Finanzen

EZB bereitet sich auf den Kauf von spanischen Anleihen vor

Seit mehr als vier Wochen hat die EZB keine Staatsanleihen mehr am Sekundärmarkt gekauft. Nachdem jedoch die Zinssätze für spanische und italienische Anleihen erneut drastisch steigen, bereitet sich die EZB darauf vor, wieder einzugreifen.
11.04.2012 22:45
Lesezeit: 1 min

Spanien wird zum größten Sorgenkind der Eurozone. In den vergangenen Tagen sind die Zinssätze für Staatsanleihen des Landes massiv gestiegen und auch die Kreditausfallversicherungen für diese haben wieder angezogen (mehr hier). Und das, obwohl die spanische Regierung versucht, mit Haushaltseinsparungen von über 27 Milliarden Euro in diesem Jahr die Märkte vom Reformwillen des Landes zu überzeugen. Selbst die Ankündigung, weitere 10 Milliarden Euro im Gesundheits- und Bildungsbereich einzusparen, änderte am Mittwoch nichts an der Skepsis am Staatsanleihenmarkt.

Nun sorgt das EZB-Vorstandsmitglied Benoit Coeuré für Spekulationen rund um Spanien. Die „Marktbedingungen sind nicht gerechtfertigt“, sagte er bei einer Veranstaltung in Paris. „Wird die EZB intervenieren? Wir haben ein Instrument, das Wertpapiermarkt-Programm, das kürzlich nicht genutzt wurde, aber noch immer existiert." Damit spielt Benoit Coeuré auf den Anleihenkauf der EZB am Sekundärmarkt an. Bereits vergangenes Jahr griff die EZB damit massiv in den Anleihenmarkt ein, um die Zinssätze für Staatsanleihen zu drücken. Seit dem zweiten Tender Ende Februar hatte die EZB nach eigenen Angaben keine Anleihen mehr gekauft. Mit einer Wiederbelebung des Programms könnte die EZB erneut auf interne Kritik stoßen. Vor allem die Mitglieder der nordeuropäischen Länder rügten es als politisches Instrument.

Erste Vermutungen, dass Spanien nun doch ein Rettungspaket benötigen könnte oder zumindest die spanischen Banken, sind in der vergangene Woche laut geworden (hier). Spaniens Situation und Zukunft ist auch für Italien entscheidend. Die Angst vor einer Ansteckung sorgte bei einer Auktion von italienische Anleihen am Mittwoch für eine Verdoppelung der Renditen (hier). „Wir erwarten, dass in diesem Quartal eine sehr bedeutende Verschärfung der Schuldenkrise im Euro-Währungsgebiet zum Tragen kommt“, sagte Silvio Peruzzo von der Royal Bank of Scotland der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die EZB sollte sich auf eine Rückkehr bedeutender Spannungen an den Finanzmärkten vorbereiten, fügte er hinzu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...