Gemischtes

Der Gebrauchtwagen als Status-Symbol: Boom bei Ersatzteilen

Lesezeit: 2 min
11.05.2014 00:24
Die Konsumenten haben den Gebrauchtwagen als Status-Symbol entdeckt. Die Ersatzteile werden immer wichtiger, weil sich kaum noch jemand alle zwei Jahre ein neues Auto kauft. Zulieferer müssen in Forschung investieren, um den neuen Anforderungen an die Materialbeschaffung gerecht zu werden. Die Nachfrage nach Fahrzeugteilen und Modellen in den Schwellenländern so groß, dass bis 2020 über 80 neue Werke gebaut werden müssen.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die lange Lebenszeit von Autos wird nach Ansicht von Experten in Zukunft bei Herstellern von Verschleißteilen die Kassen klingeln lassen. Wie es in einer am Freitag veröffentlichten Studie der Commerzbank über deutsche Autozulieferer heißt, ist der Fahrzeugbestand in Nordamerika im Schnitt elf Jahre alt, in Europa neun Jahre. Weil zudem in China und anderen aufstrebenden Märkten das Geschäft mit Neuwagen rasant zulege, werde auch dort künftig der Bedarf an Ersatzteilen steigen.

Weltweit spiele der sogenannte Aftermarket für Zulieferer eine immer größere Rolle, werde bislang aber noch unterschätzt, sagte Klaus Bräunig, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Der Wettbewerb nehme unterdessen zu, weil auf diesem Feld „noch einigermaßen Margen" erzielt würden. Konkrete Zahlen nannte er nicht.

Die globale Automobilproduktion wird im Jahr 2014 einen neuen Höhepunkt erreichen. Dabei ge­winnen Premiumfahrzeuge und SUV stark an Bedeutung, heißt es in der Studie „Branchenbericht Autozulieferer“, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. „Eine Entwicklung, die vor allem den deutschen Zulieferern neue Wachstumspotenziale bietet“, so Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Großkunden der Commerzbank.

Zulieferer müssen immer stärker selbst in Forschung und Entwicklung investieren. Gerade die Anforderungen an Gewichts- und CO2-Reduktion bietet den deutschen Zulieferunternehmen die Chance, sich weltweit als Problemlöser zu positionieren. Entscheidend wird sein, den Wettbewerbsvorsprung gegenüber ausländischen Unternehmen durch technisch überlegene Produkteigenschaften zu halten oder auszubauen. „

Die Autoren der Studie Olaf Labitzke und Thomas Gronemeier bescheinigen der deutschen Autozuliefererindustrie, grundsätzlich gut gerüstet zu sein und weitere Anteile am Weltmarkt gewinnen zu können. Ein Grund für das positive Urteil liegt vor allem in der strategischen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Sourcing (Produkt- und Materialbeschaffung), lokale Produktion und technologisches Know-how. Hier sind die Zulieferer bereits in der Umsetzungs-, zumindest aber in der Planungsphase. Die Zulieferer müssen sich in den nächsten Jahren vor allem zwei herausfordernden Trends stellen.

Das Material muss in die Schwelllenländer

Das zukünftige Wachstum wird zum größten Teil in den Emerging Markets stattfinden. Hier werden bis 2020 78 Prozent der jährlich zusätzlichen 27 Millionen Pkw zugelassen. Allein um die Produktion zu bewältigen, werden 80 neue Werke benötigt. Dann entfallen rund 42 Prozent der weltweiten Verkäufe auf China und die ASEAN-Länder. Eine wesentliche Ursache für die gestiegene Nachfrage ist das Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum dieser Länder.

Neben Transportkosten, einem immer noch niedrigeren Lohnniveau und Währungsaspekten spielt der Wunsch der jeweiligen Regierung, die Produktion vor Ort und den Technologietransfer zu fördern, eine große Rolle (mehr zum Thema Technologie-Transfer – hier).

Das Sourcing bedeutet eine besondere Herausforderung für mittelgroße und kleinere Zulieferer. „Allenfalls für die nächsten zwei Jahre erwarten wir einen gewissen Spielraum, weil es für die Hersteller und Tier-1-Zulieferer mangels vorhandener Qualitäten noch schwer ist, die zunehmende Nachfrage ausschließlich lokal zu decken. Mittelfristig wird aber die lokale Sourcing-Quote, also die Material- und Produktbeschaffung, von bisher 50 Prozent auf bis zu 90 Prozent ansteigen“, so Gronemeier. Dabei würde besonders bei technologisch anspruchsvollen Produkten wie Antriebsstrang und Fahrwerk vorerst stark auf die lokalen Töchter der traditionellen Zulieferer zurückgegriffen.

 

Weitere Themen

Keine Rabatte mehr: Deutsche kaufen weniger Autos

Volkswagen gerät auf US-Markt ins Hintertreffen

Erstmals selbstfahrende Autos auf den Straßen von Göteborg


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...