch, weil die Autoindustrie aufholen konnte: Im Januar legte die Fertigung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes im Monatsvergleich um 2,0 Prozent zu. Dies ist der stärkste Produktionsanstieg seit dem vergangenen August.

Nach Einschätzung von ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski „bestätigen diese Daten des Statistischen Bundesamtes, dass die Talsohle der deutschen Industriekonjunktur erreicht ist. Es ist jedoch noch zu früh, um von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen“, schränkt Brzeski ein.

Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei der Fondsgesellschaft Union Investment, erwartet für die kommende Monate eine leichte Zunahme der Industrieproduktion: Er glaube, dass das Frühlingsgefühl auch dann anhalten werde, wenn US-Präsident Trump etwa durch seine Zollpolitik zwischendurch für Eintrübung sorge.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Welche Unternehmen Deutschlands Wachstum und Wohlstand produzieren
15.05.2025

Analyse des McKinsey Global Institute (MGI) zeigt: Statt Effizienzsteigerung in der Breite treiben nur wenige deutsche Unternehmen den...

DWN
Panorama
Panorama Mutterschutz, Veteranen, Strom - was sich im Juni ändert
15.05.2025

Während mit dem Sommer auch die Urlaubszeit beginnt, gilt für Besitzer von Wohnwagen und Wohnmobilen bald eine neue Pflicht – und...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gespräche in Istanbul: Nach neuem Sanktionspaket der EU - Putin kommt nicht
15.05.2025

Russlands Präsident Putin bleibt selbst den Friedensgesprächen in Istanbul fern. Was steckt hinter Putins demonstrativem Fernbleiben? Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeldlos um jeden Preis: Ist Schweden Vorbild oder Extremfall?
15.05.2025

Schweden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem nahezu bargeldlosen Land entwickelt. Seit 2007 hat sich der Bargeldbezug im Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Alternative Investments – unverzichtbar, chancenreich und doch kein Allheilmittel
15.05.2025

Die Weltwirtschaft befindet sich im Umbruch: Globale Krisen, politische Polarisierung, Inflationsdruck und regulatorische Verwerfungen...

DWN
Politik
Politik Europa will Verteidigungspakt – aber Frankreich kämpft um Fische
15.05.2025

Am 19. Mai treffen sich erstmals seit dem Brexit die Spitzen der EU und Großbritanniens zu einem hochrangigen Gipfel in London. Ziel ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...