Wirtschaft

Ölfund vor Swinemünde: Polen entdeckt größten Energievorrat seiner Geschichte

Ein gigantisches Ölfeld vor Swinemünde rückt Polen in den Fokus europäischer Energiepolitik. Die Nähe zu Deutschland verleiht dem Fund zusätzliche Brisanz.
22.07.2025 10:59
Aktualisiert: 22.07.2025 11:00
Lesezeit: 2 min

Central European Petroleum, ein in Kanada registriertes Unternehmen für Ölexploration und -produktion, hat nach eigenen Angaben das bislang größte konventionelle Ölfeld Polens entdeckt. Die Lagerstätte befindet sich in der Ostsee, rund sechs Kilometer vor der Küste der Stadt Swinemünde – nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Laut dem öffentlich-rechtlichen polnischen Rundfunk handelt es sich um ein Vorkommen von erheblichem Ausmaß. Erste Schätzungen gehen von etwa 22 Millionen Tonnen förderbarer Kohlenwasserstoffe – darunter Rohöl und Kondensat – sowie 5 Milliarden Kubikmetern vermarktbarem Erdgas aus.

Bohrungen mit US-Partner, Suche nach Investoren

Das deutlich erweiterte Konzessionsgebiet „Wolhynien“ soll laut Angaben des Unternehmens insgesamt 33 Millionen Tonnen Öl und Kondensat sowie 27 Milliarden Kubikmeter Gas enthalten. Der CEO von Central European Petroleum, Rolf Skaar, bezeichnete die Entdeckung gegenüber der Nachrichtenagentur PAP Biznes als „das größte konventionelle Kohlenwasserstoffvorkommen, das jemals in Polen entdeckt wurde“ – und als eines der größten Funde der vergangenen zehn Jahre in ganz Europa.

Für die bevorstehenden Bohrarbeiten wurde bereits ein Vertrag mit der US-amerikanischen Noble Corporation abgeschlossen. Gleichzeitig sondiert Central European Petroleum die Möglichkeit, weitere internationale und polnische Partner in die Entwicklung und Erschließung der Lagerstätte einzubinden.

Das Unternehmen betont, dass das Projekt das Potenzial habe, die nationale Energieproduktion Polens signifikant zu steigern.

Bedeutung für Deutschland und Europas Energiestrategie

Für Deutschland ist die Entdeckung nicht nur geografisch, sondern auch wirtschafts- und energiepolitisch von Bedeutung. Die unmittelbare Nähe zur Grenze eröffnet perspektivisch Kooperationspotenziale – etwa im Bereich Infrastruktur, Logistik oder Raffineriekapazitäten. Zudem könnte der Fund im Kontext europäischer Energiesouveränität neue Impulse setzen – insbesondere mit Blick auf die Reduzierung der Importabhängigkeit gegenüber Drittstaaten.

Derzeit importiert Polen laut Angaben von Central European Petroleum rund 95 Prozent seines Ölbedarfs. Das Ostseeprojekt könnte – bei vollständiger Erschließung – die eigene Ölproduktion mehr als verdoppeln und die Gasförderung um 20 Prozent erhöhen.

Angesichts globaler Unsicherheiten auf den Rohstoffmärkten und zunehmender geopolitischer Spannungen gewinnt das Projekt nicht nur für Polen, sondern auch für angrenzende EU-Staaten an strategischer Relevanz. Wie der polnische Rundfunk berichtet, könnte der Fund langfristig die gesamte Energiestruktur des Landes verändern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sun Contracting-Pleite erschüttert den europäischen Solarmarkt – und deutsche Landwirte
04.11.2025

Die Sun Contracting-Pleite erschüttert Europas Solarmarkt: Millionenverluste, Ermittlungen und betroffene Landwirte zeigen, wie riskant...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohnerhöhung beschlossen: Warum das für viele Betriebe ein Problem wird
04.11.2025

Die Merz-Regierung hat den höheren Mindestlohn beschlossen. Viele Unternehmen sehen „explodierende Kosten“ kommen und sind vor große...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie: Deutscher Rüstungsriese baut größte Munitionsfabrik in Litauen
04.11.2025

In Litauen beginnt der Bau der bislang größten Verteidigungsinvestition des Landes: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall errichtet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise in der Autoindustrie: Mahle-Stellenabbau trifft Stuttgart besonders hart
04.11.2025

Der Mahle-Stellenabbau erschüttert die Automobilbranche: Der traditionsreiche Zulieferer reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Krise....

DWN
Finanzen
Finanzen Alles auf Rekord: Vielleicht ist es Zeit, auf langweilige Aktien zu schauen
04.11.2025

Aktien, Krypto, Gold auf Rekord. Doch die Rally ruht auf wenigen Tech-Giganten. Gesundheitswerte, Versorger und Basiskonsum könnten jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Angst vor Jobverlust: KI treibt Menschen ins krisenfeste Handwerk
04.11.2025

Ein Hoffnungsschimmer gegen den Fachkräftemangel im Handwerk? Wie eine MyHammer-Umfrage belegt, werden handwerkliche Berufszweige wieder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...