Bei internationalen Standards für Steuertransparenz und Austausch von Daten zwischen globalen Finanzämtern liegen US-Ämter noch weit zurück. Während die EU nach der Aufdeckung der Panama Papers Fortschritte gegen Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung mit Hilfe zweier internationaler Initiativen vorzeigen kann, stagnieren die USA offenbar in ihren Bemühungen. Daher ist das Land nicht nur besonders attraktiv für Steuerflüchtige, sondern gehöre auch auf die neue EU-Liste der Steueroasen, so die Studie.
Das US-Recht zur Registrierung neuer Firmen kommt Steuerflüchtlingen dabei zugute: Allein in 14 der 50 Bundesstaaten ist es nicht nötig, die Geschäftsführer oder auch Eigentümer bei der Gründung mitanzugeben. Für diese Briefkastenfirmen sind die Staaten Nevada, Wyoming und Delaware bei ausländischem Klientel besonders beliebt, so die Studie, die im Auftrag der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament in Auftrag gegeben wurde.
Die Haltung der US-Behörden wird kritisiert, da sich diese offen gegen den automatischen Austausch steuerrelevanter Informationen auf internationaler Ebene stellen. Laut der Studie hätte das 2010 eingeführte FATCA-Gesetz (Foreign Account Tax Complience Act) der Amerikaner aber der Grundstein für ein solches gleichgestelltes Verhältnis der Staaten weltweit sein sollen. Die Wahrheit gestaltet sich jedoch anders: Die USA erhielten seitdem deutlich mehr Informationen über ihre Steuersünder von anderen Ländern als umgekehrt.
Sven Giegold, wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion, kommentiert dazu:
„Während sich die öffentliche Aufregung um Steueroasen wie Panama dreht, liefen die USA bisher unter dem Radar. Die Studie zeigt, dass auch die weltweit größte Wirtschaftsmacht in die Kategorie Steueroase fällt. Die USA profitieren zwar von Steuerinformationen ihrer Partner, geben aber selbst viel weniger Informationen heraus. Steuerflüchtlinge finden in den USA einen sicheren Hafen.
Reiche Eliten haben die steuerliche Attraktivität der USA längst erkannt und transferieren ihr Vermögen dorthin. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die USA zu einer der größten Steueroasen weltweit heranwächst und die EU darf dem nicht tatenlos zusehen. Auch die USA verdienen keine Extrawurst und müssen die globalen Standards für Transparenz einhalten. Die deutsche Bundesregierung und die EU-Kommission sollten hier für volle Gleichbehandlung und fairen Wettbewerb sorgen. Außerdem sollte die EU die USA auf die geplante schwarze Liste der Steueroasen setzen. US-Banken, die Informationen über Steuersünder nicht herausgeben, sollten mit einer Strafsteuer belegt werden. Genauso, wie die USA europäische Banken mit einer Strafsteuer sanktionieren.“
Die Beliebtheit der USA als Steuerparadies zeigt sich besonders in ausländischen Investitionen: Mit knapp 17 Billionen US-Dollar entspricht das ausländische Vermögen etwa 20 Prozent derjenigen Gelder, die weltweit von Anlegern außerhalb der eigenen Grenzen deponiert werden.
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