Saluschnyj: Ukrainische Einsätze mit USA in Wiesbaden geplant
Der ehemalige ukrainische Oberbefehlshaber und heutige Botschafter in Großbritannien, Walerij Saluschnyj, hat bestätigt, dass ukrainische Militäreinsätze im Krieg gegen Russland in enger Abstimmung mit den USA geplant wurden – und zwar in Wiesbaden, Hessen.
Laut einem Facebook-Beitrag des Generals wurden dort Operationen konzipiert, Kriegssimulationen durchgeführt und konkrete Bedarfe der ukrainischen Streitkräfte ermittelt. Diese Informationen seien direkt an Washington und europäische Hauptstädte weitergeleitet worden.
Ex-Oberbefehlshaber enthüllt geplante Militäreinsätze in Wiesbaden
Saluschnyj reagierte mit seinem Beitrag auf einen Artikel der New York Times von Ende März, der die Rolle der USA nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 beleuchtete. Der Artikel hob hervor, dass die Zusammenarbeit nicht nur die Lieferung von Waffen und Geheimdienstinformationen umfasste, sondern auch die gemeinsame Planung ukrainischer Gegenoffensiven in Wiesbaden.
Bis Februar 2024 führte Saluschnyj das Oberkommando, bevor Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn absetzte und als Botschafter nach Großbritannien entsandte. Moskau hatte der Führung in Kiew immer wieder vorgeworfen, eigentlich nur ein Instrument Washingtons zu sein. Russland bezeichnete den Konflikt als einen Stellvertreterkrieg der USA.
Nato-Projekt (NSATU) am US-Stützpunkt Wiesbaden seit 2022
Bereits im Sommer 2022 wurde mit britischer Unterstützung ein gemeinsames Planungs- und Koordinationszentrum eingerichtet. Zuvor war ab April desselben Jahres in Stuttgart ein erstes Koordinationszentrum für internationale Militärhilfe aktiv. Dieses wurde später nach Wiesbaden verlegt.
Die enge operative Zusammenarbeit zwischen ukrainischen und US-amerikanischen Militärs wurde bislang nicht öffentlich in dieser Form bestätigt. Saluschnyj spricht nun offen über die strategische Partnerschaft auf deutschem Boden.
NSATU: Nato mit eigenem Koordinierungszentrum in Wiesbaden
Parallel zur bilateralen Zusammenarbeit zwischen Kiew und Washington koordiniert die Nato das neue Hauptquartier in Wiesbaden, welches für Waffenlieferungen und langfristige Ausbildungsaktivitäten für ukrainische Streitkräfte zuständig ist. Dieses Vorhaben wurde zuletzt vom Nordatlantikrat beschlossen und durch die Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten bestätigt.
NATO-Generalsekretär Stoltenberg sprach davon, dass fast 700 Personen aus NATO-Staaten und Partnerländern an dem Kommando beteiligt sein sollen. Oberste Zuständigkeit hat nach Stoltenbergs Worten ein Drei-Sterne-General, der dem Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa untersteht. Im östlichen Teil des Bündnisgebiets sollen zudem Logistik-Knotenpunkte entstehen. Details dazu nannte Stoltenberg nicht.
Das neue Projekt trägt den Arbeitstitel „Nato Security Assistance and Training for Ukraine“ (NSATU). Die meisten NATO-Staaten hatten sich zuvor eigentlich für den Namen „NATO Mission Ukraine“ ausgesprochen. Die Bundesregierung vertrat allerdings den Standpunkt, dass dieser irrtümlich so verstanden werden könnte, dass das Bündnis Soldaten in die Ukraine schicken wolle.
Nato-Mitglieder: Reaktionen innerhalb des Bündnisses
Einige Nato-Mitglieder, darunter Ungarn, äußern weiterhin Bedenken. Die Regierung in Budapest befürchtet eine mögliche Eskalation und wird sich daher nicht finanziell oder personell an dem Projekt beteiligen. In den meisten anderen Mitgliedsstaaten wird das Risiko jedoch als beherrschbar eingeschätzt.
Ein weiterer Hintergrund für den Ausbau der Nato-Strukturen ist die Unsicherheit über die künftige Rolle der USA. Sollte Donald Trump 2025 erneut Präsident werden, ist unklar, ob die bisherige Unterstützungspolitik für die Ukraine aufrechterhalten wird. Das neue Nato-Zentrum könnte als Absicherung dienen, um im Fall eines politischen Kurswechsels in Washington handlungsfähig zu bleiben.