Politik

Mehr Fracking: USA erhöhen Druck auf Saudi-Arabien und Russland

Lesezeit: 2 min
01.05.2016 02:01
Mit steigenden Ölpreisen haben die ersten US-Fracking-Firmen die Förderung wiederaufgenommen oder gesteigert. Ein Preis um 50 Dollar pro Barrel scheint sich für viele aufgrund günstigerer Fördertechniken bereits zu rentieren. Letztendlich dürfte dadurch das globale Überangebot zementiert werden – worauf die Preise wieder unter Druck geraten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Preise für Erdöl haben sich seit Jahresbeginn wieder deutlich erholt. Im Januar und Februar kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorten Brent und WTI zeitweise unter 28 Dollar – derzeit liegen die Preise zwischen 46 und 48 Dollar. Damit hat er bei einigen amerikanischen Frackingfirmen offenbar jene Breakeven-Schwelle erreicht, ab der ein Betrieb sich wieder rentiert.

Erste Unternehmen fahren ihre Produktion bereits wieder hoch. Dazu gehört der texanische Förderer Pioneer Natural Resources, der für das erste Quartal einen Produktionsanstieg von 3 Prozent verzeichnete und bekanntgab, dass man ab einem Ölpreis von 50 Dollar und positivem Ausblick zwischen fünf und zehn neue Bohranlagen eröffnen werde, wie der Finanzblog Zerohedge schreibt. Whiting Petroleum, ein im amerikanischen Westen beheimateter Produzent, plant, die tägliche Förderung von 131.000 Barrel auf knapp 137.000 Barrel zu erhöhen. Der Großkonzern ConocoPhillips rechnet damit, ab Preisen von 45 Dollar die Produktion aufrecht halten zu können.

Möglich ist die Rückkehr auf den Markt, weil viele Unternehmen ihre Produktionskosten deutlich zurückfahren konnten. Aus einer im Auftrag der Internationalen Energieagentur erstellten Analyse geht hervor, dass die Förderkosten in vier untersuchten amerikanischen Regionen im vergangenen Jahr zwischen 25 und 30 Prozent unter den entsprechenden Kosten im Jahr 2012 lagen. Die Gründe hierfür seien technologische Verbesserungen, die zu höherer Effizienz und Produktivität geführt hätten.

Ein Preis von 50 Dollar gilt in der Branche gewissermaßen als Wendepunkt. „Andere stimmen darin überein, dass – je näher der Preis 50 Dollar kommt – Saudi-Arabien umso besorgter sein dürfte, dass sein gegen die amerikanischen Frackingproduzenten gerichteter Plan scheitern dürfte. Bei einem durchschnittlichen Preis von 53 Dollar können die 50 größten Unternehmen der Branche ihre Verluste auffangen“, wird das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie von Zerohedge zitiert. „Nabors Industries, welches über das größte Inventar an Bohranlagen verfügt, verkündete, dass man mit mehreren Großkunden über Pläne gesprochen habe, die Produktion im zweiten Halbjahr hochzufahren, wenn die Preise deutlich über die 50-Dollar-Schwelle steigen werden.“

Hält der Trend zur Rückkehr an den Markt, dürfte sich diese Entwicklung mittelfristig in einer Verfestigung des globalen Überangebots bemerkbar machen – woraufhin die Preise tendenziell wieder fallen und viele der kleineren US-Frackingfirmen abermals ihr Engagement zurückfahren müssten. Ein Teufelskreis, der sich bereits im vergangenen Jahr zeigte. „Was gerade passiert ist eine Wiederholung des letzten Sommers, als der Ölpreis erst sank und dann wieder hochschnellte – woraufhin die Fracking-Produktion anzog und der Ölpreis wieder sank“, heißt es bei Zerohedge.

Strukturelle Gründe sprechen gegen langfristig steigende Preise für Rohöl. Dazu gehört ein globales Überangebot, welches Schätzungen zufolge täglich um rund eine Million Barrel zunimmt und zu rekordhohen Lagerbeständen geführt hat. Die Rückkehr des Iran wird ebenfalls zu einer Ausweitung des Angebots führen. Teheran hatte mehrfach Appelle zur Drosselung seiner Produktion zurückgewiesen. Nicht zuletzt scheint der weltgrößte Produzent Saudi-Arabien an einer massiven Ausweitung interessiert zu sein, um die amerikanische Konkurrenz durch niedrige Preise zu schwächen. Vermutet wird außerdem, dass das saudische Königshaus einen Umsturz befürchtet und so viel Öl wie möglich verkauft, um die so verdienten Petro-Dollars anschließend außer Landes zu schaffen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...