Wirtschaft

Zollkrieg: Zweite Stufe von Trumps Zollpaket tritt offiziell in Kraft

Das von US-Präsident Donald Trump initiierte Zollpaket hat eine neue Stufe erreicht. Seit Mitternacht US-Ortszeit (6.01 Uhr MESZ) gelten für viele Staaten erhöhte Abgaben – besonders gegenüber Ländern mit hohem Handelsdefizit, wie es die Regierung der Vereinigten Staaten mitteilt.
09.04.2025 07:51
Aktualisiert: 09.04.2025 07:51
Lesezeit: 3 min
Zollkrieg: Zweite Stufe von Trumps Zollpaket tritt offiziell in Kraft
US-Präsident Trump während einer Nachrichtenberichterstattung in einem Devisenhandelsraum in Seoul, Südkorea (Foto: dpa). Foto: Lee Jin-man

Trumps Zollpaket: Eskaliert nun der Zollkrieg?

Jedes Land erhält spezifische Zolltarife, die neben regulären Einfuhrzöllen auch sonstige Handelshemmnisse berücksichtigen. Daraus ergibt sich die genaue Höhe der US-Zölle für betroffene Importe innerhalb des neuen Zollpakets.

Deutschland wird im Maßnahmenkatalog nicht separat erwähnt, fällt jedoch unter die 20-Prozent-Abgabe für die gesamte Europäische Union. Ökonomen hinterfragen jedoch die Datenbasis der Länderliste und werfen den Verantwortlichen vor, auf mangelhafte Annahmen gebaut zu haben. China trifft es besonders hart: Trump verschärfte seine Maßnahmen als Antwort auf Pekings Vergeltungsschritte erneut.

Trumps Sprecherin Leavitt: "Telefon klingelt ununterbrochen"

Bereits am Samstag war die erste Stufe des umfassenden Zollpakets in Kraft getreten: einheitliche US-Zölle von zehn Prozent auf globale Importe. Einige Produkte bleiben davon jedoch verschont – etwa solche mit bestehenden Sonderregelungen, darunter Stahl, Aluminium, Fahrzeuge sowie deren Einzelteile. Ebenso ausgenommen sind bestimmte Erzeugnisse wie Arzneien, Halbleiter, Kupfer, Holzartikel und spezielle Mineralien. Dennoch plant die US-Regierung unter Trump, auch diese Warengruppen künftig mit Trump-Zöllen zu belegen.

Trump präsentierte das weitreichende Zollpaket symbolträchtig im Rosengarten des Weißen Hauses unter dem Motto "Tag der Befreiung". Daraufhin erklärten zahlreiche Staaten Gegenmaßnahmen. Andere Länder setzen auf diplomatische Gespräche. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt erklärte in Washington, fast 70 Nationen hätten sich bereits an die US-Behörden gewandt – das Telefon stehe "nicht still". Manche Staatschefs wollten laut Leavitt sogar direkt "in den Flieger steigen", um mit den USA zu verhandeln.

Schärfere Maßnahmen gegen China im Zollkrieg

Mit dem neuen Zollpaket startet Trump einen offenen Zollkrieg gegen viele Handelspartner. Besonders China steht dabei im Fokus – Trump nennt es den "größten Übeltäter". Nachdem Peking auf die US-Zölle mit einer Gegenreaktion von 34 Prozent antwortete, verschärfte Washington die eigenen Maßnahmen drastisch: Die Abgaben auf chinesische Produkte stiegen auf insgesamt 104 Prozent. Am Dienstag (Ortszeit) unterzeichnete Trump ein entsprechendes Dekret.

Trotz des eskalierenden Handelskriegs glaubt Trump, dass China verhandeln will. Das Land strebe ein Abkommen an, wisse aber noch nicht, wie es dies umsetzen solle, schrieb er auf Truth Social. "Wir warten auf ihren Anruf. Es wird geschehen!", so Trump.

Auch mit der EU sind die Spannungen gewachsen. Ein Vorschlag aus Brüssel, alle gegenseitigen US-Zölle auf Industriegüter zu streichen, wurde von Trump abgelehnt. Stattdessen forderte er mehr Energieimporte aus den USA als Ausgleich.

EU bereitet Antwort auf Trump-Zölle vor

Am Nachmittag will sich die EU auf erste Reaktionen gegen die Trump-Zölle auf Stahl und Aluminium einigen – Maßnahmen, die dem umfassenden Zollpaket vorausgingen. Ursprünglich war geplant, amerikanischen Whiskey mit Zusatzzöllen zu belegen – diese Maßnahme wird nun wohl nicht umgesetzt.

Aus EU-Kreisen heißt es, dass neue Abgaben von etwa 25 Prozent auf Kleidung, Sojabohnen sowie Produkte aus Stahl, Eisen und Aluminium zur Abstimmung stehen. Andere Warengruppen sollen mit zehn Prozent belegt werden. Insgesamt umfasst die Liste der geplanten Maßnahmen 66 Seiten.

Laut FAZ könnten einige der Gegenzölle bereits kommende Woche gelten. Weitere Maßnahmen sollen ab Mitte Mai und manche Abgaben – wie etwa auf Sojabohnen und Mandeln – erst zum 1. Dezember in Kraft treten.

Anna Cavazzini (Grüne), Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, sprach von durchdachten und verhältnismäßigen Gegenmaßnahmen, die den Schaden auf US-Seite größer machten als auf europäischer.

Globale Unsicherheit durch neues Zollpaket

Die Reaktionen auf das neue Zollpaket blieben nicht aus: Börsen weltweit reagierten mit Kursverlusten. Zwar erholten sich die Märkte leicht, doch die aggressive US-Handelspolitik sorgt weiterhin für Unsicherheit.

Wirtschaftsexperten befürchten, dass der sich verschärfende Handelskrieg eine weltweite Krise auslösen könnte. Auch in den Vereinigten Staaten wachsen die Rezessionsängste. Selbst unter Trumps Unterstützern regt sich Unmut.

So entbrannte ein öffentlicher Streit zwischen Tesla-Chef Elon Musk und Trumps Handelsberater Peter Navarro. Auslöser war offenbar ein Disput über die Strategie im neuen Zollkrieg.

Navarro hatte erklärt, Musk störe sich an den US-Zöllen, da Teslas Geschäftsmodell auf günstigen Komponenten aus Übersee basiere. Musk reagierte scharf: Navarro sei ein "Idiot" und "dümmer als ein Sack Ziegel".

Trump sieht USA im Aufbruch durch sein Zollpaket

Noch nie griff eine US-Regierung so tief in die globale Handelsordnung ein. Doch Trump zeigt sich unbeirrt – das neue Zollpaket markiere für ihn den Beginn eines "goldenen Zeitalters" für Amerika.

Mit seiner Zollpolitik verfolgt Trump zwei Ziele: die heimische Wirtschaft stärken und ausländische Staaten zu Zugeständnissen zwingen. Die erwarteten Einnahmen aus den Trump-Zöllen sollen zudem helfen, die im Wahlkampf versprochenen Steuersenkungen zumindest teilweise zu finanzieren.

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