Politik

Absturz in Frankreich: 50 Prozent mehr Obdachlose

Die Zahl der obdachlosen Franzosen ist im letzten Jahrzehnt um 50 Prozent gestiegen. Ein Viertel der Obdachlosen ist berufstätig. Vor allem in Bausektor, Gastronomie und Pflegeberufen sind die Löhne zu niedrig, um davon die Miete zu zahlen.
13.04.2014 00:08
Lesezeit: 1 min

Jeder vierte Obdachlose in Frankreich hat eine Arbeitsstelle. Trotz eines regelmäßigen Einkommens ist es ihnen jedoch nicht möglich, sich eine feste Wohnung zu mieten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des französischen Statistik-Instituts Insee.

Die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz ist in Frankreich in den vergangenen Jahren stark angestiegen, wie die Studie feststellt. Seit 2001 hat sich ihre Zahl um 50 Prozent erhöht, so die Statistikbehörde. Mittlerweile sind etwa 142.000 Menschen in Frankreich obdachlos, Kinder und Asylbewerber inbegriffen.

In ihrer neuesten Untersuchung konzentrierte sich Insee auf die etwa 66.300 erwachsenen Obdachlosen in Frankreich, die in Städten über 20.000 Einwohnern die lokalen Suppenküchen und Obdachlosenheime besuchen. Etwa ein Viertel von ihnen ist berufstätig, so die Studie.

Acht Prozent der Franzosen ohne festen Wohnsitz sind im öffentlichen Dienst tätig. Fünf Prozent von ihnen arbeitet gegen kost und Logis in Obdachlosenheimen. Etwa 19 Prozent arbeiten für einen Verein oder eine gemeinnützige Organisation. Die meisten männlichen Obdachlosen mit Job arbeiten im Bausektor, der Gastronomie oder dem Hotelgewerbe. Die Frauen sind eher als Haushaltshilfe, Krankenpflegerin oder in der Kinderbetreuung tätig.

Die Mehrheit von ihnen lebt in prekären Arbeitsverhältnissen. 75 Prozent von ihnen sind seit weniger als einem Jahr bei demselben Arbeitgeber angestellt und etwa 20 Prozent hat keinen gültigen Arbeitsvertrag. Zwei Drittel verdienen weniger als 900 Euro monatlich. Das führt dazu, dass es für diese Menschen schwieriger ist, eine Wohnung zu finden. Denn genau wie in Deutschland verlangen die meisten Vermieter in Frankreich Einkommensnachweise von Wohnungsbewerbern.

Nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa breitet sich die Armut weiter aus. Ein EU-Bericht kommt zu dem Schluss, dass nur jeder zweite Beschäftigte in Europa die Armutsschwelle überwindet (mehr hier). In Großbritannien ist die Zahl derer, die unter freiem Himmel schlafen müssen, in den letzten zwei Jahren um über ein Drittel angestiegen. Auch in Griechenland grassiert die Verarmung. In den letzten fünf Jahren sind mehr als 20.000 Obdachlose hinzugekommen. Jeder fünfte von ihnen verfügt über einen Universitätsabschluss (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Pixel 10: Googles KI-Offensive gegen Apples iPhone
22.08.2025

Google setzt Apple mit seiner neuen Pixel-Generation massiv unter Druck. Während der iPhone-Konzern beim Thema Künstliche Intelligenz ins...

DWN
Technologie
Technologie China erweitert seinen KI-Einfluss: Erste Schritte im islamischen Technologieraum sichtbar
22.08.2025

China nutzt offene KI-Modelle, religiöse Märkte und diplomatische Strategien, um seine Macht in der KI-Geopolitik auszuweiten. Von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abwanderung von Fachkräften: Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland
21.08.2025

Immer mehr Deutsche sagen Adieu und wandern aus: 2024 waren es 270.000 Ausreisewillige, 2025 wird ein neuer Rekordwert erwartet. Doch wer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freiwillige vor: Neuer Bahnchef gesucht
21.08.2025

Die Deutsche Bahn steckt in ihrer tiefsten Krise, doch der Verkehrsminister drängt auf schnellen Wechsel an der Spitze. Während geeignete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenanzeigen: Firmen verschenken Potenzial mit fehlender Familienfreundlichkeit
21.08.2025

Deutsche Unternehmen reden gern über Familienfreundlichkeit, doch in den Stellenanzeigen bleibt davon wenig übrig. Eine neue Analyse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken
21.08.2025

Washington senkt seine Importzölle auf Autos aus der EU – rückwirkend und überraschend deutlich. Für Europas Autobauer ist das zwar...

DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...