Politik

Chaos in Kiew: Armee der Ukraine kämpft nun gegen die eigenen Milizen

Lesezeit: 2 min
02.05.2015 00:53
Die Rebellen in der Ukraine berichten von einem seltsamen Zwischenfall im Donbass: Unbekannte haben eine Stellung einer rechtsextremen Miliz überfallen. Die OSZE-Beobachter bestätigen den Vorfall. Die Russen reiben sich verwundert die Augen, sind jedoch auf der Hut: Die Kämpfe könnten auch eine Falle sein, um den Russen eine Provokation anzuhängen. Finanziert wird das Treiben von europäischen Steuergeldern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Donbass haben ukrainische Militärs eine Operation gegen die mit ihnen verbündeten Rechtsextremen-Milizen durchgeführt. Der Vorfall war von den Rebellen mit Erstaunen beobachtet worden. Sie waren sich zunächst nicht sicher, ob die Milizen von der ukrainischen Armee oder von ausländischen Söldnern angegriffen worden waren.

„Unsere Aufklärungs-Offiziere haben am Dienstagmorgen um fünf Uhr einen Schusswechsel in den Reihen der ukrainischen Verbände beobachtet. Eine unbekannte Einheit hat einen Stützpunkt der nationalistischen Milizen gestürmt und erobert (…) Sie setzten lautlose tödliche Waffen ein, die nicht der Kalaschnikow-Klasse angehören, sondern offenbar aus der Produktion westlicher Firmen kommen (…) Das ist das erste Mal seit Ausbruch des Konflikts, dass wir eine derartige Operation auf dem von Kiew kontrollierten Territorium beobachten“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass den Rebellen-Sprecher Eduard Basurin.

Nach weiteren Angaben des Rebellen-Sprechers wurden vier rechte Milizen-Mitglieder getötet und in Plastiksärgen weggeschafft.

Die OSZE bestätigt den Vorfall in einer Mitteilung:

„Nach diversen Medienberichten über eine Konfrontation zwischen den ukrainischen Streitkräften und Mitgliedern der Freiwilligen-Miliz des Rechten Sektors, die am 28. April in einem Militärlager in Velikomykhailivka (117 Kilometer südöstlich von Dnipropetrowsk) stattfand, hat die OSZE-Beobachtergruppe den regionalen Führer des Rechten Sektors kontaktiert. Dieser sagte, Mitglieder des Rechten Sektors hätten sich geweigert, auf Ersuchen der ukrainischen Streitkräfte ihre Waffen niederzulegen. Das ukrainische Militär wollte keine Stellungnahme abgeben. Doch die OSZE-Beobachtergruppe solle es vermeiden, in das Militärlager zu reisen“.

Der Chef des Rechten Sektors, Dmytro Jarosch, drohte der Regierung in Kiew nach dem Vorfall mit einem Staatsstreich.

In den vergangenen Monaten gab es zwischen den 17 Freiwilligen-Milizen im Osten der Ukraine und der Regierung in Kiew Unstimmigkeiten. Die Jazenjuk-Regierung will die Kontrolle über die Milizen erringen. Doch die Milizen lehnen es ab, direkt der Regierung unterstellt zu werden. Der Kommandeur des Freiwilligen-Bataillons Donbass, Semen Semenchenko, hatte im Februar die Schaffung einer zentralen Stelle zur Koordinierung aller Freiwilligen-Verbände angekündigt. Er sei zur „objektiven Erkenntnis“ gekommen, dass der offizielle Generalstab nicht imstande sei, die Freiwilligen-Verbände im Kampf gegen die Rebellen zu koordinieren.

Der Rechte Sektor ruft in eine Mitteilung Präsident Petro Poroschenko und das Parlament dazu auf, ein Sondergesetz für die Milizen zu verabschieden, um ihnen einen offiziellen Soldaten-Status zu verleihen. Dadurch könnten die Rechtsextremen mit Steuergeldern finanziert werden. Weil die Ukraine pleite ist, dürfte dies auch europäische Steuergelder betreffen.

Der Konflikt kommt überraschend, weil die ukrainische Armee erst vor wenigen Tagen erklärt hatte, die Rechtsextremen in die reguläre Armee integrieren zu wollen. Die Milizen sollten aber weiter unter dem selbständigen Kommando von Jarosch bleiben.

Die Russen reiben sich verwundert die Augen - müssen aber auf der Hut sein, weil die Kämpfe auch dazu verwendet werden könnten, Moskau als Schuldige für die Angriffe auf die Milizen oder mögliche Ausfälle der Rechtsextremen zu benennen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromnetz als Supergau - Dunkelflaute macht Wahnsinnspreise kurzfristig real
23.12.2024

Der Strompreis an der Pariser Strombörse erreichte letzte Woche einen außergewöhnlich hohen Stand. Wie Energieexperten dies erklären -...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ex-VW-Chef Winterkorn lehnt Richter als befangen ab
23.12.2024

Im Strafverfahren zur Dieselaffäre hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn den Vorsitzenden Richter für befangen erklärt. Er...

DWN
Panorama
Panorama Russland: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen
23.12.2024

Zwei Tanker sind vor mehr als einer Woche im Schwarzen Meer verunglückt, seither läuft Öl aus. Die Folgen für die Umwelt zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EU: 13,5 Milliarden Euro für Deutschland
23.12.2024

Mehr saubere Energie und Digitalisierung: Deutschland erhält 13,5 Milliarden Euro aus Brüssel – und weitere Finanzhilfen könnten...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Politik
Politik Trump will Panama-Kanal und Grönland
23.12.2024

Trump zeigt sich auf dem AmericaFest kampfbereit. In einer Rede voller provokanter Forderungen greift er zentrale Themen seiner kommenden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...