Finanzen

Deutsche Bank-Aktie bricht ein: US-Zölle belasten - sollten Anleger jetzt die Deutsche Bank-Aktie verkaufen?

Ein schwarzer Tag für europäische Banken: Die Deutsche Bank-Aktie hat am Freitag zeitweise mehr als 11 Prozent an Wert verloren und zählt damit zu den größten Verlierern im DAX. Neue US-Strafzölle und ein drohender Handelskrieg mit weltwirtschaftlichen Konsequenzen belastet Bankpapiere. Was bedeutet das für Anleger – und wie geht es weiter mit der Deutsche Bank-Aktie?
04.04.2025 12:35
Aktualisiert: 04.04.2025 12:35
Lesezeit: 4 min
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Deutsche Bank-Aktie verliert deutlich an Boden

Am Freitag verzeichnete die Deutsche Bank-Aktie einen drastischen Kursrutsch. Im frühen Handel notierte das Papier zeitweise bei weniger als 19,20 Euro, ein Minus von über 7,1 Prozent. Doch zur Mittagszeit ging es für die Anteilsscheine des größten deutschen Geldhauses noch weiter abwärts: Über 11 Prozent rutsche die Deutsche Bank-Aktie zeitweise ins Minus, das Tagestief lag zum Handelsstart in den USA bei 18,35 Euro.

Zum Handelsschluss am Donnerstag hatten bereits nur 21,00 Euro auf der Anzeigetafel gestanden – nach einem verlustreichen Tag mit einem Minus von mehr als 6 Prozent. Mit dem Tagestief von Freitag liegt der Deutsche Bank-Aktienkurs nun mehr als 20 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 23,54 Euro.

Mit einem Börsenwert von aktuell rund 39,5 Milliarden Euro belegt die Deutsche Bank Platz 16 im deutschen Leitindex. Trotz der Kursschwäche bleibt das Kreditinstitut damit ein Schwergewicht im DAX – nach SAP und Siemens zählt die Deutsche Bank weiterhin zu den wichtigsten Titeln im Index.

Trump-Zölle erschüttern die Märkte

Für die Finanzmärkte kam die Eskalation im Handelsstreit am Donnerstag überraschend. Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle belasten sämtliche Importe in die USA pauschal mit zehn Prozent – für die Europäische Union sogar mit 20 Prozent. Die Märkte hatten mit milderen Maßnahmen gerechnet. Umso härter fiel die Reaktion der Anleger aus. Besonders Finanztitel standen unter Druck.

Banken wie die Deutsche Bank geraten in einem solchen Szenario besonders ins Visier der Investoren. Als international aufgestelltes Geldhaus mit starkem US-Geschäft ist das Institut anfällig für konjunkturelle Abschwünge. Steigende Zinsen und sinkende Kreditvergaben in wirtschaftlich unsicheren Zeiten verschlechtern die Geschäftsaussichten. Ökonomen warnen vor einem Rückgang des globalen Bruttoinlandsprodukts um 0,83 Prozent. Für Deutschland wird ein Minus von 0,5 Prozent prognostiziert – noch ohne Berücksichtigung möglicher Gegenmaßnahmen der EU.

Zinsumfeld verschärft die Lage

Neben den Zollängsten drückt auch das Zinsumfeld auf die Stimmung. Die Renditen deutscher Staatsanleihen sanken am Donnerstag spürbar – ein klassisches Zeichen für eine Flucht in sichere Häfen. Doch das bedeutet auch: Banken verdienen weniger mit dem Zinsgeschäft. Das betrifft direkt die Deutsche Bank-Aktie, da die Zinsmarge im Kreditgeschäft entscheidend für den Gewinn ist.

Der jüngste Kursrutsch führt die Deutsche Bank-Aktie unter das Niveau ihrer 50-Tage-Linie bei 20,58 Euro. Ein Unterschreiten dieser Marke könnte nun auch aus technischer Sicht weitere Verluste nach sich ziehen.

Zusätzlicher Druck durch DWS-Bußgeld

Ein weiterer belastender Faktor ist ein Bußgeld in Höhe von 25 Millionen Euro gegen die DWS Group, die Fondstochter der Deutschen Bank. Grund sind Greenwashing-Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte ein geringeres Strafmaß erwartet, wodurch die Nachricht zusätzlich negativ aufgenommen wurde.

Zwar hat die DWS ausreichende Rückstellungen gebildet, sodass das Bußgeld keinen Einfluss auf den Gewinn des ersten Quartals haben sollte. Dennoch ist der Vorfall ein weiterer Imageschaden – und ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor für die Deutsche Bank-Aktie.

Geschäftszahlen unter der Lupe

Im Geschäftsjahr 2022 konnte die Deutsche Bank einen Umsatz von 5,02 Milliarden Euro und einen Gewinn von 5,60 Milliarden Euro erzielen. Ende 2022 beschäftigte das Geldhaus weltweit rund 89.753 Menschen.

Im jüngsten Quartal, das am 31. Dezember 2024 endete, lag das Ergebnis je Aktie (EPS) bei 0,60 Euro – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert von 0,65 Euro. Der Umsatz fiel um 7,21 Prozent von 15,74 Milliarden Euro auf 14,60 Milliarden Euro. Die nächste Quartalsbilanz wird für den 29. April 2025 erwartet. Analysten rechnen mit einem Jahresgewinn 2025 in Höhe von 2,83 Euro pro Aktie und einer Dividende von 0,999 Euro. Das durchschnittliche Kursziel für die Deutsche Bank-Aktie liegt laut Analysten bei 23,04 Euro – das entspricht einem Potenzial von über neun Prozent gegenüber dem aktuellen Kursniveau.

Wie sollten Anleger auf die Deutsche Bank-Aktie reagieren?

Nach einem Kursverlust von über 11 Prozent innerhalb weniger Tage ist die Deutsche Bank-Aktie stark unter Druck geraten. Dennoch sollten Anleger nicht in Panik verfallen. Börsenlegende Warren Buffett rät: „Be greedy when others are fearful.“ Zwar ist Geduld gefragt – aber es ist noch nicht zu spät für diplomatische Lösungen im Zollkonflikt. Die Deutsche Bank-Aktie ist mit einem Forward-KGV von 8 und einer Dividendenrendite von 4,6 Prozent attraktiv bewertet. Sollten die Märkte sich beruhigen und der Wirtschaft in Deutschland durch das geplante Finanzpaket neues Wachstum gelingen, könnten sich für die Deutsche Bank neue Chancen ergeben.

Für kurzfristige Neuengagements ist es derzeit jedoch zu früh. Wer investiert ist, sollte den Stoppkurs bei 18,50 Euro im Blick behalten. Neueinstiege sollten erst erfolgen, wenn sich eine technische Bodenbildung abzeichnet oder politische Entspannung erkennbar wird.

Deutsche Bank-Aktie: Was sagen die Analysten?

Die Deutsche Bank-Aktie steht aktuell exemplarisch für die Unsicherheiten an den globalen Finanzmärkten. Der Mix aus geopolitischen Risiken, geldpolitischem Druck und regulatorischen Belastungen trifft das Geldhaus mit voller Wucht. Anleger sollten Ruhe bewahren, aber die Entwicklung der Deutsche Bank-Aktie und des Deutsche Bank-Aktienkurses genau verfolgen. Solange sich der Sturm nicht gelegt hat, gilt: beobachten statt handeln.

Vor der Ankündigung der US-Zölle fielen die Kursziele und Einschätzungen von mehreren großen Finanzinstitutionen positiv aus. Goldman Sachs hat die Deutsche Bank-Aktie mit einem Kursziel von 28,40 Euro auf „Buy“ belassen. Das Ziel, eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von 10 Prozent im Jahr 2025 zu erreichen, bleibt ein zentraler Punkt für die Strategie der Bank, schrieb Analyst Chris Hallam am 27. März. Die angekündigten Personaländerungen im Vorstand unterstreichen die Beständigkeit dieses Ziels und schaffen gleichzeitig die nötige Übergangszeit für eine längerfristige Strategie bis 2026.

JPMorgan bewertete die Deutsche Bank nach dem überraschenden Wechsel des Finanzvorstands mit einem Kursziel von 26,30 Euro und einer Einstufung von „Overweight“. Analyst Kian Abouhossein sah am 27. März keine negativen Auswirkungen auf die finanzielle Entwicklung der Bank und betont, dass der Übergang zu Raja Akram, der im Oktober ins Unternehmen tritt, gut geplant ist. Zudem könnte die Vertragsverlängerung von CEO Christian Sewing bis 2029 für zusätzliche Stabilität sorgen.

Die kanadische Bank RBC hob am 23. März ihr Kursziel für die Deutsche Bank-Aktie von 22 auf 26 Euro an, die Einstufung lautet „Outperform“. Analystin Anke Reingen hebt hervor, dass das deutsche Finanzpaket der Bank zu höheren Wachstumserwartungen und einer steileren Zinskurve geführt hat. Langfristig sieht RBC weiteres Potenzial für die Aktie, trotz der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten.

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