Unternehmen

Autozulieferer Kiekert meldet Insolvenz in Deutschland an

Das auf Autoschlösser spezialisierte Unternehmen Kiekert AG im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus ist insolvent – rund 700 Mitarbeiter sind betroffen. Der Geschäftsführer sieht die Schuld beim chinesischen Gesellschafter und der Sanktionspolitik.
24.09.2025 10:21
Lesezeit: 1 min
Autozulieferer Kiekert meldet Insolvenz in Deutschland an
Die Kiekert AG hat Insolvenz angemeldet. Die Löhne und Gehälter der rund 700 Beschäftigten in Deutschland sind laut Unternehmen durch Insolvenzgeld bis einschließlich November gesichert. (Foto: dpa) Foto: Nico Kurth

Autozulieferer Kiekert meldet Insolvenz an

Das auf Autoschlösser spezialisierte Unternehmen Kiekert AG im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus hat Insolvenz angemeldet. Es gehört bislang einem chinesischen Unternehmen. Der operative Geschäftsbetrieb laufe im vorläufigen Verfahren an allen Standorten regulär weiter, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner mit. Die Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeitenden in Deutschland seien über das Insolvenzgeld bis einschließlich November gesichert. Das vorläufige Insolvenzverfahren wurde vom Amtsgericht Wuppertal angeordnet, wie aus dem Portal Insolvenzbekanntmachungen hervorging.

Die ausländischen Tochtergesellschaften der Kiekert AG in Europa, Asien und Nordamerika seien von dem Verfahren nicht betroffen, betonte Exner. „Sie arbeiten uneingeschränkt weiter“, hieß es.

Kiekert ist nach Angaben des Insolvenzverwalters Weltmarktführer für Kfz-Schließsysteme. Von Kiekert komme das Schließsystemdesign für jedes dritte Auto weltweit, hieß es. Derzeit beschäftige die Unternehmensgruppe insgesamt 4.500 Menschen. Kiekert gilt als Erfinder der modernen Zentralverriegelung. 2012 war das Unternehmen vom chinesischen Automobilzulieferer Lingyun (Peking) übernommen worden.

Kiekert-CEO: Gesellschafter erfüllte Verpflichtungen nicht

„Die Insolvenz ist die Konsequenz daraus, dass der chinesische Gesellschafter keine weiteren Mittel bereitgestellt und seine finanziellen Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich nicht erfüllt hat“, erklärte Vorstandschef Jérôme Debreu laut der Mitteilung. „Der von Sanktionen betroffene Gesellschafter verwehrt uns den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungen, was unsere Geschäftstätigkeit erheblich gefährdet.“ Ziel des Managements ist der Ausstieg des chinesischen Gesellschafters. Dies sei entscheidend, um das Wachstum zu beschleunigen und die 168-jährige Geschichte von Kiekert als systemischen Zulieferer der Automobilindustrie fortzusetzen.

Die Kiekert AG habe auch durch die geopolitischen Entwicklungen – insbesondere die US-Sanktionspolitik – erhebliche Auftragsverluste hinnehmen müssen, hieß es weiter. "Amerikanische Kunden haben bereits erteilte Großaufträge zurückgezogen, Rating-Agenturen das Unternehmen aufgrund des chinesischen Gesellschafters heruntergestuft, Banken verweigern neue Kredite." In dieser Situation sei der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens die einzig verbliebene Option, um die Kiekert AG zu restrukturieren und zukunftsfähig aufzustellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...