Uneinigkeit über den Iran
US-Präsident Donald Trump nimmt am G7-Gipfel in Kananaskis teil – im Schatten des eskalierenden Israel-Iran-Konflikts und wachsender transatlantischer Spannungen um Handel und Geopolitik. Der G7-Gipfel in der kanadischen Bergstadt Kananaskis markiert die Rückkehr Donald Trumps auf die Bühne der internationalen Diplomatie – und fällt in eine Phase weltpolitischer Eskalationen. Nur zwei Tage vor Beginn des Treffens hatte Israel eine breit angelegte Militärkampagne gegen den Iran gestartet. Die geopolitische Lage überschattet die ursprünglich von Kanadas Premierminister Mark Carney angestoßene Agenda zur Stärkung des Zusammenhalts der G7-Staaten.
Während Trump die israelischen Angriffe ausdrücklich begrüßte und auf den Einsatz amerikanischer Waffensysteme verwies, zeigte sich Japan ungewohnt deutlich: Tokio verurteilte das israelische Vorgehen als „zutiefst bedauerlich“ – ein diplomatischer Affront gegenüber Washington. Die EU-Staaten wiederum übten sich in Zurückhaltung, trotz vorheriger humanitärer Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mahnte vor Ort zur Zurückhaltung beider Seiten und betonte, langfristig könne nur eine verhandelte Lösung den Konflikt beenden. Sie telefonierte vor dem Gipfel mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu – mit begrenzter Wirkung: Netanjahu ignorierte Trumps Appell, keine weiteren Angriffe auszuführen, während Washington parallel ein neues Atomabkommen mit Teheran anstrebt.
Handelskonflikte überlagern Einigkeit
Auch wirtschaftspolitisch bleiben die Spannungen groß: Trump drohte erneut mit flächendeckenden Zöllen auf Importwaren, diesmal mit einem konkreten Datum: 9. Juli. Die Maßnahme wurde jedoch bereits mehrfach verschoben. In einem Telefonat mit Trump betonte von der Leyen: „Wir alle müssen Protektionismus vermeiden.“ Ihr Appell: offener, fairer und vorhersehbarer Handel.
Trump hatte zuvor mit der provokanten Bemerkung Aufsehen erregt, Kanada solle der 51. Bundesstaat der USA werden – ein Seitenhieb auf frühere Konflikte mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau, den er 2018 beim letzten G7-Gipfel offen kritisiert hatte.
Geopolitische Frontlinien: Ukraine und Iran als verbundenes Risiko
Von der Leyen wies zudem auf eine strategische Überschneidung hin: iranische Drohnen und Raketen, die in Israel zum Einsatz kommen, werden ebenso in der Ukraine eingesetzt. Eine koordinierte Reaktion sei daher notwendig. Der G7-Gipfel soll ein Zeichen setzen, dass die westlichen Industriestaaten ihre Sicherheitsinteressen enger verknüpfen – in Nahost wie in Osteuropa.