Finanzen

Spanien: EZB muss mehr Geld drucken

Aus Spanien erscheint der Ruf nach mehr billigem Geld durch die Europäische Zentralbank. Es sei unfair, wenn alle anderen Zentralbanken mehr drucken könnten als die EZB. Spanien will daher, dass die EZB mit Kompetenzen ausgestattet wird, wie sie etwa die Fed in New York hat.
09.04.2013 12:28
Lesezeit: 1 min

Der spanische Premier merkt angesichts steigender Zinssätze die immer größer werdende Abhängigkeit seines Landes von der EZB. Und Rajoy weiß auch, dass Spanien zu groß ist, um allein über den ESM gerettet zu werden. Sollten die Refinanzierungskosten für Spanien weiter steigen, ist das Land auf die EZB angewiesen. Aus diesem Grund forderte Rajoy nun, die Macht der EZB zu stärken. „Ich glaube, dass wir alle in Europa zusehen sollten, dass die EZB die gleichen Befugnisse“ wie die anderen Zentralbanken weltweit erhält, sagte er auf einer Pressekonferenz am Montag. Mit Blick auf die massive Geldschwemme der Bank of Japan vergangene Woche unterstrich Rajoy seine Forderung noch einmal: „Wir sollten uns dieselben Instrumente geben, die auch andere Länder haben“, zitiert ihn CNBC.

Unbegrenzt Anleihen kaufen ohne Bailout

Im Gegensatz zu anderen Zentralbanken hat die EZB zwar neue, umfangreiche Staatsanleihekäufe in Aussicht gestellt. Diese sind aber an die Bedingung geknüpft, dass ein Bailout-Programm für das notleidende Land verabschiedet werden müsse. Nur, wenn Spanien komplett unter den Rettungsschirm schlüpft, könnte die EZB die Bonds kaufen. Doch genau das ist der Knackpunkt. Sind Spanien oder Italien erst einmal offiziell auf ein umfassenden Bailout-Programm angewiesen, geht nichts mehr (hier). Mehr Macht und Befugnisse für die EZB könnten diese Bedingung überflüssig machen. Die Fed, die Bank of Japan und die Bank of England beispielsweise können einfach so Anleihen kaufen.

EZB-Machtausbau schreitet voran

Faktisch gesehen, hat die EZB ihre Aufgabe über die reine Stabilisierung des Euros bereits umfassend ausgebaut. Italien erhielt beispielsweise unter der Hand Finanzhilfe ohne Bailout-Programm (hier). Als Teil der Troika hat die EZB sogar politische Mitbestimmungsrechte und mit Blick auf die Zypern-Krise letztlich auch Zugriff auf die Einlagen bei Banken. Ganz zu schweigen von der Rolle als europäische Bankenaufsicht, die sie in den kommenden Jahren übernehmen soll. Zuletzt war es Draghi, der seinem ehemaligen Goldman-Bruder Monti zu einer verlängerten Amtszeit in Italien verhalf (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...