Politik

Inflations-Angst: Deutsche kaufen Häuser in Italien

Damit hat Mario Draghi wohl nicht gerechnet: Die Deutschen nutzen das billige Geld der EZB, um sich im Italienischen Immobilienmarkt einzukaufen. Viele Italiener werfen ihre Häuser auf den Markt, um ihre Schulden bezahlen zu können.
07.05.2013 12:26
Lesezeit: 1 min

Die Zahl der Deutschen, die sich ein Eigenheim in Italien kaufen, steigt kontinuierlich an. Der Zeitpunkt ist günstig: Die Preise in Italien sind im Sinkflug, für die einheimischen aber aufgrund der hohen Steuerlast immer noch zu hoch, um mit den deutschen Investoren mitzuhalten. Italiener verdienen im Schnitt etwa 20.000 Euro pro Jahr. Der durchschnittliche Preis für Eigentum in Italien beträgt aber 500.000 Euro. Die Deutschen verdienen dahingegen 36 Prozent mehr.

„Ich würde sagen, etwa 60 Prozent der Immobilienverkäufe werden mit Deutschen abgeschlossen“, sagte Yasemin rosenmaier, Immobilienmaklerin im Norden Italiens einem Bericht von Bloomberg zufolge. Sie führt die Angst vor der Inflation als einen der Gründe an, warum Investoren sich in Immobilienkäufe stürzen. Die EZB hat am vergangenen Donnerstag erneut den Leitzins auf Rekordniveau gesenkt und damit den Weg für eine neue Milliardenflut an die Kreditinstitute geebnet (mehr hier). EZB-Chef Draghi hält sich für weitere Maßnahmen bereit.

Bei den privaten Käufern von Häusern kommt dieses Geld jedoch zuletzt an. Investment-Unternehmen und Banken spielen mit den neuen Milliarden auf dem Aktienmarkt und treiben die Preise in die Höhe (hier).

Wer sich gegen die Unsicherheit  auf den Finanzmärkten und gegen eine Zwangsabgabe nach dem Vorbild Zyperns schützen will, investiert in Immobilien (mehr zum Plan der EU, die Zwangsabgabe zu institutionalisieren – hier). Weil aber die Preise in Deutschland seit Jahren überdurchschnittlich stark steigen, zieht es Investoren in weniger gesättigte Märkte.

In Italien ist der Preisverfall infolge der Rezession und der Sparpolitik enorm. Seit 2008 sind Hauspreise um 12 Prozent gefallen. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht:  „Grundstücke, die sonst 2,5 Millionen Euro kosten, werden für 1,5 Millionen Euro angeboten“, sagte Rosenmaier. „Bei Verhandlungen kann der Preis dann meistens noch einmal um dreißig Prozent gedrückt werden.“

Bei der Kauflust der Deutschen handelt es sich jedoch nicht nur um Grundstücke in dieser Größenordnung Einer Studie von Engel & Voelkers zufolge ist vor allem die Nachfrage nach ausländischen Ferienwohnungen bei den Deutschen signifikant gestiegen.

Der neue italienische Regierungchef Enrico Letta hat angekündigt, eine von Mario Monti eingeführte Steuer auf Eigentum wieder abzuschaffen. Ob ihm das gelingt, ist fraglich: Ex-Regierungschef und Medienmogul Silvio Berlusconi will gegen das Vorhaben Lettas vorgehen und droht sogar mit dem Bruch der frisch geformten, lang erwarteten Koalition (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...

DWN
Immobilien
Immobilien Offene Immobilienfonds in Schockstarre: Anleger ziehen Milliarden ab - wie geht es weiter?
13.03.2025

Aktuelle Daten zeigen, dass Anleger Summen in Milliardenhöhe aus offenen Immobilienfonds abziehen. Januar war der schlimmste Monat seit...

DWN
Finanzen
Finanzen Fast 3000 Dollar: Goldpreis erreicht neuen Höchststand
13.03.2025

Zölle, Gegenzölle, Strafzölle: Der von den USA entfachte Handelsstreit treibt Anleger zum Gold als sicheren Hafen. Seit dem Amtsantritt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Absatzrekord: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
13.03.2025

Vegan war gestern: Sie ist seit Jahren das meistverkaufte Produkt der Marke Volkswagen: die VW-Currywurst. Und während der Autoabsatz...

DWN
Politik
Politik AfD scheitert mit Klage gegen geplante Änderung des Grundgesetzes - Linke stimmen auch dagegen
13.03.2025

Die AfD ist mit dem Versuch gescheitert, die Sondersitzung des Bundestags mit den Beratungen über eine Änderung des Grundgesetzes zu...