Technologie

Schwellenländer machen gegen IWF und Weltbank mobil

Lesezeit: 2 min
30.05.2014 11:43
Die Gründung einer eigenen Förderbank in den Schwellenländern rückt näher. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben sich offenbar auf die Struktur einer Konkurrenz zu IWF und Weltbank geeinigt. Sie wollen keine politischen Forderungen aus den USA mehr akzeptieren.
Schwellenländer machen gegen IWF und Weltbank mobil

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schwellenländer sagen die globalen Finanz-Institutionen den Kampf an.

Der Start einer gemeinsamen Entwicklungsbank der großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) rückt näher. Die fünf Staaten einigten sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters vom Freitag darauf, sich zu jeweils gleichen Teilen an der Bank zu beteiligen. Damit könnte diese 2016 an den Start gehen und ein Gegengewicht zu Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank bilden, die von den USA und Europa dominiert werden.

"Die Mehrheit möchte eine paritätische Beteiligung am Kapital", sagt ein ranghoher Mitarbeiter der Regierung Brasiliens, der direkt an den Verhandlungen beteiligt ist. "Ein anderer Vorschlag liegt nicht auf dem Tisch." China - nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt - hat lange versucht, einen größeren Anteil und damit mehr Gewicht zu bekommen.

Die Entwicklungsbank soll mit einem Kapital von 50 Milliarden Dollar ausgestattet werden. Davon sollen zehn Milliarden Dollar von den fünf Ländern in bar eingezahlt werden. Die restlichen 40 Milliarden sollen Garantien sein, durch die sich das Institut Geld an den Finanzmärkten besorgen kann. In fünf Jahren soll das Kapital dann auf 100 Milliarden Dollar verdoppelt werden. Die Pläne müssen noch von den Parlamenten der fünf Staaten durchgewunken werden.

Die Brics-Bank soll vor allem Projekte finanzieren, für die die internationalen Finanzinstitute nicht genügend Geld bereitstellen oder dafür im Gegenzug politische Zugeständnisse verlangen. "Die Bank wird sich die Finanzen der Kreditnehmer ansehen, sich aber niemals in deren wirtschaftliche Angelegenheiten einmischen", sagte der Regierungsmitarbeiter. "Die Idee dahinter ist, dass sie Kredite zu günstigeren Konditionen als am Markt erhalten können." Die Bank stehe überdies auch anderen Ländern offen, doch solle eine Mehrheit von mindestens 55 Prozent bei den Brics-Ländern verbleiben.

Das Vorhaben könnte die Vormachtstellung von IWF und Weltbank beenden. Allerdings ist die wirtschaftliche Macht der beiden von den USA dominierten Institutionen ungleich größer als die Möglichkeiten der neuen Förderbank. Es ist außerdem zweifelhaft, dass sich ausgerechnet Russland und China an die Abmachung halten werden und keinen politischen Einfluss ausüben werden. China hat weltweit vor allem im Infrastruktur und Rohstoffbereich seine Position signifikant ausgebaut (mehr hier). Russland hat wieder in der Krim und in der Ukraine gezeigt, dass es mitnichten auf territoriale Gewinne verzichten will. Auch in Syrien hat Russland sein wirtschaftliches Engagement an politische Vorgaben geknüpft.

***

DWN-Herausgeber Michael Maier beleuchtet in seinem neuen Buch die Rolle des IWF und der Weltbank und zeigt: Die Institutionen haben sich zu globalen Schulden-Maschinen entwickelt, die keine klassische Entwicklungshilfe mehr leisten, sondern zu wichtigen Verbündeten der Finanzindustrie geworden sind. Für die meisten Länder der Welt sind die Folgen negativ - neuerdings auch für Europa, wie die Entwicklung der Eurokrise zeigt.

Michael Maier, Die Plünderung der Welt. Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen.

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Beim Verlag kann es hier bestellt werden.

Das Buch ist auch bei Amazon erhältlich - hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...