Finanzen

Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist er auf ein Jahrzehntehoch gestiegen – dank makroökonomischer Faktoren und starker industrielle Nachfrage. Viele Rohstoffexperten und Charttechniker sehen weiteres Potenzial – vielleicht sogar eine Rallye auf bis zu 50 Dollar.
17.06.2025 15:26
Aktualisiert: 17.06.2025 15:26
Lesezeit: 4 min
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Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
Silberbarren mit einem Gewicht von jeweils 1000 Gramm (Foto: dpa). Foto: Wolfgang Hartmann

Silberpreis: Wirtschaftliche, geopolitische und strukturelle Angebotsfaktoren als Preistreiber

Die psychologisch wichtige Marke von 35 US-Dollar für die Feinunze hat der Silberpreis Anfang Juni durchbrochen. Das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Seitdem rückt Silber wieder in den Fokus der Anleger und viele Experten erwarten einen langfristigen Aufwärtstrend, der von einem Mix verschiedener Faktoren begünstigt wird. Makroökonomisch bilden der schwächere US-Dollar, ein geringe Verzinsung der US-Staatsanleihen und auch schwache US-Konjunkturdaten einen guten Boden für einen starken Silberpreis. Aber auch die Handelskonflikte und die geopolitischen Spannungen und Krisenherde lassen die Anleger wieder nach sicheren Anlagemöglichkeiten suchen – und wenden sich nun wieder dem Silber zu.

Aber nicht nur diese Faktoren begünstigen die positive Entwicklung des Silberpreises – auch auf der Angebots- und Nachfrageseite gibt es Bedingungen, die die starke Entwicklung von Silber erklären. So trifft eine abhaltend starke Nachfrage auf der Angebotsseite auf einen Engpass. Ferner besteht eine größer werdende industrielle Nachfrage nach Silber, insbesondere in wachsenden, neuen Schlüsselindustrien wie der Elektronik- und Solarbranche. All diese Entwicklungen spiegeln sich nun in der rasanten Kursentwicklung wider. Silber hat seit Jahresbeginn bereits über 25 Prozent zugelegt und hält sich seit dem Durchbruch der 35 USD-Marke tapfer darüber.

War das erst der Anfang? Charttechnik sieht bullische Entwicklung beim Silberpreis

Betrachtet man die Charttechnik, sind auch hier Signale zu erkennen, die für eine weitere Aufwärtsentwicklung beim Silberpreis sprechen. In der technischen Analyse sehen Experten ein potenziell starkes Kaufsignal und eine klare Tendenz für eine solide Fortsetzung des Aufwärtstrends. Dies wird auch dadurch untermauert, dass der Silberpreis deutlich über dem 200-Tage-Durchschnitt liegt und den Widerstand bei 35 USD überwinden konnte. Viele Analysten sehen bereits Parallelen zu anderen historischen Bullenmärkten und sprechen über Kursziele von bis zu 50 USD in näherer Zukunft.

Wie Marktanalyst Jesse Colombo die Entwicklung beschreibt, war diese schon lange überfällig. Er hält die aktuelle Preisentwicklung für einen durch fundamentale und technische Faktoren begünstigten Strukturbruch nach oben, der durch einen kleinen Funken ausgelöst werden konnte. Neben den geopolitischen Unsicherheiten und den makroökonomischen Problemen auf dem US-Markt haben auch die Verschärfungen der Exportbeschränkungen für seltene Erden durch China den Durchbruch bei dem Industriemetall Silber begünstigt.

Gold-Silber-Ratio ist aus dem Gleichgewicht

Auch Tavi Costa von Crescat Capital erkennt in der aktuellen Preisentwicklung ein deutliches Startsignal für Silber. Nach der äußerst positiven Preisentwicklung bei Gold, bei der Silber zunächst nicht mithalten konnte, ist seiner Meinung nach Silber jetzt an der Reihe. Die aktuelle Gold-Silber-Ratio von fast 100 zeigt auf, dass der Markt, historisch betrachtet, aus dem Gleichgewicht geraten ist und in der Vergangenheit nur in Phasen extremer Marktverzerrungen derartig extreme Verhältnisse gezeigt hat.

Costa betont auch, dass in der Vergangenheit eine dynamische Goldrallye oft eine noch stärkere Silberpreisentwicklung zur Folge hatte, die durch einen Stimmungsumschwung und Nachholeffekten getrieben wurde. Für den Fall, dass dies diesmal auch eintritt, wäre die aktuelle Preisentwicklung bei Silber nicht das Limit, sondern erst der Anfang, der zu einer echten Neubewertung des Edelmetalls führen könnte. Viele Analysten erwarten, dass Silber Gold in den prozentualen Gewinnen noch überholen wird.

Physisches Silber ist knapp

Der physische Silbermarkt ist bereits seit Jahren ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten. Zwischen 2021 und 2025 beläuft sich das Angebotsdefizit auf insgesamt 796 Millionen Unzen und damit ungefähr der gesamten, weltweiten Silberproduktion.

Zwar wird für das Jahr 2025 ein Angebotsanstieg auf ca. 1030,6 Millionen Unzen erwartet, aber auch diese Menge Silber wird den prognostizierten Bedarf von 1148,3 Millionen Unzen nicht decken können. Deshalb ist auch dieses Jahr wieder ein Defizit von 117,6 Millionen Unzen zu erwarten. Wie das Silver Institute prognostiziert, wird es auch mittelfristig keine spürbare Verbesserung auf der Angebotsseite geben, da viele Minenproduktionen bereits am Limit ihrer Möglichkeiten sind.

Ist ein Silberpreis von 50 US-Dollar realistisch?

Für die weitere Entwicklung von Silber sieht Edelmetall-Analyst Florian Grummes eine klare Perspektive. Wenn sich der Silberpreis nachhaltig über der 35-USD-Marke halten sollte, ist das für ihn der Start für eine noch viel stärkere Aufwärtsbewegung. Er hält dann Kursziele zwischen 38 und 40 USD für realistisch, aber auch ein Unzenpreis von 50 USD ist seiner Meinung nach möglich.

Wenn Silber nachhaltig über 35 USD verharren sollte, ist dies auch ein gutes Signal für die Minenbetreiber. Sie profitieren dann nicht nur von besseren Margen , sondern verschaffen sich auch Spielraum für die Expansion. Projekte, die bisher wirtschaftlich nicht sinnvoll waren, könnten dann rentabel werden und auch Investoren anziehen.

Ist der Silbertrend schon stabil?

Es spricht einiges dafür, dass Silber sich in einen langfristigen Aufwärtstrend hineinbewegt, doch Analysten mahnen auch zur Vorsicht. Trotz der aktuell vielversprechenden Kursentwicklungen warnt auch Jesse Colombo davor, dass der Silbermarkt immer anfällig für Manipulationen durch große Akteure und Banken ist. Der aktuelle Preissprung müsste sich seiner Meinung nach erst manifestieren, bevor man von einer neuen Ära beim Silberpreis sprechen könne. Auch beim Gold hat es viele Jahre gedauert, bis eine signifikante Aufwärtsbewegung einsetzte. Das kann nun auch beim Silber passieren, aber es kann eben auch wieder unter Druck geraten. Generell ist der Silberpreis besonders volatil, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Immer wieder ist es zu Rückschlägen und Überraschungen gekommen. Deshalb ist auch die weitere Entwicklung offen und eine neue Ära beim Silberpreis noch nicht in trockenen Tüchern.

Aktuell hat sich das Edelmetall mit knapp über 36 USD noch nicht sicher von der psychologisch wichtigen 35-USD-Marke gelöst. Durch die Situation im Nahen Osten könnte allerdings der Goldpreis auch weiter in die Höhe getrieben werden. Ein weiter steigender Goldpreis könnte dann auch den Silberpreis mit sich ziehen und ihn weiter von der 35-USD-Marke ablösen. Das wird sich eventuell schon in den kommenden Tagen beobachten lassen. Betrachtet man alle Einflußfaktoren auf den Silberpreis, könnten auch die Aktien der Gold- und Silberproduzenten von den Entwicklungen profitieren und sie haben gute Chancen, ebenfalls eine neue Kursrallye zu erfahren.

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