Deutschland

Gabriel will mehr Geld aus China in Deutschland

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will die Skepsis gegenüber chinesischen Firmen-Übernahmen in Deutschland ausräumen. Solche Übernahmen seien auch im deutschen Interesse. Eine gewagte These.
16.01.2014 22:07
Lesezeit: 1 min

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hofft auf mehr Investitionen aus China. Die Gründung der chinesischen Handelskammer in Deutschland nannte Gabriel am Donnerstag bei ihrer Eröffnung in Berlin ein klares Signal, dass chinesische Firmen sich langfristig engagieren wollten. Chinesische Unternehmen betrachteten Deutschland offenbar als wichtigen Markt. "Chinesische Investoren .... sind in unserem Lande hochwillkommen", sagte der SPD-Vorsitzende. Man könne aber noch einiges dafür tun, um die stellenweise bestehende Skepsis gegen chinesische Engagements auszuräumen.

Gabriel kündigte an, im Februar eine Unternehmensdelegation für eine China-Reise zusammenzustellen. Die schon engen deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen müssten mit Dynamik fortentwickelt werden. Was chinesische Investitionen in Deutschland angehe, so seien sie im Interesses beider Seiten. Es gehe aber auch darum, das Missverhältnis zwischen umfangreichen deutschen Investitionen in China und nur bescheidenen chinesischen Investitionen in Deutschland zu korrigieren.

Mit Blick auf Handelsstreitigkeiten, wie es sie im vergangenen Jahr zwischen der EU und China über Billigimporte von Solarmodulen aus dem asiatischen Land gab, plädierte der Minister dafür, diese nach Möglichkeit am Verhandlungstisch zu lösen und nicht mit Handelsrestriktionen.

Der chinesische Handelsminister Ga Hucheng erklärte in einer schriftlichen Grußbotschaft: "Deutschland gehört zu den Lieblingsstandorten chinesischer Investoren." Die neue chinesische Handelskammer, der schon rund 100 Unternehmen angehören, solle Firmen der Landes in Deutschland unterstützen. Deutschland ist der mit Abstand größte Handelspartner Chinas in Europa. China wiederum ist für Deutschlands der wichtigste Handelspartner in Asien und der drittwichtigste weltweit.

Die Euphorie Gabriels ist ökonomisch nicht zu begründen: Der Ausverkauf Deutschlands an die Amerikaner, den viele mittelständische Unternehmen derzeit durch US-Finanzinvestoren erleben, wird nicht dadurch abgemildert, dass deutsche Mittelständler an Chinesen verkauft werden.

Tatsächlich arbeiten die Chinesen seit Jahren sehr geschickt daran, ihre eigene Position an den Weltmärkten auszubauen - um die chinesischen Unternehmen zu stärken. China betreibt eine geschickte Politik des Protektionismus. Die chinesische Doktrin der maximalen Vertretung der eigenen Interessen ist das glatte Gegenteil der deutschen Politik, die ihre eigenen Unternehmen bisher allzu oft tatenlos in ausländische Hände (Karstadt, WMF (hier in einer interessanten ARD-Doku), Hochtief) getrieben hat - zum schweren Nachteil der Traditions-Unternehmen und ihrer Mitarbeiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...