Milliarden-Deals: Wie das zirkuläre Finanzierungsmodell von Nvidia und OpenAI die KI-Blase vergrößert
Wenn Sie Mühe haben, den scheinbar endlosen KI-Investitionen der letzten Tage zu folgen, sind Sie nicht allein. Die Summen und Ambitionen, die in den diversen Vereinbarungen genannt werden, sind derart überzogen, dass sie kaum realisierbar scheinen. Schlimmer noch: Sie verstärken die Sorge, dass wir uns mitten in einer KI-Blase befinden, die beim Platzen unabsehbaren Schaden anrichten wird. Erst vor einigen Tagen warnte der frühere Zentralbankchef Patrick Holohan vor den Gefahren, die die KI-Revolution mit sich bringt, während der Hype-Zyklus weiterläuft. Das zirkuläre Finanzierungsmodell, mit dem diese Partnerschaften gestützt werden, ist mehr als besorgniserregend. Die gegenseitige Abhängigkeit der Schlüsselakteure und ihre überlappenden finanziellen Interessen bedeuten, dass es nur wenig braucht, bis alles zusammenbricht.
Ein Beispiel: Nvidias Investition von 100 Milliarden Dollar (850 Millionen Euro) in OpenAI. Der Chipentwickler finanziert OpenAI im bislang größten KI-Infrastrukturprojekt. Die Rechenzentren, die im Rahmen des Programms entstehen, sind auf Nvidias Halbleiter angewiesen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass OpenAI Milliarden in Projekte mit Partnern steckt, die co-investieren, sich aber über Chipverkäufe und Rechenzentrums-Mieten ihrerseits wieder auszahlen. „Alles beginnt mit Rechenleistung“, sagte Sam Altman, Mitgründer und CEO von OpenAI, über die Partnerschaft mit Nvidia. „Recheninfrastruktur wird die Grundlage der Wirtschaft der Zukunft sein, und wir werden das, was wir gemeinsam mit Nvidia aufbauen, nutzen, um sowohl neue KI-Durchbrüche zu schaffen als auch Menschen und Unternehmen in großem Maßstab damit zu befähigen.“ Der Zusammenschluss Nvidia/OpenAI hat unzählige Memes ausgelöst, in denen Nutzer darauf hinweisen, wie inzestuös das Geflecht geworden ist, da nur wenige Firmen zugleich investieren und profitieren.
Politik, Konzerne und Milliarden im Kreisverkehr - platzt die KI-Blase?
OpenAI hat jüngst ein Cloud-Computing-Abkommen im Wert von 300 Milliarden Dollar mit Oracle geschlossen, einem Unternehmen, mit dem es auch beim 500-Milliarden-Programm Stargate kooperiert. Der japanische Konzern Softbank, ebenfalls an Stargate beteiligt, ist Anteilseigner von Nvidia und seit einigen Wochen auch von Intel. In einer anderen Ära hätte Nvidias Engagement bei OpenAI wohl eine kartellrechtliche Untersuchung ausgelöst, da ein dominanter Chip-Lieferant, der in einen führenden KI-Entwickler investiert, eine vertikale Monopolstellung begründen könnte. Doch diesmal scheint Nvidia ungeschoren davonzukommen. Zufall oder nicht: Die US-Regierung, die eine solche Prüfung einleiten müsste, ist Anteilseigner von Intel. Sie profitiert außerdem von den Milliardeninvestitionen all der genannten Unternehmen, die zugleich um politische Gunst buhlen.
Es wirkt wie ein Karussell, das ständig neue Deals braucht, um sich weiterzudrehen. Problematisch wird es, wenn das Tempo nachlässt – oder gar stoppt. DeepSeek brachte die Weltmärkte Anfang des Jahres ins Wanken, als es meldete, ein großes Sprachmodell mit nur einem Bruchteil der Ressourcen und Kosten westlicher Rivalen entwickelt zu haben. Ein ähnliches Szenario ist leicht vorstellbar. Oder es zeigen sich Beweise, dass KI nicht jene Ergebnisse liefert, auf die alle setzen. „Diese Entwicklung wird die Sorgen über zirkuläre Abhängigkeiten eindeutig befeuern“, warnte Stacy Rasgon von Bernstein Research in einer Investoren-Note am Tag der Nvidia-OpenAI-Ankündigung.
Optimisten gegen Warner: Wem gehört die Zukunft der KI?
Er ist nicht der Einzige, der Alarm schlägt. Andere wie Sarah Friar, die irische Tech-Managerin und Finanzchefin von OpenAI, sehen die Partnerschaften positiver. „Was wir heute sehen, ist ein massiver Engpass an Rechenleistung. Es gibt nicht genug Kapazitäten, um all das umzusetzen, was KI leisten könnte. Deshalb müssen wir jetzt starten – und wir müssen es als vollständiges Ökosystem tun“, sagte sie vor einigen Tagen. Dan Ives, Analyst bei Wedbush Securities, weist die Blasen-These zurück, auch wenn er den Hype verstärkte, indem er die Nvidia/OpenAI-Partnerschaft als „Wendepunkt“ der KI bezeichnete.
„In den vergangenen Monaten haben wir einen entscheidenden Moment für unsere bullische KI-Revolutions-These erlebt, da die Cloud-Giganten Microsoft, Amazon und Google den Takt in diesem beispiellosen Investitionszyklus vorgeben“, erklärte er. „Nvidias jüngste starke Quartalszahlen und die Nachfragesignale vom ‚Paten der KI‘ [Nvidias Jensen Huang] zeigen, dass sich die KI-Investitionen nun über Big Tech hinaus auf Regierungen, Unternehmen, Energiekapazitäten und den globalen Infrastrukturausbau ausweiten.“ Dennoch bleibt die aggressive Ausgabenstrategie riskant, vor allem für OpenAI. Das Unternehmen mag über bahnbrechende Technologie verfügen – doch wenn die Investorenstimmung kippt, ist es wohl am stärksten gefährdet. Geht es schief, könnten die Partner von OpenAI seine Kundenbasis und Lösungen zu Schleuderpreisen übernehmen. Vorerst aber gibt man sich als beste Freunde. „Diese Partnerschaft geht darum, eine KI-Infrastruktur aufzubauen, die es ermöglicht, KI aus den Laboren in die Welt zu bringen“, erklärte Huang zum OpenAI-Deal. „Dies markiert die Ankunft der industriellen KI-Revolution. Es ist eine sehr große Sache.“



