Politik

Bundesregierung plant Aufbau einer Elite-Polizei

Die Bundesregierung will eine Elite-Polizei im Kampf gegen den Terror aufbauen. Das sei die Konsequenz aus den Pariser Anschlägen, sagt Innenminister de Maizière. Die Hintermänner der Anschläge sind bis heute unbekannt. Die Folgen für die Bürgerrechte dürften gravierend sein.
04.04.2015 12:14
Lesezeit: 1 min

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will im Kampf gegen den Terror spezielle Elite-Einheiten bei der Bundespolizei aufbauen. In der Bild-Zeitung bestätigte de Maizière hinter entsprechende Pläne des Chefs der Bundespolizei, Dieter Romann.

«Die Anschläge von Paris haben uns eine neue Taktik der Terroristen gezeigt: Sie operieren an mehreren Stellen gleichzeitig und das im schlimmsten Fall über mehrere Tage», sagte der Minister. «Darauf brauchen wir eine Antwort. Sie besteht aus robusten Polizei-Einheiten bei der Bundespolizei.»

Die Hintermänner der Killer von Paris sind bis zum heutigen Tag nicht ausgeforscht. Die öffentliche Darstellung hat sich darin erschöpft, von "Islamisten" zu sprechen, obwohl niemals Belege für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Organisation vorgelegt wurden.

Frankreich hat sich seit den Anschlägen in einen Polizei-Staat verwandelt: Tausende Militärs und Soldaten überwachen die Bürger seither. Glenn Greenwald kritisiert auf The Intercept, dass die französische Polizei mittlerweile ohne Begründung Websites blockieren kann, wenn sie diese Sites unter Terror-Verdacht stellt.

Laut de Maizière soll die neue Anti-Terror-Bereitschaftspolizei speziell für Terror-Lagen geschult und ausgerüstet werden. «Die Truppe muss hoch mobil und als Aufrufeinheit jederzeit einsetzbar sein», sagte er.

Bundespolizei-Chef Romann hatte schon zuvor in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur eine Spezialisierung seiner Beamten im Kampf gegen den Terrorismus angekündigt. Er sprach sich dafür aus, für kurzfristige Lösungen auf Einheiten der deutschlandweit stationierten Bereitschaftspolizei des Bundes zurückzugreifen. Diese Beamten sollten für die alltäglichen Aufgaben zur Verfügung stehen - und auch im Fall eines Terroranschlags.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezweifelt allerdings, dass eine solche Spezialisierung angesichts der chronischen Unterfinanzierung der Bundespolizei finanzierbar ist. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Regierung in den kommenden Monaten die Öffentlichkeitsarbeit über den schlechten Zustand der Polizei verstärken und wird und auf diesem Weg eine Erhöhung der Steuermittel zwingend notwendig erscheinen lassen wird.

Für die Bürgerrechte würde eine solche Polizei gravierende Folgen haben: In den USA werden bereits über eine Million Menschen als Terror-Verdächtige geführt. Dort regt sich nun aber auch der Widerstand gegen die Tatsache, dass sich der US-Präsident mit seinem Kampf gegen den Terror weitgehende Machtbefugnisse gesichert hat, die keiner demokratischen Kontrolle mehr unterliegen. Dies hat auch Folge für die internationale Politik: Die US-Regierung kann nämlich ohne demokratische Legitimierung nicht nur gegen jeden eigenen Bürger, sondern auch gegen jeden Staat der Welt Gewalt anwenden, ohne einen Krieg zu erklären oder eine Begründung vorlegen zu müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...