Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China verschärfen sich weiter – und zeigen nun auch handfeste Auswirkungen auf den internationalen E-Commerce. Inmitten des sich zuspitzenden Zollkonflikts unter der Regierung von Donald Trump ziehen sich immer mehr Händler vom Amazon Prime Day zurück – einem der wichtigsten Umsatztreiber des US-Onlineriesen. Der Grund: Die drastischen Zollerhöhungen auf chinesische Waren machen einen wirtschaftlich sinnvollen Verkauf für viele Anbieter unmöglich.
Händler kapitulieren vor Trumps Zollpolitik – Produktion wandert ab
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, verzichten zahlreiche Händler in diesem Jahr entweder vollständig auf eine Teilnahme oder schränken ihre Rabattaktionen drastisch ein. Besonders betroffen: Verkäufer, die stark auf in China gefertigte Produkte angewiesen sind. Trump hat die Importzölle auf chinesische Produkte jüngst auf bis zu 145 Prozent erhöht – eine Maßnahme, die nicht nur Peking provoziert, sondern auch kleine und mittlere US-Unternehmen in die Enge treibt.
Ein Beispiel: Steve Green, bislang erfolgreicher Verkäufer von in China gefertigten Fahrrädern und Skateboards auf Amazon, hat angekündigt, in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2020 nicht am Prime Day teilzunehmen. Die wirtschaftliche Rechnung geht für ihn nicht mehr auf. Stattdessen will er seine Lagerbestände zurückhalten und später zum regulären Preis absetzen – eine Strategie, die auf steigende Preise und Verknappung setzt.
Auch Kim Vaccarella, Chefin des Handtaschenlabels Bogg Bag, sieht sich gezwungen, ihre Teilnahme zu streichen. Ihre in China produzierten Taschen bleiben vorerst im US-Lager. Um sich langfristig von der chinesischen Abhängigkeit zu lösen, sucht das Unternehmen nun nach alternativen Produktionsstandorten in Südostasien – insbesondere in Kambodscha und Vietnam.
Amazon im Spannungsfeld geopolitischer Machtspiele
Der Amazon Prime Day ist eigentlich ein Fest für Schnäppchenjäger. Im vergangenen Jahr gaben US-Verbraucher laut Adobe Analytics stolze 14,2 Milliarden Dollar aus – ein Anstieg von 11 Prozent gegenüber 2023. Doch der wachsende geopolitische Druck wirft einen Schatten auf das Ereignis. Das genaue Datum des diesjährigen Prime Days wurde bislang nicht bekannt gegeben, doch Amazon hat angekündigt, dass das Event über vier Tage im Juli laufen soll – sofern die politische Großwetterlage dies überhaupt noch erlaubt.
Der Handelskrieg, der unter der Präsidentschaft Trumps erneut an Schärfe gewinnt, könnte sich damit nicht nur auf Staatsbilanzen und Industriekonzerne auswirken, sondern auch den Konsumalltag der Bürger massiv verändern. Die Frage steht im Raum: Ist das goldene Zeitalter des billigen Online-Shoppings vorbei?