Politik

Griechische Banker mit brutalen Mafia-Methoden

Lesezeit: 2 min
21.04.2013 00:19
Kostas Vaxevanis, der Enthüller der Lagarde-Liste, hat in einem Brief an Londoner Journalisten die Methoden der griechischen Banker aufgedeckt. Er fürchtet um sein Leben und kämpft gegen ein Geflecht aus Justiz, Banken und Medien.
Griechische Banker mit brutalen Mafia-Methoden

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Griechische Banken sind maßgeblich am Zusammenbruch des zypriotischen Bankensystems beteiligt gewesen. Kostas Vaxevanis, der investigative Journalist im Enthüllungsprozess der sogenannten Lagarde-Liste (mehr dazu – hier), hat in einem Brief die kriminellen Methoden der Banker enthüllt. Der Vorsitzende einer von Vaxevanis nicht näher genannten Bank habe Kredite an Offshore-Firmen seiner Familienangehörigen vergeben, die bei der Bank dann als „nicht bedienbar“ abgeschrieben wurden. Aber nicht nur das Kapital der eigenen Bank wurde für diese Veruntreuung verwendet. Auch große Summen von anderen Banken wurden geliehen und in die Offshore-Firmen geleitet, ganz ohne jegliche Rückbindung oder Sicherheit (mehr zum Thema Offshore – hier).

Nachdem diese Zusammenhänge bekannt wurden, startete eine Hetzkampagne gegen Vaxevanis und andere Journalisten, berichtet der Blog des griechiscen Wirtschaftsexperten Yanis Varoufakis. Vaxevanis wurde beschuldigt, auf der Gehaltsliste des griechischen Geheimdienstes gestanden zu haben. Der Journalist wehrte sich in seinen Texten gegen diese öffentliche Diffamierung.

Am 11. September 2012 entging Vaxevanis nur knapp einem Überfall von einer Gruppe von vier bis fünf Unbekannten, die ihm zuvor auf Schritt und Tritt bis zu seiner Wohnung gefolgt waren. Die Polizei war ihm keine Hilfe: „Die Polizisten haben sich geweigert, anständig zu ermitteln oder Augenzeugen zu befragen“, schrieb der Journalist in einem Statement. „Seit diesem Vorfall wird mir, im Gegensatz zu anderen Journalisten, Polizeischutz versagt.“ Vaxevanis ist seitdem auf seine privaten Sicherheitsleute angewiesen.

Auch seine Quellen werden systematisch unter Druck gesetzt. Aus griechischen Geheimdienstkreisen weiß Vaxevanis, dass der Staat eine gezielte Hetzjagd auf ihn eingeleitet hatte, die „meinen Ruf zerstören sollte und später auch darauf abzielte, mich zu töten“, zitiert Vaxevanis seine anonyme Quelle.

Dieser Plan sah ebenso vor, eine Bank-Managerin zu erpressen. Die Frau hat die Gehaltsliste gefälscht, auf der Vaxevanis angeblich stehen sollte. Sie wurde von der von Vaxevanis beschuldigten Bank gefeuert, weil auch sie Anschuldigungen gegen den Vorsitzenden der Bank vorgebracht und mit der Veröffentlichung von Beweisen über die Veruntreuung von Geldern gedroht hatte. Um das zu verhindern, platzierten die Banker Drogen in einem Restaurant, das der Frau gehörte. Nach einer inszenierten Razzia wurde der Rufmord der Frau als Drogen Dealerin in Kauf genommen, um sie als Zeugin unglaubwürdig zu machen.

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Geheime Fotos sollen bestätigen, dass ein Firmenwagen der Bank tatsächlich am Restaurant befand, bevor dort die Drogen entdeckt wurden. Vaxevanis überprüfte zudem die Handschrift der Frau und bewies, dass es sich bei dem Dokument der Gehaltsliste um eine Fälschung handeln musste. Außerdem gebe es geheime Audioaufnahmen über Gespräche, die die Frau zusammen mit den Bankern gehalten habe. Darin seien die Pläne zur Diffamierung Vaxevanis im Detail besprochen worden.

Die Banker schrecken offenbar auch vor Mafia-Methoden und Waffengewalt nicht zurück. Seine Quelle macht Vaxevanis auf leer stehende Büroräumen aufmerksam, wo er ein Waffenlager entdecken fotografieren konnte. Vaxevanis wird immer noch täglich von Stalkern  und durch Telefonate belästigt.

Seitdem fürchten er und seine Quellen um ihr Leben. Die Frau hat Athen verlassen, hält aber noch Kontakt zu Vaxevanis. Dieser hat alle Indizien und Beweise in einem Memo zusammengefasst und einem Anwalt und Notar seines Vertrauens übergeben. Dieser soll im Falle seines Todes damit an die Öffentlichkeit gehen.

Im Juni muss sich der Journalist wieder vor Gericht wegen der Enthüllung der sogenannten Lagarde-Liste verantwortlichen. Dort droht ihm zumindest eine Geldstrafe: „Falls ich verurteilt werde, werde ich diese natürlich ablehnen und stattdessen ins Gefängnis gehen. Dadurch werde ich die Machenschaften in diesem Land öffentlich machen“, sagte Vaxevanis. „Griechenland versinkt nicht nur in einer Wirtschaftskrise, sondern auch im Dreck.“

Dem Vorsitzenden der Bank haben die Ereignisse kalt gelassen: In Zeiten, in denen fast jede griechische Bank Verluste macht, schafft er es weiterhin, mit seinen kriminellen Offshore-Geschäften Kapital zu akquirieren oder an Familienangehörige zu verteilen. Seine Beziehungen zur politischen Elite und zu den Medien haben seine Machtstellung gesichert.


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