Politik

Tepco pfuscht in Fukushima: Schutzwall aus Eis gefriert nicht

Der japanischen Betreibergesellschaft Tepco gelingt es nicht, die havarierte Atomanlage in Fukushima unter Kontrolle zu bringen. Jetzt wird versucht, radioaktives Wasser über einen unterirdischen Eiswall aufzuhalten. Doch der Plan entpuppt sich als Illusion: Das Wasser gefriert nicht.
20.06.2014 00:36
Lesezeit: 1 min

Der aktuelle Rettungsplan der Skandal-Firma Tepco sieht vor, das verseuchte Wasser mit einem weitläufig verzweigten Röhrensystem zum Gefrieren zu bringen. Am Dienstag wurde klar: Der Plan, auf den die japanische Regierung alle Hoffnungen gesetzt hatte, die Katastrophe von Fukushima einzudämmen, ist ein Hirngespinst: Das dafür vorhergesehene Wasser gefriert nicht zu Eis.

Wie ein Tepco-Sprecher mitteilte, sollen nun weitere Röhren verlegt werden, um die Temperatur nach unten zu treiben. Im Juli wolle man dann damit beginnen, kontaminiertes Wasser zu entsorgen. Das berichtet die Japan Times.

In den unterirdischen Röhren befindet sich Kühlmittel, dessen Temperatur 30 Grad unterhalb des Gefrierpunkts liegt. Das Ziel: Im umliegenden Areal soll der gesamte Boden gefrieren und so eine natürliche Barriere bilden. Sauberes Grundwasser kann sich so nicht mehr mit dem verseuchten Wasser der Atomruine mischen und am Ende in den Pazifischen Ozean ausströmen.

Die Pläne für einen solchen Eiswall mit einer Länge von rund 1,4 Kilometern sind seit August 2013 bekannt. Damals flossen bereits seit zwei Jahren täglich rund 300 Tonnen radioaktives Wasser unkontrolliert ins Meer. Gebraucht werden die riesigen Mengen, um die Reaktoren zu kühlen. Die hierzu aufgestellten Auffangtanks reichen aber schon lange nicht mehr aus. Obendrein strömen täglich gut 400 Tonnen Grundwasser aus den Bergen in das Areal und vermischen sich dort mit dem verseuchten Wasser. Der Versuch, eine Verbindung mit Hilfe chemischer Mauern im Erdreich aufzuhalten, scheiterte, so die BBC.

Die Eiswall-Methode wurde zwar schon anderswo verwendet. Eingesetzt wird sie etwa beim Bau von U-Bahnen, berichtet National Geographic. Hier dient sie zum Schutz vor eindringendem Grundwasser. In einem solch großen Stil wie in Fukushima ist das Vorhaben allerdings neu.

Erst vor kurzem kam es in Fukushima zu einem weiteren schweren Zwischenfall. Mitte April wurde ein Reaktor mit 200 Tonnen von hoch radioaktivem Wasser gespült (mehr hier). Das Wasser wurde zum Kühlen der Brennstäbe in Block 1 verwendet und sei Tepco zufolge hochgradig radioaktiv kontaminiert. Zunächst deutete alles auf einen Unfall hin. Mittlerweile kann ein Sabotage-Akt aber nicht mehr ausgeschlossen werden. Das vermuten Arbeiter, die in Fukushima Daiichi gearbeitet hatten. Auch die Betreiberfirma schließt das nicht mehr aus (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...