US-Börsen im Oktober: Hohe Bewertungen und steigende Volatilität
Die US-Börsen haben in den letzten Monaten kräftige Zuwächse verzeichnet, angeführt von Technologiewerten, während gleichzeitig die Unsicherheit für Investoren steigt. In den vergangenen fünf Monaten stieg der S&P 500 um 34 Prozent, obwohl die drohende Schließung der US-Bundesbehörden ab dem 1. Oktober bevorsteht. Der Oktober gilt historisch als besonders volatiler Monat, und die bevorstehende Quartalsberichtssaison für das dritte Quartal könnte zusätzliche Schwankungen auslösen. RaeAnn Mitrione von Callan Family Office warnte gegenüber Bloomberg, dass angesichts der stark gestiegenen Bewertungen ein Anhalten des bisherigen Wachstumstempos im vierten Quartal unwahrscheinlich sei, insbesondere da die Märkte bereits hohe Erwartungen eingepreist haben.
Technologiewerte und Künstliche Intelligenz treiben die US-Börsen
Große Technologieunternehmen investieren derzeit enorme Summen in Künstliche Intelligenz, was die hohen Bewertungen an den US-Börsen weiter antreibt. Nvidia allein plant eine Investition von 100 Milliarden US-Dollar in OpenAI, während Meta in seinem 10-K-Bericht betont, dass es keine Garantie gibt, dass KI Produkte, Dienstleistungen oder die Profitabilität des Unternehmens verbessert. Hedgefonds-Manager David Einhorn warnt, dass solche Investitionen enorme Mengen an Kapital vernichten könnten, selbst wenn die Technologie erfolgreich ist. Unternehmen wie Apple, Meta und OpenAI investieren jährlich mehrere Hundert Milliarden Dollar in Infrastrukturprojekte, deren kurzfristige Rendite fraglich ist. Analysten heben hervor, dass die langfristige Bedeutung von KI klar ist, die kurzfristigen ökonomischen Ergebnisse für Investoren jedoch häufig enttäuschend ausfallen könnten.
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, räumt ein, dass die Preise für Finanzanlagen, insbesondere Aktien, derzeit hoch seien. Nach der jüngsten Zinssenkung kletterte der S&P 500 mehrfach auf Rekordhöhen, und seit Jahresbeginn verzeichnete der Index fast 13 Prozent Zuwachs. Powell betont jedoch, dass hohe Bewertungen nicht automatisch ein Signal für erhöhte finanzielle Risiken seien. Die Fed berücksichtigt bei ihren Entscheidungen die Gesamtbedingungen der Finanzmärkte und beobachtet, inwieweit die eigene Geldpolitik die Bedingungen beeinflusst. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Märkte stark auf Zinssignale reagieren, während die Bewertungen der US-Börsen trotz der hohen Zahlen aktuell nicht als akute Warnung für Anleger gelten.
Experteneinschätzungen und Marktchancen
Strategen der Bank of America sehen die hohen Bewertungen an den US-Börsen als gerechtfertigt an, da Faktoren wie geringe Unternehmensverschuldung, stabile Gewinne, steigende Effizienz und solide Margen die Preise unterstützen. Goldman-Sachs-Analysten warnen dagegen vor einem turbulenten Oktober, da die Marktvolatilität traditionell in diesem Monat zunimmt, insbesondere durch die anstehenden Quartalsberichte und das Risiko einer erneuten Schließung der US-Bundesbehörden. JP-Morgan-Strategen sehen dagegen Chancen für europäische Aktien im Jahr 2026, da sich die fiskalische Unterstützung in Unternehmensgewinnen widerspiegeln könnte. Rothschild & Co Redburn warnt vor Überbewertungen bei einzelnen Technologieaktien wie Oracle, deren Cloud-Geschäft laut Analysen bereits im Markt zu optimistisch bewertet sei. Insgesamt zeigt sich, dass trotz hoher Bewertungen ein differenziertes Bild besteht: Während Risiken bestehen, gibt es auch klare Wachstumschancen für Investoren.
Die Entwicklungen an den US-Börsen bleiben trotz hoher Bewertungen und zunehmender Volatilität ein wichtiger Maßstab für die globale Finanzwelt. Technologische Investitionen und wirtschaftliches Wachstum stützen die Märkte, gleichzeitig steigt das Risiko kurzfristiger Kapitalverluste. Für deutsche Anleger bedeutet dies, die globalen Entwicklungen genau zu beobachten, ihre Portfolios breit zu diversifizieren und die Signale aus den USA ernst zu nehmen, da diese maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft und die Finanzmärkte haben.

