Deutschland

Regierungskreise: Bundeskabinett beschließt schärfere Eigenkapitalregeln

Um zukünftig einen Crash der europäischen Banken zu verhindern, müssen die Banken nach den Basel-III- Regeln ihr Eigenkapital schrittweise aufstocken. Mit dem Beschluss des entsprechenden Gesetzesentwurfs im Bundeskabinett wird nun die EU-Richtlinie umgesetzt. Die Kritik der Banken selbst hat einen Aufschub der Einführung von Basel III nicht erreichen können.
22.08.2012 11:04
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Ehemaliger Premier: Verlässt Griechenland den Euro, ist Italien der nächste Kandidat

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett in Deutschland nach Angaben aus Regierungskreisen die neuen international vereinbarten Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften für Banken beschlossen. Auf die sogenannten Basel-III-Regeln hatten sich die G-20-Staaten bereits Ende 2010 geeinigt. Der schnelle Beschluss des Bundeskabinett bezüglich Basel III ist auch darauf zurückzuführen, dass besonders die deutsche Bundesregierung einen schnellen Abschluss bei der EU-Richtlinie wünscht. Auf EU-Ebene wird derzeit nämlich noch über die endgültigen Fassungen verhandelt, so die Nachrichtenagentur Reuters.

Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Banken gegen etwaige Finanzkrisen wie etwa 2008 zu erhöhen und die Bankenaufsicht zu stärken. Die Banken müssen demnach ab 2013 schrittweise bis Ende 2018 beispielsweise ihr Eigenkapital erhöhen. So soll das Kernkapital (Aktienkapital und Gewinnrücklagen) bis 2015 von derzeit zwei Prozent auf 4,5 Prozent angehoben werden. Zusätzlich dazu soll ab 2016 ein fixer Kapitalerhaltungspuffer bei den Banken aufgebaut werden, der auch aus hartem Kernkapital besteht. Dieser soll bis 2019 auf 2,5 Prozent der risikogewichteten Bilanzsumme ansteigen.

Zudem gibt Basel III den Aufsehern höhere Kompetenzen. Verstößt eine Bank gegen die Regulierung, kann in Zukunft die Bankenaufsicht die durch den Verstoß gegen die Regeln erwirtschafteten Gewinne von der Bank einziehen, berichtet Reuters. Darüber hinaus kann den Vorständen die Zulassung entzogen werden oder die Auszahlung von Boni und Ausschüttungen verboten werden. In einigen Fällen, beispielsweise bei systemrelevanten Banken, kann die Bankenaufsicht auch einen zusätzlichen Kapitalpuffer fordern.

In den vergangenen Wochen wurde immer wieder seitens der Banken Kritik an den Basel-III-Regeln laut. Es gab Forderungen, für die Umsetzung der Regeln mehr Zeit einzuräumen. Die Banken verwiesen immer wieder darauf, dass es in der derzeitigen Schuldenkrise und der Verlangsamung des Wachstums in China und den USA schwierig sei, das Kernkapital aufzustocken. Vor allem in den Peripherieländern der Eurozone ist die Kreditvergabe trotz der EZB-Tender deutlich zurückgegangen (hier). Die Banken selbst begründeten dies mit den hohen Anforderungen von Basel III.

Weitere Themen

Finanzkrise: Zahl der Selbstmorde in Italien deutlich gestiegen

Schuldenfalle: Zwei Millionen Türken müssen mit Vollstreckung rechnen

Großbritannien: Sinkende Steuereinnahmen gefährden Defizitziel

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...

DWN
Politik
Politik Haushaltsplan: Sondervermögen Infrastruktur – wohin fließt das Geld eigentlich?
09.08.2025

Nach viel Hin und Her haben sich Union und SPD auf einen Haushaltsplan 2025 und folgend bis 2029 geeinigt. Neben hohen Investitionen in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Umbau der US-Verteidigung stellt Milliardenprojekte infrage
09.08.2025

Donald Trump krempelt die US-Verteidigung radikal um: Alte Kampfjets werden verschrottet, Milliarden in neue Tarnkappenbomber investiert....

DWN
Politik
Politik 50 Jahre Abkommen von Helsinki – ein Pakt ohne Erbe
09.08.2025

Vor 50 Jahren versprach das Abkommen von Helsinki eine neue Weltordnung aus Kooperation und Respekt. Heute, im Zeitalter hybrider Kriege,...

DWN
Technologie
Technologie Globale Bank-ID: Yubico-Gründerin will Passwörter abschaffen – Milliardenpotenzial für deutsche Firmen
09.08.2025

Die Gründerin von Yubico will mit ihrer Stiftung Siros ein globales, offenes System für digitale Identitäten schaffen – sicher wie ein...