Auf dem Mittelmeer sind von Freitag auf Samstag innerhalb von 24 Stunden mehr als 4.200 Bootsflüchtlinge gerettet worden. Die italienische Küstenwache erklärte, Schiffe aus zahlreichen europäischen Staaten - darunter Deutschland - hätten die Menschen in 22 Einsätzen von Fischer- und Schlauchbooten geholt. Die meisten dürften am Wochenende in Häfen im Süden Italiens gebracht werden. Früheren Angaben zufolge waren am Freitag 17 Flüchtlinge auf einem Schiff vor der libyschen Küste ums Leben gekommen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bis zur ersten Maiwoche 35.500 Flüchtlinge nach Italien gekommen.
Die ruhigere See im Frühling und Sommer schafft bessere Bedingungen für einen Aufbruch von Flüchtlingen aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Europa. Die meisten von ihn ihnen kommen aus Libyen, das nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi im Chaos versinkt. Auf dem Mittelmeer sind allein in den vergangenen Monaten mehr als 1.000 Menschen ertrunken.
Gaddafi war auf Betrieben Frankreichs und der USA gestürzt worden, Deutschland hatte sich skeptisch über die Folgen des Militäreinsatzes gezeigt.
Die EU hat einen Marine-Einsatz beschlossen, mit dem Migranten aus Seenot gerettet und Schleuserbanden bekämpft werden sollen. Offenbar wird aktuell glücklicherweise nur der erste Teil dieses Auftrages umgesetzt, nämlich die Rettung von Flüchtlingen. Die militärische Bekämpfung wird von Menschrechtsorganisationen und den UN äußerst kritisch gesehen, weil in keiner Weise ausgeschlossen werden könne, dass unschuldige Zivilisten bei Schießereien ums Leben kommen könnten.
Die Pläne der EU-Kommission, die Flüchtlinge nach einem Quotensystem auf die Mitgliedsstaaten zu verteilen, ist von vielen Ländern mit Skepsis aufgenommen worden. Tatsächlich weigern sich etliche Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen: Großbritannien und Dänemark haben seit jeher Ausnahmeregelungen. Frankreich, Polen, Spanien und Ungarn haben erklärt, unter keinen Umständen neue Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Die EU-Kommission hat einen Quoten-Plan vorgelegt, mit dem Griechenland und Italien entlastet werden sollen und die Flüchtlinge über Europa neu verteilt werden könnten. Doch auf diesen Plan haben die EU-Staaten eher kühl reagiert.