Finanzen

Börsen in China stürzen ab, Anleger nervös

Lesezeit: 2 min
28.11.2015 02:04
In China sind die Börsen erneut eingebrochen. Die europäischen Aktienmärkte reagierten nervös. Die Rohstoff-Preise sackten ab. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
Börsen in China stürzen ab, Anleger nervös

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Ein Kurssturz an den chinesischen Börsen hat die europäischen Anleger zum Wochenschluss verunsichert. Der Dax verlor 0,2 Prozent auf 11.294 Punkte, der EuroStoxx50 gab 0,3 Prozent nach. Gebremst wurde der Abstieg durch die Hoffnung auf weitere EZB-Geldspritzen. Die Flut billigen Geldes dürfte angesichts mangelnder renditeträchtiger Anlagealternativen den Weg an die Aktienmärkte finden, prognostizierte Gregor Kuhn vom Brokerhaus IG. Auf Wochensicht legten Dax und EuroStoxx50 1,6 und ein Prozent zu.

Die Leitindizes der Börsen Shanghai und Shenzhen brachen um jeweils etwa 5,5 Prozent ein. Das war der größte Tagesverlust seit dem Crash im Sommer. Ein Grund für den Kursrutsch waren neue Schritte der chinesischen Börsenaufsicht im Kampf gegen Spekulationen auf Pump. Insidern zufolge drängen die Behörden Brokerhäuser dazu, auf bestimmte Derivategeschäfte zur Finanzierung von Aktien-Deals zu verzichten. Außerdem verhagelte der deutliche Rückgang der chinesischen Unternehmensgewinne die Kauflaune - das fünfte Minus in Folge.

"Diese Nachrichten sind zwar nicht gerade positiv, zeichnen aber auch kein komplett neues Bild", betonte Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. "Es ist allgemein bekannt, dass die chinesischen Firmen unter der schwächelnden Konjunktur leiden." Am Rohstoffmarkt gingen die Preise für Öl und Kupfer auf Talfahrt, da China zu den Top-Rohstoff-Konsumenten zählt. An der Wall Street, die nach dem Thanksgiving-Feiertag zum Wochenschluss nur für wenige Stunden öffnete, kamen die Indizes kaum vom Fleck.

EZB-SITZUNG WIRFT SCHATTEN VORAUS

Hauptgesprächsthema auf dem Börsenparkett war die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche. Am Donnerstag werden die Währungshüter voraussichtlich eine weitere Öffnung der Geldschleusen beschließen. Damit wollen sie die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, verhindern und die heimische Konjunktur ankurbeln. "Die Bullen scharren schon mit den Hufen beim Gedanken an das erwartete zusätzliche Liquiditäts-Doping", sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Im Börsenjargon werden Optimisten als Bullen bezeichnet.

Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik drückte den Euro bis auf 1,0569 Dollar. Im Schlussgeschäft vom Donnerstag hatte er zeitweise knapp über der Marke von 1,06 Dollar notiert. Für die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen ging es weiter bergab: Sie fielen mit 0,439 Prozent auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Wochen.

INFINEON ARBEITEN SICH WEITER NACH OBEN

Unter den deutschen Aktienwerten setzten Infineon ihren Aufwärtstrend fort. Nach den starken Zahlen vom Donnerstag erhöhten zahlreiche Analysten ihr Kursziel für die Titel. Infineon legten in der Spitze um 3,8 Prozent auf 13,62 Euro zu und markierten damit den höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren. Sie waren stärkster Dax-Wert.

Im MDax hatten die Titel der Aareal Bank nach einer Verkaufsempfehlung der Berenberg Bank das Nachsehen. Die Titel rutschten um bis zu 8,5 Prozent auf 30,07 Euro ab und waren so billig wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Den Experten zufolge sind die Titel überbewertet.

Nordex profitierten dagegen von einem positiven Goldman-Sachs-Kommentar. Die Analysten hoben die Ebit-Schätzungen von 2015 bis 2019 im Schnitt um 16 Prozent an. Die im TecDax gelisteten Aktien gewannen 3,6 Prozent.

In London warfen Anleger Anglo American gleich reihenweise aus ihren Depots. Der Bergbau-Konzern will eine australische Kohlemine dichtmachen, nachdem sich eine Kommission aus Umweltschutzgründen gegen eine Erweiterung ausgesprochen hatte. Die Aktien rutschten um bis zu 9,8 Prozent auf ein Rekordtief von 393,20 Pence. Der europäische Minenwerte-Index gab 2,8 Prozent nach.


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