Technologie

Japanisches Genie revolutioniert Energiewende – Supermagnet jetzt 20 Milliarden Euro wert

Im globalen Wettrennen um Energiesouveränität und technologische Vorherrschaft hat sich ein unscheinbares Element als strategischer Rohstoff der Zukunft entpuppt: der Neodym-Eisen-Bor-Magnet, kurz NdFeB. Die Technologie, entwickelt vom japanischen Forscher Masato Sagawa, ist heute der unsichtbare Motor der Energiewende – und der Markt dafür wird mittlerweile auf über 20 Milliarden Euro geschätzt.
17.04.2025 15:22
Lesezeit: 2 min
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Ein Magnet, der den Westen wachrütteln sollte

Was viele nicht wissen: Ohne diesen Supermagneten wären Windräder, Elektroautos, Batteriespeicher und sogar Smartphones technisch kaum denkbar. „Die meisten kennen Batterien – aber kaum jemand weiß, dass ohne hochwertige Magnete keine Batterie effizient genutzt werden kann“, sagt Nora Dempsey, Physikerin am CNRS in Grenoble, im Gespräch mit der schwedischen Zeitung Dagens industri.

Die Geschichte beginnt in den 1970er Jahren in Japan. Masato Sagawa arbeitete an einem Ersatz für die teuren und spröden Samarium-Kobalt-Magnete, die bis dahin als stärkste Magnete der Welt galten. Doch es gelang ihm, das Unmögliche möglich zu machen: Die Entdeckung des Neodym-Eisen-Bor-Magneten, der nicht nur leistungsfähiger, sondern auch günstiger herzustellen war. „Er ist doppelt so stark wie Samarium-Kobalt und zehnmal stärker als Hartferrit-Magnete“, so Dempsey.

Diese Entdeckung markierte einen Paradigmenwechsel in der Magnettechnologie – und wurde zur Grundlage für ganze Industriezweige.

Energieumwandlung ohne Verluste – Chinas stilles Monopol

Der NdFeB-Magnet ersetzt nicht nur mechanische Zahnräder in Windkraftanlagen – er verringert das Gewicht von Elektromotoren, senkt Energieverluste und steigert die Effizienz bei der Umwandlung mechanischer in elektrische Energie. Genau das macht ihn für die Energiewende unverzichtbar.

Doch die Kehrseite: China kontrolliert heute über 80 Prozent der globalen Verarbeitung Seltener Erden, ohne die dieser Magnet nicht existieren würde. Die EU und die USA stehen unter wachsendem Druck, die Abhängigkeit von chinesischem Technologiemonopol zu reduzieren.

„Wir sprechen über ein technologisches Rückgrat unserer Infrastruktur – und haben die Kontrolle darüber aus der Hand gegeben“, warnt ein EU-Diplomat hinter vorgehaltener Hand.

Recycling? Keine Lösung für die steigende Nachfrage

Auch das vielbeschworene Recycling wird das Problem nicht lösen, wie Dempsey nüchtern analysiert: „Recycling wird immer Teil der Lösung sein, aber niemals die steigende globale Nachfrage decken. Zu komplex, zu unterschiedlich in Zusammensetzung und Verunreinigung.“ Die effizienteste Option wäre laut ihr die direkte Wiederverwendung alter Magnete – doch das scheitert meist an Form, Größe oder Beschichtung.

Geopolitik und der unsichtbare Rohstoffkrieg

Was sich hier abspielt, ist längst mehr als nur eine Frage der Technik. Die Supermagneten sind zum Zünglein an der Waage im globalen Machtkampf geworden. Während die USA der Ukraine ein Mineralienabkommen vorlegen und sich gegen Chinas Vormachtstellung aufstellen, beginnt auch Europa langsam zu begreifen, dass es nicht nur um Öl und Gas, sondern um Magnetismus und Materialwissenschaft geht.

Der Magnet, den niemand sieht – aber jeder braucht

Die Entdeckung Masato Sagawas ist still zur vielleicht wichtigsten Erfindung der Energiewende geworden – ein Baustein, ohne den keine Windkraft, kein Elektroauto und kein Hightech-Produkt der Zukunft funktioniert. Der globale Kampf um NdFeB und Seltene Erden ist längst entbrannt. Und Europa steht – wieder einmal – unter Zugzwang. Denn ohne diesen unsichtbaren Magneten bleibt die große Transformation ein schöner Traum – und China die Realität.

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