Finanzen

EU bereitet nächste Griechen-Rettung vor

Der lang erwartete Troika-Bericht sei im „Grundton positiv“, sagte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker. Immerhin hätten die „Griechen ja wirklich geliefert“. Der Bericht ist neben dem gebilligten Sparpaket die wichtigste Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Tranche.
12.11.2012 12:22
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Zu viel Betrug: Brüssel straft österreichische Bauern ab

Der Troika-Bericht über die Lage des griechischen Reformprogramms ist seit langem überfällig, aber kurz vor dem Treffen der EU-Finanzminister ist er nun doch fertig geworden. Wie der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, vor dem Treffen in Brüssel mitteilte, sei der Bericht „im Grundton positiv“, da „die Griechen ja wirklich geliefert haben“, so Juncker. Antonis Samaras wusste das interessanter Weise schon Ende Oktober (hier). Immerhin sei das Reformprogramm, dem das griechische Parlament am Mittwoch zugestimmt hatte (hier), „sehr ambitiös“. Das „begegnet unserer Wunschliste fast integral“, betonte der Eurogruppen-Chef.

Noch Ende vergangener Woche war aus EU-Kreisen zu erfahren, dass bis zu dem entscheidenden Treffen der EU-Finanzminister kein endgültiger Bericht vorliegen würde (mehr hier). Dies hätte zur Folge gehabt, dass die EU-Finanzminister heute nicht über die Auszahlung entscheiden könnten und die eingefrorene Tranche frühestens Ende November egezahlt werden könnte. Doch die Griechen müssen bis Donnerstag irgendwie 1,5 Milliarden Euro auftreiben, um eine Staatspleite zu verhindern (hier). Insofern sind nun zunächst einmal formal gesehen die Bedingungen über eine Entscheidung zur Auszahlung der nächsten Tranche erfüllt.

Dass Dank des fertigen Troika-Berichts schon heute eine konkrete Zusage zur Auszahlung gemacht wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Der griechische Finanzminister, Yiannis Stournaras, sagte am Montagmorgen, dass man heute zunächst einmal lediglich ein Statement erwarte, welches dem Land Unterstützung zusage. Die Sprecherin des deutschen Finanzministeriums, Marianne Kothe, bezeichnete es ebenfalls als „unrealistisch“, dass es eine Zusage zur Tranche heute Nacht noch kommen werde. Immerhin müsste der Bundestag dem im Vorhinein zustimmen.

Fraglich ist jedoch tatsächlich, inwiefern der Troika-Bericht wirklich positiv ausfallen konnte. Noch Anfang Oktober waren 89 Reformen von der jetzigen griechischen Regierung nicht umgesetzt worden (hier) und die frühere griechische Regierung war nicht nur an der Privatisierung des staatlichen Eigentums kläglich gescheitert (mehr hier). Selbst die aktuellen Daten zu Griechenlands Schuldenentwicklung sind alles andere als positiv (hier).

Weitere Themen

Griechenland: Parlaments-Angestellte attackieren Parlamentarier

Außer Kontrolle: In Japan explodieren die Staatsschulden

Vermögenssteuer wird zur massiven Belastung für den Mittelstand

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.