Wirtschaft

„Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club Europa (ACE) eine erhebliche Gefährdung für den Verkehr. Kann sich Lage durch mehr E-Ladesäulen noch verschärfen?
15.06.2025 07:43
Lesezeit: 2 min
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„Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung beklagt, angesichts fehlender Lkw-Stellplätze fehle den Fahrern auch oft der Zugang zu sanitären Anlagen. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Kahnert

Vom 15. April bis zum 3. Juni ließ der Verkehrsclub zählen, wie viele Lastwagen an Autobahnen jeweils ab 20.30 Uhr abgestellt wurden. Bei Kontrollen in Ostdeutschland soll die Situation auf dem südlichen Berliner Ring (A10) und der A24 in Mecklenburg-Vorpommern etwa wegen falsch geparkter Lkw besonders risikoreich gewesen sein.

„Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung

„Ab 16, 17 Uhr fängt der Kleinkrieg um die Parkplätze an“, beschreibt der Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, die Situation. Der Bund will die Engpässe eindämmen und verweist unter anderem darauf, dass die Zahl der Stellplätze seit 2018 stetig erhöht wurde.

ACE: Große Überbelegung an Rastanlagen in Ostdeutschland

Auch wenn die Lkw-Zählung des ACE eine Momentaufnahme darstellt, ergab sie laut Verkehrsclub an 31 überprüften Rastanlagen in den ostdeutschen Ländern eine massive Überbelegung. Es seien dort insgesamt 2.168 abgestellte Lkw gezählt worden, teilte der Club mit. Zur Verfügung stehen laut Autobahngesellschaft des Bundes an diesen Rastanlagen 1.412 Plätze, sodass sich eine Überlegung von um die 50 Prozent ergibt.

Auf 21 der 31 überprüften Rastanlagen seien konkrete Verkehrsgefährdungen vor allem in den Nachtstunden mit beschränkter Sicht festgestellt worden, beklagte der ACE. Besonders häufig parkten Lkw in den Ein- und Ausfahrten. Zudem standen Lkw teils auf Stellflächen, die für Pkw vorgesehen waren. „Positiv hervorzuheben ist, dass auf keinem Rastplatz Lkw auf dem Seitenstreifen der Autobahn abgestellt waren“, hieß es.

Rastanlagen auf A10 und A24 fielen besonders auf

Die Rastanlagen Fichtenplan Süd an der A10 - im Landkreis Dahme-Spreewald am südlichen Berliner Ring – sowie Stolpe Nord an der A24 (Mecklenburg-Vorpommern) sind laut Kontrolle wegen etlicher Verkehrsgefährdungen besonders negativ aufgefallen. Der ACE initiierte die Stichprobe bei abgestellten Lastwagen an Rastanlagen angesichts des „Tags der Verkehrssicherheit“ am 21. Juni. Gezählt wurde an den Tagen Montag bis Freitag – also ohne Wochenend-Standzeiten der Lkw. Die bundesweiten Ergebnisse sollen am 18. Juni vorgestellt werden.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung beklagt, angesichts fehlender Lkw-Stellplätze fehle den Fahrern auch oft der Zugang zu sanitären Anlagen. Fahrzeuge, die an Auf- und Abfahrten von Rastanlagen stehen, gefährdeten zudem sich und andere Verkehrsteilnehmer.

Der Verband schlägt unter anderem vor, mehr Plätze auch abseits der Autobahnen zu schaffen und fordert eine Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete müssten Lkw-Stellplätze Pflicht sein, so Engelhardt.

Kann sich Lage durch mehr E-Ladesäulen verschärfen?

Der Verband befürchtet zudem, dass sich die Situation durch den nötigen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw in den kommenden noch verschärft. „Denn dann werden aus jeweils drei Lkw-Stellplätzen ohne Ladesäule zwei Lkw-Stellplätze mit Ladesäule.“

Laut einer Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen von 2023 fehlen bundesweit mehr als 19.500 reguläre Lkw-Parkmöglichkeiten auf und an den Autobahnen. Die Zahl der nachts abgestellten Lastwagen liegt demnach bei mehr als 102.000. Parkmöglichkeiten gab die Bundesanstalt mit 82.490 an.

Verband: Parkplatznot soll Chefsache im Ministerium werden

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung hält die Platznot für größer und nennt um die 40.000 fehlende Stellplätze. Er forderte auch: „Es ist wichtig, dass man das im Verkehrsministerium zu Chefsache macht.“

Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums kamen von 2018 bis 2023 rund 3000 Stellplätze hinzu. Zudem sollen etwa telematische Parkverfahren für eine effektivere Nutzung der Parkflächen sorgen.

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