Im Donbass haben ukrainische Militärs eine Operation gegen die mit ihnen verbündeten Rechtsextremen-Milizen durchgeführt. Der Vorfall war von den Rebellen mit Erstaunen beobachtet worden. Sie waren sich zunächst nicht sicher, ob die Milizen von der ukrainischen Armee oder von ausländischen Söldnern angegriffen worden waren.
„Unsere Aufklärungs-Offiziere haben am Dienstagmorgen um fünf Uhr einen Schusswechsel in den Reihen der ukrainischen Verbände beobachtet. Eine unbekannte Einheit hat einen Stützpunkt der nationalistischen Milizen gestürmt und erobert (…) Sie setzten lautlose tödliche Waffen ein, die nicht der Kalaschnikow-Klasse angehören, sondern offenbar aus der Produktion westlicher Firmen kommen (…) Das ist das erste Mal seit Ausbruch des Konflikts, dass wir eine derartige Operation auf dem von Kiew kontrollierten Territorium beobachten“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass den Rebellen-Sprecher Eduard Basurin.
Nach weiteren Angaben des Rebellen-Sprechers wurden vier rechte Milizen-Mitglieder getötet und in Plastiksärgen weggeschafft.
Die OSZE bestätigt den Vorfall in einer Mitteilung:
„Nach diversen Medienberichten über eine Konfrontation zwischen den ukrainischen Streitkräften und Mitgliedern der Freiwilligen-Miliz des Rechten Sektors, die am 28. April in einem Militärlager in Velikomykhailivka (117 Kilometer südöstlich von Dnipropetrowsk) stattfand, hat die OSZE-Beobachtergruppe den regionalen Führer des Rechten Sektors kontaktiert. Dieser sagte, Mitglieder des Rechten Sektors hätten sich geweigert, auf Ersuchen der ukrainischen Streitkräfte ihre Waffen niederzulegen. Das ukrainische Militär wollte keine Stellungnahme abgeben. Doch die OSZE-Beobachtergruppe solle es vermeiden, in das Militärlager zu reisen“.
Der Chef des Rechten Sektors, Dmytro Jarosch, drohte der Regierung in Kiew nach dem Vorfall mit einem Staatsstreich.
In den vergangenen Monaten gab es zwischen den 17 Freiwilligen-Milizen im Osten der Ukraine und der Regierung in Kiew Unstimmigkeiten. Die Jazenjuk-Regierung will die Kontrolle über die Milizen erringen. Doch die Milizen lehnen es ab, direkt der Regierung unterstellt zu werden. Der Kommandeur des Freiwilligen-Bataillons Donbass, Semen Semenchenko, hatte im Februar die Schaffung einer zentralen Stelle zur Koordinierung aller Freiwilligen-Verbände angekündigt. Er sei zur „objektiven Erkenntnis“ gekommen, dass der offizielle Generalstab nicht imstande sei, die Freiwilligen-Verbände im Kampf gegen die Rebellen zu koordinieren.
Der Rechte Sektor ruft in eine Mitteilung Präsident Petro Poroschenko und das Parlament dazu auf, ein Sondergesetz für die Milizen zu verabschieden, um ihnen einen offiziellen Soldaten-Status zu verleihen. Dadurch könnten die Rechtsextremen mit Steuergeldern finanziert werden. Weil die Ukraine pleite ist, dürfte dies auch europäische Steuergelder betreffen.
Der Konflikt kommt überraschend, weil die ukrainische Armee erst vor wenigen Tagen erklärt hatte, die Rechtsextremen in die reguläre Armee integrieren zu wollen. Die Milizen sollten aber weiter unter dem selbständigen Kommando von Jarosch bleiben.
Die Russen reiben sich verwundert die Augen - müssen aber auf der Hut sein, weil die Kämpfe auch dazu verwendet werden könnten, Moskau als Schuldige für die Angriffe auf die Milizen oder mögliche Ausfälle der Rechtsextremen zu benennen.