Philipp Vorndran: „Politik versucht das Unmögliche“
Die grundlegende Problematik sei universell, so Vorndran: „Politiker weltweit versuchen, das Unmögliche zu schaffen. Sie kämpfen mit explodierenden Staatsschulden und suchen verzweifelt nach Wegen, die Refinanzierungskosten zu senken.“
Donald Trump etwa setze auf Zölle und erwäge sogar radikale Maßnahmen wie ein Mar-a-Lago-Abkommen – also etwa den Ausschluss ausländischer Investoren von US-Staatsanleihen-Coupons. China exportiere seine strukturellen Probleme ins Ausland, während Deutschland die Staatsausgaben hochfahre.
Für Anleger sei entscheidend: „Staatsschulden wachsen sekündlich – und das erhöht das Risiko von Staatsanleihen dramatisch.“
„Das Finanzsystem, wie wir es kannten, ist am Ende“
Ob die Zollfrage zwischen den USA und China gelöst werde, spiele kaum noch eine Rolle: Schon moderate Maßnahmen wie 10 % Grundzölle vervierfachten die bisherige Belastung. Für Vorndran steht fest: Der nächste Schlag aus dem Weißen Haus werde folgen.
Die zentrale Anlagethese – Stabilität von US-Dollar und Staatsanleihen – werde erschüttert. Investoren weltweit suchten bereits nach Alternativen. „Der Dollar ist angeschlagen, insbesondere gegenüber asiatischen Währungen.“
„Gold ist zurück – und das zu Recht“
Auf die Frage, ob Gold den Dollar als sicheren Hafen ablösen könne, antwortet Vorndran: „Nicht vollständig – aber Gold profitiert massiv.“ Die steigende Nachfrage sei Ausdruck eines fundamentalen Vertrauensverlusts in Papiergeldsysteme. „Wir bewegen uns auf global diversifizierte Portfolios zu. Der Dollar bleibt wichtig, aber das Zeitalter der Ein-Währungs-Dominanz ist vorbei.“
Für Anleger bedeute das: Die Strategien der letzten 80 Jahre sind nicht mehr verlässlich. Immobilien, Gold und breit gestreute Aktienportfolios seien die neue Realität. „Ich lobe jeden, der reale Vermögenswerte hält – das schützt vor dem unberechenbaren Zugriff des Staates.“ Als Vorbild nennt Vorndran den norwegischen Staatsfonds: ein Anlagehorizont von 20 Jahren, global gestreute Aktien und Anleihen, jährliche Renditen um die 7 %. „Volatilität gehört dazu – aber Geduld zahlt sich aus.“
„Physisches Gold ist Pflicht – Bitcoin bleibt Spekulation“
Zehn Prozent physisches Gold im Vermögen – das sei seit 15 Jahren seine Empfehlung, und daran halte er fest: „Nicht wegen des Preises, sondern wegen der Staatsverschuldung.“ Bitcoin hingegen sei für ihn kein Anlageinstrument, sondern ein „intellektuelles Experiment“. „Solange niemand mir den inneren Wert berechnen kann, hat Bitcoin im Portfolio meiner Kunden nichts verloren.“
Zur innenpolitischen Lage äußert sich Vorndran skeptisch: Zwar sieht er Fortschritte unter Friedrich Merz, doch fehle der Bevölkerung der Wille zur Reform. „Die Deutschen arbeiten zu wenig, investieren zu langsam, und die Bürokratie lähmt jede Transformation.“ Die geplanten 500 Milliarden Euro für Infrastruktur seien zwar gewaltig – doch ohne Personal und schnellere Verfahren bleibe das Geld liegen. „Wenn nicht einmal 30 Millionen Euro für Kommunalstraßen umgesetzt werden können, wird auch ein halber Billionenbetrag keine Wunder wirken.“
„Wirtschaftlich überleben wir – aber zu welchem Preis?“
Eine globale Rezession sieht Vorndran nicht zwingend – wohl aber eine massive Schuldenausweitung. Für Anleger bedeute das: „Raus aus Nominalwerten – wer auf Bargeld und Anleihen setzt, verliert reale Kaufkraft.“ Und er zieht ein persönliches Fazit: „Als Anleger bin ich vorsichtig optimistisch – als Bürger bin ich tief besorgt.“