Politik

Griechenland: Berichte über massive Willkür der Polizei gegen Ausländer

Eine Liste mit zahlreichen Gewaltdelikten der griechischen Polizei gegen Ausländer wurde Sonntag veröffentlicht. Die Justiz will nun gezielt gegen die beschuldigten Beamten vorgehen. Das Ausmaß der Vorfälle reicht von Erniedrigung bis Folterung.
27.11.2012 01:29
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Euro-Gruppe verzockt heimlich Milliarden der deutschen Steuerzahler

Dutzende Vorfälle von rassistischen Beleidigungen, polizeilicher Willkür und Misshandlungen von Immigranten wurden in einer Liste der griechischen Justizbehörde veröffentlicht. Wie die griechische Zeitung To Ethnos berichtet, nehmen die Beleidigungen, Folterungen und sogar Diebstähle durch griechische Polizeibeamte gegen Ausländer immer mehr zu.

Im Kontext der einschneidenden Sozialreformen sowie der Renten- und Lohnkürzungen ist es in Griechenland in den letzten Jahren zu einem starken Anstieg rechtsradikaler Gewalt gekommen (mehr hier). Die Partei Chrysi Avgi hat durch ausländerfeindliche Parolen und Streifzüge durch Immigrantenviertel Ressentiments der einheimischen Bevölkerung geschürt und somit einen enormen Stimmenzuwachs bei den letzten Parlamentswahlen erreicht (hier). Selbst nach Italien und in die USA expandiert die Partei bereits (mehr hier).

Die Vorfälle der Polizeikräfte seien mit den Methoden der rechtsradikalen Partei „harmonisiert“, berichtet To Ethnos. Ermittlungen ergaben eine loyale Haltung der beschuldigten Beamten zu der faschistischen Partei. Die erschreckenden Vorwürfe erstrecken sich über die letzten fünf Monate.

Zwei Pakistanis wurden von Polizisten festgenommen und mit einer Kneifzange gefoltert. Eine Albanerin, die den Diebstahl ihres Mobiltelefons melden wollte, wurde von Polizisten zusammengeschlagen. Offenbar kommt es nach Festnahmen der Polizei auf dem Revier immer wieder zu Willkür: Ein Russe reichte Beschwerde ein. Er sei als Inhaftierter von Polizisten getreten und geschlagen worden. Auch die Gewalt gegen Touristen nimmt zu. So wurde ein Koreaner auf offener Straße kontrolliert und anschließend von mehreren Beamten zusammengeschlagen.

Die griechischen Behörden wollen die Beschuldigten Beamten nach einer Verurteilung vom Dienst suspendieren. Der griechische Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz, Nikos Dendias, kündigte außerdem an, die Polizei neu zu organisieren. Die tief verwurzelten, rechtsradikalen Strukturen in der griechischen Exekutive müssten beseitigt werden. Anfang Oktober wurden zudem Vorwürfe laut, dass die Athener Polizei Menschen, die gegen die Chrysi Avgi-Partei demonstrierten, festgenommen und ebenfalls misshandelt haben (hier).

Weitere Themen:

Draghi: Ohne EZB-Intervention wäre es zum Crash gekommen

Zu wenig Regionalzüge: Auch dieses Jahr wieder Winter-Chaos bei der Bahn

Zu viele Zombie-Unternehmen: Pleitewelle in Europa erwartet

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...