Politik

Gegen EU-Armee: Polen und baltische Staaten vertrauen der Nato

Polen und das Baltikum können mit der Idee einer EU-Armee nichts anfangen. Sie unterstützen die Nato unter der Führung der USA. Schließlich sei die Nato der Garant für die Sicherheit Europas, so der polnische Außenminister Grzegorz Schetyna.
11.03.2015 23:33
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Polen und das Baltikum stellen sich gegen den Vorschlag des EU-Chefs Jean-Claude Juncker, eine EU-Armee aufzubauen. „Das ist eine sehr riskante Idee (…) Zunächst müssen wir uns die Frage stellen, wo das Geld herkommen soll? Wie werden Kampfeinheiten funktionieren? Wer soll deren Ausbildung sicherstellen?“, zitiert die Deutsche Welle den polnischen Außenminister Grzegorz Schetyna. Die Nato sei der Garant für die Sicherheit Europas und müsse gestärkt werden, so Schetyna.

Für den polnischen General Sanislaw Koziej, ein Sicherheitsberater des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski, ist die EU-Armee ein „unpraktischer Traum“.

Die lettische Regierungschefin Laimdota Straujuma hat sich zurückhaltend zu der Idee einer europäischen Armee geäußert. Es sei zu prüfen, ob dieses Vorhaben nicht womöglich eine Dopplung der Nato sei, sagte sie am Dienstag im lettischen Fernsehen. Die Idee von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sei eher von langfristiger Perspektive. Für Lettland sei wichtig, Nato-Mitglied zu sein und zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aufzuwenden, betonte Straujuma. Lettland hat derzeit den EU-Ratsvorsitz inne.

Estlands Verteidigungsminister Sven Mikser bezeichnete die Idee einer gemeinsamen EU-Armee als „interessant und frisch“. Aus estnischer Sicht gebe es bei den Aktivitäten der EU zur Entwicklung der militärischen Fähigkeiten und beim Krisenmanagement durchaus noch Verbesserungsbedarf, sagte er der Zeitung „Postimees“. Doch auch Großbritannien, die USA und Russland sind gegen den Aufbau einer EU-Armee.

Am Dienstag haben die USA die Entsendung von weiteren 3.000 Soldaten ins Baltikum angekündigt. Die ersten schweren Waffen sind in der lettischen Haupt- und Hafenstadt Riga bereits angekommen. Die US-Soldaten sollen im Rahmen der Operation „Atlantic Resolve“ verschiedene Nato-Manöver im Baltikum durchführen. US-General John R. O'Connor sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass sie Kreml-Chef Wladimir Putin ihre „Entschlossenheit“ demonstrieren wollen. „Was wir hier unter Beweis stellen wollen ist eine geschlossene Front vom Norden in den Süden“, so der General über das Baltikum.

Die USA hatten Ende Februar mit der Nato in der estnischen Grenzstadt Narva eine Militär-Parade abgehalten. Neben US-Soldaten des zweiten Kavallerie-Regiments sollen auch Soldaten anderer Nato-Staaten an der Parade teilgenommen haben. Die Nato betreibt seit vergangenem Jahr die militärische Aufrüstung Estlands, Lettlands und Litauens voran.

Die Amerikaner wollen durch den Verkauf von US-Waffen im Baltikum und Osteuropa ihre Rüstungsindustrie ankurbeln. Dabei können sie in diesen Gebieten auf weitgehend pro-amerikanische Regierungen und Staats-Chefs setzen. Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Washington kündigte am Mittwoch die Lieferung von unbemannten Drohnen und 30 gepanzerten Humvee-Geländefahrzeugen an die Ukraine an. In diesem Zusammenhang will Washington eine Allianz zwischen Russland und Deutschland verhindern und eine Spaltung zwischen Brüssel und Moskau herbeiführen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...