Politik

Drohnengeld zweckentfremdet: Ukraine deckt Korruptionsskandal im Sicherheitsapparat auf

Drohnen sollten das Land verteidigen – stattdessen flossen Millionen in die Taschen von Politikern und Militärs. Ein neu aufgedeckter Korruptionsfall erschüttert das Machtzentrum Kiews. Wer involviert ist, warum Deutschland betroffen ist – und wie das System funktioniert haben soll.
04.08.2025 10:22
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Drohnengeld zweckentfremdet: Ukraine deckt Korruptionsskandal im Sicherheitsapparat auf
Drohnen als Kriegsinstrument und Beutegut zugleich: Der jüngste Skandal erschüttert das Vertrauen in ukrainische Beschaffungsstrukturen. (Foto:dpa) Foto: Dmytro Smolienko

Einflussreiche Politiker und Militärs veruntreuen Mittel für Verteidigungstechnik

Ukrainische Antikorruptionsbehörden haben einen weitreichenden Bestechungsskandal aufgedeckt, in dessen Zentrum hohe Funktionäre der Politik und des Militärs stehen. Wie das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAPO) am 2. August bekanntgaben, wurden Haushaltsmittel für den Ankauf von Drohnen und elektronischer Kriegsführung systematisch zweckentfremdet.

Nach Angaben des NABU waren ein Abgeordneter, aktuelle und ehemalige regionale Verwaltungschefs sowie Vertreter der Nationalgarde in das Netzwerk eingebunden. Das Bestechungssystem wurde im Rahmen einer koordinierten Ermittlungsoperation aufgedeckt, wie kyivindependent.com berichtet.

Parlamentsmitglied und Militärführung im Fokus

Im Zentrum der Affäre steht laut ukrainischen Strafverfolgungsbehörden ein Mitglied des ukrainischen Parlaments, namentlich Oleksiy Kuznetsov aus der Präsidentenpartei „Diener des Volkes“. Neben ihm wurden der frühere Gouverneur der Region Luhansk, Serhiy Haiday, sowie der derzeitige Leiter des Bezirks Rubischne, Andriy Yurchenko, als Beschuldigte genannt. Auch ein ranghoher Kommandeur der Nationalgarde und der Geschäftsführer eines Drohnenzulieferers sollen involviert sein.

Die Vorwürfe betreffen nach Angaben der Ermittler insbesondere den Zeitraum 2024–2025, in dem die genannten Personen staatliche Mittel unterschlugen, die für die Stärkung der militärischen Verteidigungsfähigkeit vorgesehen waren. Die so erzielten „besonders hohen illegalen Einnahmen“ wurden unter den Beteiligten aufgeteilt, so die SAPO.

Bedeutung für Deutschland

Für Deutschland wirft der Fall grundlegende Fragen über die Effektivität internationaler Militärhilfen auf. Berlin gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine – auch mit Blick auf technologische Ausrüstung und Drohnenabwehrsysteme. Die Enthüllung weckt Zweifel an der Mittelverwendung und könnte innenpolitisch den Druck erhöhen, Lieferungen künftig strikter zu kontrollieren. Zugleich betrifft die Thematik deutsche Firmen im Sicherheits- und Rüstungsbereich, die mit ukrainischen Stellen kooperieren. Korruption in Schlüsselprojekten könnte geplante Industriepartnerschaften gefährden und sich negativ auf bereits bestehende Geschäftsbeziehungen auswirken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...