Technologie

Mit KI zum Durchbruch: Wie die Wellenkraft zur nächsten Energie-Revolution werden soll

Europa steht vor der nächsten Energie-Revolution: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz könnte die bislang unterschätzte Wellenkraft zur Schlüsseltechnologie einer unabhängigen und stabilen Stromversorgung werden.
26.04.2025 18:07
Lesezeit: 2 min
Mit KI zum Durchbruch: Wie die Wellenkraft zur nächsten Energie-Revolution werden soll
KI trifft Naturkraft: Intelligente Wellenbojen sollen Europas Energieversorgung revolutionieren. (Foto: dpa) Foto: Uwe Anspach

Während Europa fieberhaft nach neuen, verlässlichen Energiequellen sucht, rückt eine lange unterschätzte Technologie in den Fokus: die Wellenkraft. Jahrzehntelang als ineffizient und schwer skalierbar belächelt, könnte sie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz endlich ihren internationalen Durchbruch schaffen – und das Energiespiel neu ordnen.

Die stille Kraft der Ozeane

Wellenenergie hat ein kaum ausgeschöpftes Potenzial. Im Vergleich zu Wind- oder Solarenergie ist sie gleichmäßiger, wetterunabhängiger – und bis zu dreimal so ergiebig pro Quadratmeter. Doch trotz dieser Vorteile sucht man großflächige, funktionierende Wellenkraftwerke bis heute vergeblich. Die Gründe liegen in hohen Investitionskosten, technologischer Komplexität – und im Vertrauen der Kapitalmärkte.

„Die Technologie war oft zu teuer, zu früh zu groß gedacht“, erklärt Mikael Sidenmark, Gründer des schwedischen Unternehmens Ocean Harvesting. Seine Firma arbeitet seit Jahren an einem modularen System, bei dem schwimmende Bojen mit dem Meeresgrund verankert sind und die Kraft der Wellen in Strom umwandeln.

Künstliche Intelligenz als Gamechanger

Das Kernproblem der Wellenkraft liegt in der Kontrolle: Jede Welle ist anders. Um maximale Energie herauszuholen, muss die Zugkraft in Echtzeit optimal angepasst werden. „Das geht nur mit komplexen Rechenmodellen“, sagt Sidenmark – und genau hier kommt KI ins Spiel.

Mithilfe lernender Algorithmen soll die Bewegung der Boje präzise vorhergesagt und die Energiegewinnung pro Welle maximiert werden. Ein neues EU-gefördertes Projekt bringt Forscher aus Italien und Irland zusammen, die an einer ressourcenschonenden Echtzeit-Steuerung arbeiten. Das Ziel: marktreife Systeme, die nicht nur auf dem Papier funktionieren.

Ein neuer Industriezweig entsteht

Der Antriebsstrang von Ocean Harvesting wird derzeit im Maßstab 1:3 in Italien getestet. Bereits in wenigen Jahren will man zur Serienproduktion übergehen. „Wir sprechen mit Energiegiganten wie Vattenfall, Equinor oder Ørsted“, sagt Sidenmark. Für diese Konzerne ist Wellenkraft vor allem eines: die perfekte Ergänzung zu schwimmenden Offshore-Windparks.

Denn die Systeme benötigen keine zusätzliche Fläche – sie teilen sich die Infrastruktur auf See. Das senkt Kosten, erhöht die Versorgungssicherheit und macht das gesamte System resilienter gegen Schwankungen bei Wind oder Sonne.

Fazit: Europas unentdeckter Schatz unter den Wellen

Während Solar- und Windkraft vielerorts an ihre Grenzen stoßen, könnte das Meer Europas nächster großer Energielieferant werden. Die neue Generation KI-gestützter Wellenkraftwerke ist klein, flexibel – und könnte ausgerechnet jetzt, im Zeitalter der Energiesouveränität, zum geopolitischen Trumpf werden. Voraussetzung: Die Politik erkennt das Potenzial früh genug – und handelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage abschaffen: Wirtschaftlicher Nutzen bleibt fraglich
20.06.2025

Bringt die Abschaffung von Feiertagen wirklich mehr Wirtschaftswachstum? Eine aktuelle Studie analysiert reale Beispiele aus mehreren...

DWN
Politik
Politik Internationales Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Putin spricht zur Weltlage – und Selenskyj stellt seine Legitimität infrage
20.06.2025

Während Russland sich beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg als globaler Akteur inszeniert, stellt die Ukraine Putins...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Börse erholt sich zum Start in den Freitagshandel nach mehreren Verlusttagen
20.06.2025

Der DAX hat eine schwierige Woche hinter sich – doch am Freitag zeigt sich Hoffnung. Die Anleger blicken auf politische Entwicklungen und...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Europäische Initiative zur Lösung des Atomkonflikts
20.06.2025

Der militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich weiter zu – doch parallel bemühen sich europäische Diplomaten um...

DWN
Technologie
Technologie EU-Energielabel für Smartphones kommt
20.06.2025

Ein neues EU-Energielabel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf von Smartphones und Tablets künftig zeigen, wie effizient,...

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...