Politik

EU will Italien wegen Russland-freundlicher Position abstrafen

Lesezeit: 1 min
15.07.2014 11:37
In Brüssel ist ein Machtkampf um die Position des Außenbeauftragten entbrannt: Hardliner wollen Italien verhindern, weil die Regierung in Rom ein gutes Verhältnis mit Moskau pflegt. Premier Renzi droht eine Blamage wie seinem Kollegen David Cameron.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der designierte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fordert einen profilierten Politiker für das Amt des EU-Außenbeaufragten. Der oder die neue Amtsinhaberin müsse ein starker und erfahrener Akteur sein, sagte Juncker am Dienstag vor seiner Wahl zum Chef der EU-Kommission im EU-Parlament. "Die EU-Außenpolitik muss stark nach außen repräsentiert werden."

Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen am Mittwoch in Brüssel über die Nachfolge der britischen EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton entscheiden. Juncker kündigte an, dass dem EU-Außenbeauftragten diejenigen EU-Kommissare unterstellt werden, die für Außenthemen mit zuständig seien. Der EU-Außenbeauftragte ist am EU-Rat als Vertretung der EU-Staaten angedockt und fungiert zugleich als Vizepräsident der EU-Kommission.

Eigentlich hatte Angela Merkel dem italienischen Premier Matteo Renzi in Aussicht gestellt, dass Italien die Position des Außenbeauftragten besetzen darf. Im Gegenzug hatte Renzi seinen ursprünglichen Widerstand gegen Jean-Claude Juncker als EU-Kommissionspräsidenten aufgegeben.

Doch dagegen regt sich nun Widerstand bei den Hardlinern in Brüssel. Der Grund: Rom sei zu freundlich gegenüber Russland eingestellt.

Als Italien mit Anfang Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat, führte die erste Reise der Außenministerin nach Russland. Federica Mogherini traf in Moskau ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow und besprach mit ihm das Pipeline-Projekt South Stream. Für Oktober lud sie auch Russlands Präsidenten Putin zu einem Treffen asiatischer und europäischer Führer nach Mailand ein (mehr hier).

Vor allem die osteuropäischen Staaten bewerten diesen Besuch als Affront. Zur Strafe soll Federica Mogherini als nächste EU-Außenbeauftragte verhindert werden.

Federführend bei der Kampagne gegen Mogherini sind Lettland, Estland, Litauen und Polen. Italien habe Russland gegenüber keine harte Haltung gezeigt, so die Begründung.

Mogherinis Kandidatur wird somit zunehmend zu einem Machtkampf der Fraktionen. Die Staats- und Regierungschefs der Mitte-Links-Parteien, darunter Italiens Matteo Renzi und Frankreichs Francois Hollande, haben Mogherini ihre Unterstützung zugesagt, berichtet die FT.

Die Mitte-Rechts-Parteien wollen die italienische Außenministerin als EU-Außenbeauftragte verhindern.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...