Politik

Widerstand in Rom: Gewerkschaft ruft zur Großdemonstration auf

Italiens größte Gewerkschaften haben für Freitag zu einer großen Demonstration in Rom aufgerufen. Sie wollen gegen die Arbeitsmarktreformen protestieren. Hunderttausende Italiener müssen allein aufgrund der Anhebung des Renteneintrittsalters mit enormen Einschnitten rechnen.
13.04.2012 11:07
Lesezeit: 1 min

Mehr zum Thema:

Spanien will zivilen Widerstand als Straftat einstufen

Der italienische Premier Mario Monti hat es nicht leicht: Einerseits preist er seine Arbeitsmarktreformen international an und will damit das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, andererseits schlägt ihm harrsche Kritik aus mehreren Lagern entgegen und die Zinssätze für italienische Anleihen steigen wieder (hier). Während die Gewerkschaften die Reformen unverantwortlich und als zu hart empfinden, kritisiert der Arbeitgeberverband jede Lockerung der Reformen (hier).

Wie seit Wochen von den Gewerkschaften angedroht, finden am Freitag nun Generalstreiks und Proteste in Italien statt. Neben der gelockerten Kündigungsmöglichkeiten und der Öffnung geschlossener Berufsgruppen, stellt die Anhebung des Rentenalters Hunderttausende Italiener vor große finanzielle Schwierigkeiten. Viele italienische Arbeitnehmer haben mit ihren Arbeitgebern Verträge abgeschlossen, die vorsehen, dass sie eine Art Arbeitslosenunterstützung bis zum Beginn ihrer Rente erhalten – das Renteneintrittsalter ist jedoch in den Verträgen festgelegt.

Durch die geplante Anhebung des Renteneintrittsalters führt dies zu massiven Problemen. Maria Dinelli beispielsweise schloss einen solchen Vertrag ab. Dieser stellte ihr einen Unterstützung bis zu ihrem Rentenbeginn 2015 in Aussicht. Die neue Reform sieht jedoch vor, dass sie erst 2017 in Rente gehen darf. So verfügt sie von 2015 bis 2017 über kein Einkommen. "Es wurde einem gesagt, man hätte Garantien, und dann verlierst du alles, weil eine neue Regierung die Macht übernimmt und die Regeln ändert", sagte sie der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Das Arbeitsministerium teilte am Donnerstagabend in einer email mit, dass rund 65.000 Arbeitnehmer von diesem Problem betroffen seien. Man prüfe derzeit die Möglichkeit, einige dieser Arbeiter zu unterstützen. Die Gewerkschaft CGIL schätzt die Zahlen den Betroffenen allerdings auf um die 300.000. Wenn die Zahlen des Arbeitsministeriums richtig wären, so Vera Lamonica von der CGIL, „dann müssten wir sagen, dass die Tausenden von Arbeitern, die bei der Gewerkschaft um Hilfe gebeten haben, nicht real oder nur Geister sind“. "Die Regierung spielt mit dem Feuer." Ähnlich sieht es auch Roberto Pessi, Professor für Arbeitsrecht an der Luiss Universität in Rom. Er geht davon aus, dass die Bereitstellung von Hilfen für diese Arbeitnehmer "zusätzliche Ressourcen von ca. 10 Milliarden Euro notwendig machen“ könnten. Zumal er die Zahl der Betroffenen sogar auf 450.000 schätzt.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...