Politik

Territoriale Integrität verletzt: Türkei schickt Armee nach Syrien und in den Irak

Lesezeit: 1 min
02.10.2014 21:11
Das türkische Parlament hat den Einsatz seiner Armee auf den Territorien von Syrien und des Irak beschlossen. Die Türken kämpfen an der Seite der USA und wollen eine Pufferzone im Norden Syriens, um einen kurdischen Staat zu verhindern. Der Beschluss stellt eine klare Verletzung der territorialen Integrität gleich zweier Staaten dar. Die USA und die EU haben Russland weltweit geächtet, weil Moskau in der Krim nach Auffassung Washingtons die territoriale Integrität der Ukraine verletzt habe. Es gibt bisher keinen Protest gegen die internationalen Interventionen im Nahen Osten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Türkei hat sich dem US-geführten Kampf gegen die Islamisten in Syrien und Irak angeschlossen. Das Parlament in Ankara gab am Donnerstagabend grünes Licht für Einsätze des türkischen Militärs in den beiden Nachbarländern. Außerdem billigten die Abgeordnete, dass auch Soldaten anderer Länder im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) vom türkischen Territorium aus zum Einsatz kommen dürfen. Die USA unterhalten in Incirlik im Süden der Türkei einen Luftwaffenstützpunkt.

Damit hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen weiteren Meilenstein in seiner Politik gesetzt, die darauf zielt, einen Kurdenstaat unter Führung der PKK zu verhindern. Der Türkei wird vorgeworfen, den IS bisher offen unterstützt zu haben und den Transit ausländischer IS-Kämpfer toleriert zu haben, um zum Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad beizutragen. Erdogan bekräftigte am Mittwoch, Assad müsse sein Amt aufgeben.

Tatsächlich geht es Erdogan um die Errichtung einer vom türkischen Militär kontrollierten Pufferzone.

Mit den Angriffen des IS-Milizen auf die Kurden-Stadt Kobani in Nordsyrien sind die Kämpfe direkt an die türkische Grenze gerückt. Die Kurdische Arbeiterpartei PKK fordert von der Türkei, ein drohendes Massaker unter den kurdischen Einwohnern zu verhindern. Sollte es dazu jedoch kommen, werde der Waffenstillstand mit der Türkei aufgekündigte, ließ der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan mitteilten. Die PKK ist durch den IS offenbar so sehr unter Druck geraten, dass der PKK keine andere Wahl mehr bleibt, als sich unter den Schutz der Türkei zu stellen.

Erdogan hatte 2012 den Friedensprozess mit der PKK angestoßen, um den 30 Jahre dauernden Kampf militanter Kurden für mehr Rechte zu beenden. Öcalan sitzt seit 15 Jahren in der Türkei wegen Hochverrats, Mordes und Bildung einer terroristischen Vereinigung in Haft. Gegen den IS kämpfen in Kobani kurdische Volksverteidigungseinheiten (YPG), die mit der PKK verbündet sind. Die YPG ist bisher nicht an dem türkischen Schutz interessiert gewesen, weil ihr von Assad eine weitreichende Autonomie zugesichert wurde.

Doch die Amerikaner wollen lieber die Peschmerga im Osten unterstützen und bevorzugen einen Kurden-Staat in dieser Region. Unter der Obhut der Amerikaner könnten die Kurden die Ölquellen schützen, die Gefahr einer Abspaltung der türkischen Kurden vom Nato-Mitglied Türkei wäre gebannt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...