P2P-Investments: Wenn Renditeversprechen am Ende mehr Risiko als Sicherheit bringen
An den Aktienmärkten herrscht derzeit viel Unsicherheit. Immer häufiger ist zu hören, dass Aktien überbewertet seien und jederzeit eine Korrektur einsetzen könne. Wer für Kinder investiert, sucht daher nach verschiedenen Anlageformen – aus Gründen der Diversifikation, der Rendite und der Stabilität. Naheliegend ist auch ein Blick auf Investitionen, die regelmäßige Einkünfte generieren.
Bei der Recherche zu langfristigen Anlagemöglichkeiten fiel die Wahl auf eine Peer-to-Peer-Kreditplattform in Litauen. Sie wurde in einem Investmentblog als Teil eines Portfolios empfohlen, das bis zu 10 Prozent Jahresrendite erzielen könne. Vor einer Entscheidung über den Einsatz des Kinderkapitals wurde die Plattform zunächst mit eigenen Mitteln getestet ,wie das Wirtschaftsportal Mano pinigai berichtet.
Wie die Plattform für P2P-Investments gefunden wurde
Der Ausgangspunkt war das Interesse an langfristigen Anlagestrategien. Beim Lesen des litauischen Investmentblogs Buliaus anatomija wurde deutlich, dass der Autor einen Teil seines Portfolios dem Peer-to-Peer-Lending widmete – bei einer optimalen Verteilung von 50 Prozent Aktien, 25 Prozent P2P-Krediten und 25 Prozent Immobilien. Die Aussicht: attraktive Rendite bei geringer Korrelation zum Aktienmarkt.
Nach Sichtung der in Litauen aktiven P2P-Plattformen fiel die Wahl auf einen Anbieter, der seriös und nutzerfreundlich wirkte. Die Registrierung aus dem Ausland brachte einige technische Hürden mit sich (ein virtueller Nummerndienst funktionierte nicht, es musste eine britische Nummer verwendet werden), doch der Kundenservice reagierte schnell und professionell.
Geldanlage für Kinder via P2P: Investition und erste Eindrücke
Zum Start wurden 3.000 Euro investiert, verteilt auf kleinere Tranchen von 20 bis 50 Euro pro Kredit, um das Risiko zu streuen. Zum Einsatz kamen sowohl manuelles als auch automatisiertes Investieren. Letzteres funktionierte zunächst nur eingeschränkt, da die Filtereinstellungen zu streng waren. Nach Anpassung der Kriterien wurden die Mittel schneller verteilt. Nach einigen Monaten ergab sich ein erstes Bild: Die Plattform ist benutzerfreundlich, bietet klare Werkzeuge, transparente Informationen und weitgehende Automatisierung. Erfahrungswerte anderer Anleger deuten auf rund 10 Prozent Jahresrendite hin – deutlich mehr als bei Bankeinlagen. Zins- und Tilgungszahlungen lassen sich automatisch reinvestieren, was sie besonders für passives Investieren interessant macht.
Schwachpunkte der Strategie
Größtes Problem sind verspätete Zahlungen. Derzeit sind 40 Prozent der Kredite im Zahlungsrückstand, bei über 23 Prozent liegt die Verzögerung bei mehr als einem Monat. Das ist erheblich, und obwohl ein Inkassosystem besteht, bleibt die Frage nach der realen Rendite offen. Unklar ist zudem die steuerliche Behandlung. Die Plattform behält automatisch Einkommensteuer auf Zinsen ein. Bei einem vorzeitigen Verkauf von Krediten mit Abschlag könnte die Gesamtbilanz negativ ausfallen, während die Steuer bereits abgeführt wurde. Das würde bedeuten, dass trotz Verlust Steuern auf einen „Gewinn“ gezahlt würden, der faktisch nicht mehr existiert. Ein weiterer Nachteil ist die eingeschränkte Liquidität. Zwar existiert ein Zweitmarkt, doch müssen Kredite dort manuell angeboten werden – zeitaufwendig und für einen schnellen Ausstieg ungeeignet.
Hinzu kommt ein moralisches Dilemma: In den Kreditprofilen sind teils sensible Angaben einsehbar. Beispiele reichen von einer 70-jährigen Rentnerin, deren einzige Einkünfte aus der Altersrente stammen und die mit 18 Prozent Zinsen verschuldet ist, bis zu einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern und Zahlungsausfällen, die einen sehr teuren Kredit aufnimmt. Viele solcher Fälle scheinen von finanzieller Not geprägt zu sein. Gerät ein Kreditnehmer weiter in Rückstand, greift das Inkasso – mit möglichem Gerichtsverfahren, was die Situation zusätzlich verschärft. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Plattformrisiko. Alle Investitionen hängen vom Fortbestand und der Stabilität der P2P-Plattform ab. Eine gut geführte Gesellschaft kann über Jahre sicher agieren – dennoch bleibt das Risiko unvorhersehbarer „Schwarzer-Schwan“-Ereignisse, die Geschäftsbetrieb und Renditen gefährden könnten.
Geldanlage für Kinder: Künftige Strategie mit P2P-Investments
Nach Abwägung aller Aspekte – von der unklaren Steuerfrage über hohe Zahlungsrückstände bis hin zum Plattformrisiko – wird für die Investition des Kinderkapitals auf P2P-Kredite verzichtet. Stattdessen erfolgt die Anlage über ein britisches steuerbegünstigtes Junior-ISA-Konto mit Schwerpunkt auf Aktienfonds. Alle Erträge (Zinsen und Kursgewinne) sind dort von britischen Steuern befreit.

