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Siemens-Stellenabbau: Konzern plant den Abbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen

Nun also auch Siemens: Der Münchener Technologiekonzern reagiert auf die schwache Entwicklung seines Automatisierungsgeschäfts und baut Jobs ab. Auch der Bereich Ladelösungen ist vom Siemens-Stellenabbau betroffen.
18.03.2025 16:26
Aktualisiert: 18.03.2025 16:26
Lesezeit: 2 min
Siemens-Stellenabbau: Konzern plant den Abbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen
Flaggen vor der Siemens-Firmenzentrale: Der Mischkonzern will 6.000 Jobs abbauen (Foto: dpa). Foto: Peter Kneffel

Siemens-Stellenabbau: Automatisierungssparte besonders betroffen

Siemens plant weltweit den Abbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen, davon entfallen 2.850 auf Deutschland. Besonders betroffen ist die Sparte Digital Industries (DI), die zuletzt mit Herausforderungen zu kämpfen hatte. Konzernchef Roland Busch hatte bereits im Herbst einen Stellenabbau in einer niedrigen bis mittleren vierstelligen Höhe in Aussicht gestellt. Nun liegen konkrete Zahlen vor. Der Siemens-Stellenabbau in Deutschland soll ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Insgesamt sollen bis Ende September 2027 rund 5.600 Arbeitsplätze entfallen, davon 2.600 in Deutschland. Besonders betroffen ist das zur Sparte Digital Industries gehörende Automatisierungsgeschäft. Hohe Lagerbestände bei Kunden und Händlern haben dort zu einer schwachen Nachfrage und unzureichender Kapazitätsauslastung geführt.

Der Umsatz im Automatisierungsgeschäft war zuletzt erheblich gesunken. Siemens geht jedoch davon aus, dass sich die Lage im laufenden Jahr wieder verbessern wird. Trotz des Siemens-Stellenabbaus laufen die Geschäfte insgesamt gut: Im ersten Quartal erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro. Siemens begründete die Maßnahmen mit sich verändernden Marktbedingungen. "Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden." Gleichzeitig betonte der Konzern, dass der Personalbestand insgesamt stabil bleiben werde, da in anderen Wachstumsbereichen weiterhin neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Bayern vom Jobabbau bei Siemens wohl besonders betroffen

Konkrete Angaben dazu, wo genau in Deutschland der Siemens-Stellenabbau erfolgen wird, gibt es noch nicht. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Bayern besonders betroffen sein wird, da sich dort die meisten Werke der Sparte Digital Industries befinden.

Zusätzlich sollen bis Ende September dieses Jahres 450 Arbeitsplätze im Bereich Ladelösungen für Elektrofahrzeuge wegfallen, da Siemens diesen Bereich ausgliedern will. Davon entfallen 250 Stellen auf Deutschland.

"Der Markt ist aktuell von starkem Preisdruck und begrenztem Wachstumspotenzial im Segment der Ladesäulen mit niedriger Leistung geprägt. Daher fokussiert sich Siemens auf Marktsegmente wie die Schnell-Ladeinfrastruktur für Depots und Flotten sowie das Laden unterwegs", hieß es seitens des Unternehmens.

Kritik von der Arbeitnehmerseite

Von den Arbeitnehmervertretern gibt es erhebliche Kritik am Siemens-Stellenabbau. "Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen bei der DI und sind angesichts der massiven Abbaupläne überrascht und verärgert", erklärte Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats.

"Wenn die One Tech Company ein Wachstumsprogramm sein soll, dann fordern wir, dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen und nicht nur zur Profitmaximierung gestrichen werden", betonte sie. Siemens hatte das Programm "One Tech Company" im vergangenen Jahr vorgestellt, um verschiedene Unternehmenseinheiten näher zusammenzubringen.

Auch Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und Mitglied des Siemens-Aufsichtsrats, äußerte sich kritisch: "Auf der einen Seite wird eine zukunftsorientierte Unternehmensstrategie entwickelt, auf der anderen Seite fallen Tausende Arbeitsplätze weg. Das ist den Beschäftigten nicht zu vermitteln."

"Das Vertrauen der Mitarbeiter, dass sie durch die Transformation begleitet werden, wird durch solche Maßnahmen stark beeinträchtigt", warnte Kerner. "Die Transformation gelingt nicht durch den Abbau von Arbeitsplätzen, sondern durch positive Veränderungen wie Weiterbildung und Qualifizierung." Betriebsbedingte Kündigungen sind laut Siemens durch die Standort- und Beschäftigungssicherung ausgeschlossen. Kerner stellte jedoch infrage, wie der Konzern seine künftige Unternehmensstruktur mit einer derart drastischen Schrumpfung erreichen wolle: "Diese Strategie ist aus unserer Sicht nicht zielführend."

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