Politik

Dürre und Spekulationen: Natürliche Lebensmittel künftig nur für die Super-Reichen?

Bei den Lebensmitteln droht eine massive Spaltung der Welt: Wegen zahlreicher Naturkatastrophen und Finanzspekulationen werden die Preise in den kommenden Jahren explodieren. Eine denkbare Variante: Die Feudal-Eliten können sich das teure „natürliche“ Essen leisten. Für den Rest der Menschheit (99%) gibt es Fressen aus dem Computer. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
21.04.2014 00:07
Lesezeit: 2 min

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden sich die Preise für Lebensmittel in den USA verdoppeln. Die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird stetig steigen, zudem sorgen Dürren und Spekulationen für einen weiteren Preisanstieg.

Für die hohen Preise in den USA ist vor allem die Dürre in Kalifornien verantwortlich. Möglicherweise könnte diese ein Jahrhundert anhalten, so Wissenschaftler Lynn Ingram zu CBS News. Sollte das tatsächlich der Fall sein, werden die Preise jedes Jahr enorm steigen.

In Europa ist die Lage nicht entspannter: Die Finanzkrise hat dramatische Folgen für die gesamte Bevölkerung. Die Lebenssituation hat sich in allen untersuchten Ländern verschlechtert, 120 Millionen Menschen in Europa sind armutsgefährdet und müssen mit Nahrungsmitteln unterstützt werden (mehr hier). Auch in Deutschland wächst die Zahl der Notleidenden.

Denn auch hierzulande verteuern sich die Lebensmittel, im vergangenen Jahr um rund 4,4 Prozent – so stark wie seit fünf Jahren nicht. Für Kartoffeln zahlten die Deutschen 29 Prozent mehr als im Vorjahr (hier).

Deshalb haben die großen Finanz-Investoren ein lohnendes neues Betätigungsfeld gefunden: Sie investieren in Technologien, die natürliche Ernährung überflüssig machen sollen. Damit könnten, so ist die Hoffnung der internationalen Eliten, alle Probleme der Menschheit im Zeitalter der knappen Ressourcen gelöst– und zudem die eigenen Taschen gefüllt werden.

Allein 2012 flossen so 350 Millionen Dollar in junge Start-Ups – 37 Prozent mehr als noch 2011. Zu diesen jungen Unternehmen gehören unter anderem Hampton Creek Foods, Beyond Meat und Modern Meadow (hier). Alle drei wollen bei der Herstellung ihrer Produkte auf die herkömmlichen Zutaten verzichten bzw. diese ersetzen. Dabei geht es um einen Ei-Ersatz, Hühnerstreifen, die wie echtes Hühnerfleisch schmecken und aussehen sowie Fleisch, dessen Eltern Stammzellen und 3-D-Drucker sind.

In London wurde der erste im Labor gezüchtete Burger vorgestellt. Das Fleisch wurde aus den Stammzellen eines Rinds erzeugt - die Entwicklung kostete 250.000 Euro (hier). Es schmeckt fast wie Fleisch, aber nicht so saftig, sagte ein Lebensmittel-Experte nach dem Verzehr.

In die Entwicklung von Nahrung aus dem 3-D-Drucker wird ebenfalls massiv investiert. Foodini, der erste Essens-Drucker für zuhause, der Burger, Pizza und Pasta herstellt, soll für unter 1.000 Dollar zu haben sein, so die Hersteller (hier).

Weltweit muss die Nahrungsmittelproduktion bis Mitte des Jahrhunderts um 60 Prozent gesteigert werden. Grund ist, dass die Weltbevölkerung bald die 9-Milliarden-Marke übersteigen wird. Anderenfalls komme es zu einer Verknappung der Lebensmittel (hier). Die Folgen wären soziale Unruhen und weltweite Bürgerkriege, warnt die UN.

Der massive Einsatz von Pestiziden hat die Ackerflächen weltweit schwer geschädigt. Eine Studie zeigt, dass das Ökosystem der Erde durch Insektengifte bereits nachhaltig gestört ist. Jedes Jahr geht ein Prozent der weltweiten Anbauflächen durch Erosion verloren (hier). Somit drohen Hungersnöte - für die Schwellenländer und den reichen Westen. In China sind bereits mehr als 3,3 Millionen Hektar Ackerland verseucht. In der Sperrzone dürfen keine Lebensmittel mehr angebaut werden. Die chinesische Regierung will Milliarden Yuen investieren, um Ackerland zu retten (hier). Rund 70 Prozent des chinesischen Bodens ist bereits belastet.

Es geht allerdings auch anders: Investor Doug Bell warnt vor einer fortgesetzten, brutalen Ausbeutung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. In Uruguay will er mit einem Musterprojekt zeigen, dass es auch ohne Monsanto geht. Das Projekt setzt auf lokale Firmen und Kooperativen - und kommt ohne Weltbank oder IWF zu nachhaltigen Ergebnissen (hier).

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