Wirtschaft

Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und Systemversagen auf ganzer Linie.
19.06.2025 15:05
Aktualisiert: 19.06.2025 15:07
Lesezeit: 1 min
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Stromausfall offenbart eklatante Schwächen im Krisenmanagement

Fehlplanung, mangelhafte Krisenvorsorge und Nachlässigkeit beim Netzbetreiber REE gelten als Hauptursachen für den landesweiten Stromausfall in Spanien Ende April. Laut Abschlussbericht der Untersuchung waren weder Cyberangriffe, extreme Wetterbedingungen noch ein übermäßiger Anteil erneuerbarer Energien verantwortlich für den Blackout in Spanien. Das berichtet das Wirtschaftsportal Dagens Industrie. Stattdessen wurden unzureichende Spannungsüberwachung, mangelnde Vorbereitung und Koordinationsprobleme zwischen den verantwortlichen Akteuren als auslösende Faktoren benannt. Dem Bericht zufolge trägt der Übertragungsnetzbetreiber REE eine erhebliche Verantwortung für das Geschehen. Trotz früher Hinweise auf Spannungsschwankungen verharrte das Unternehmen untätig, bis sich die Lage bereits zugespitzt hatte. Noch gravierender: REE unterschätzte den Bedarf an Spannungsregelung und verzichtete darauf, zusätzliche Ausgleichskapazitäten zu aktivieren – obwohl am Vortag bereits feststand, dass Teile der geplanten Rotationsreserve nicht verfügbar sein würden.

Fehlverhalten auf mehreren Ebenen

Auch mehrere Kraftwerksbetreiber stehen in der Kritik, da sie nicht schnell genug auf REEs Anweisungen zur Spannungsregulierung reagierten – was die Netzstabilisierung erheblich erschwerte. Die Untersuchung zeigt zudem, dass ein erheblicher Teil der Netzkapazität regelwidrig vom System getrennt wurde, als die Krise bereits eingetreten war. Der so entstandene Kapazitätsmangel verschärfte die Situation zusätzlich und löste eine Kettenreaktion aus, die binnen weniger Minuten zum vollständigen Systemkollaps führte. Die spanischen Aufsichtsbehörden werden ihre Untersuchungen fortsetzen, um im Detail zu klären, wie die systemverantwortlichen Akteure während der Krise agierten – und ob gegebenenfalls Schadensersatzforderungen zu prüfen sind.

Der Bericht schließt mit Empfehlungen, um eine Wiederholung des Vorfalls zu verhindern. Vorgeschlagen werden unter anderem eine stärkere Netzverbindung mit Frankreich, eine verbesserte Notfallplanung sowie eine klarere Aufgabenteilung zwischen systemrelevanten Akteuren.

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