Deutschland

ThyssenKrupp: Neuer Vorstand soll Korruption beenden

Lesezeit: 2 min
17.01.2014 12:55
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger will sich auch nach einem weiteren Milliardenverlust des Konzerns nicht zu übereilten Entscheidungen hinreißen lassen.
ThyssenKrupp: Neuer Vorstand soll Korruption beenden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger will sich auch nach einem weiteren Milliardenverlust des Konzerns nicht zu übereilten Entscheidungen hinreißen lassen.

Doch einen Schritt gab der Konzern am Freitag bekannt: Nach einer Serie von Korruptionsvorwürfen und Kartellverstößen berief der Aufsichtsrat den früheren Metro-Manager Donatus Kaufmann zum Vorstand für gute Unternehmensführung.

An der Börse waren die ThyssenKrupp-Aktien gefragt: Am Vormittag kletterten die Papiere um knapp vier Prozent auf 19,42 Euro und waren damit größter Dax-Gewinner.

Hiesinger bekräftigte die Prognose für das laufende Geschäftsjahr und kündigte an, die Schulden weiter zu senken. ThyssenKrupp drückten Ende September Schulden von fünf Milliarden Euro. Etwas Erleichterung brachte danach eine Kapitalerhöhung. Im Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September) fuhr der Konzern einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro ein. Dieser habe sich damit zwar verringert, sei aber „für uns alle absolut unbefriedigend“, räumte Hiesinger ein.

Im laufenden Jahr steuert ThyssenKrupp nach eigenen Angaben deutlich „in Richtung eines ausgeglichenen Ergebnisses“ Wann das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreibt, ist aber offen. Hiesinger hat noch einen Vertrag bis September 2015. Er hat eine Reihe von Problemen vom früheren Management geerbt und versucht, den Konzern stärker auf das Technologiegeschäft mit Anlagen, Aufzügen und U-Booten und weniger auf das konjunkturanfällige Stahlgeschäft auszurichten. „In allen Geschäftsbereichen, mit Ausnahme von Steel Americas, haben wir im vergangenen Jahr ein positives operatives Ergebnis erzielt.“

Der Umbau geht einigen Aktionären nicht schnell genug. Die Anleger erhalten das zweite Mal in Folge keine Dividende. Finanzinvestoren wie Cevian aus Schweden dürften nun aufs Tempo drücken. Cevian hält knapp elf Prozent an ThyssenKrupp und gilt als aktivistischer Investor, der auch bei der Strategie mitmischen will. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Investor auch in den Aufsichtsrat drängen wird. Auf der Rednerliste für die Hauptversammlung standen die Schweden nicht. Wer gehofft hatte, mehr von ihren Plänen zu erfahren, wurde enttäuscht.

Hiesinger verteidigte den Entschluss, mit der Anlage in den USA zunächst nur eines der beiden verlustreichen Stahlwerke in Übersee zu verkaufen. „Knackpunkt bei den Verhandlungen war nicht der Verkaufspreis.“ Vielmehr seien die umfassenden Lieferverträge das Haupthindernis gewesen. Nach einer Reihe von Problemen waren die Kosten für die Werke auf fast 13 Milliarden Euro explodiert. ThyssenKrupp will sich auf Dauer auch weiter von dem Werk in Brasilien trennen. Dies sei für die Schwierigkeiten aber nicht alleine verantwortlich. Die Verluste von Steel Americas hätten sich zuletzt nahezu hälftig zwischen Brasilien und den USA aufgeteilt (mehr hier).

„Natürlich hätten wir uns gewünscht, die Themen Edelstahl und Steel Americas in einem einzigen Schritt abschließend zu regeln“, sagte Hiesinger. Der Manager hatte bei dem Verkauf des Edelstahlgeschäfts einen Rückschlag hinnehmen müssen. Nachdem der finnische Käufer Outokumpu in Schwierigkeiten geraten war, muss ThyssenKrupp die verlustreiche Tochter Terni und den Spezialanbieter VDM zurücknehmen. Dadurch drohen weitere Kosten. „Es bleibt bei der strategischen Entscheidung zum Ausstieg aus dem Edelstahlgeschäft, auch wenn wir dafür jetzt einen Umweg gehen müssen“, kündigte Hiesinger an.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...