Politik

Bulgarien verkauft EU-Staatsbürgerschaft für 180.000 Euro

In Bulgarien können Nicht-EU-Bürger eine Staatsbürgerschaft für 180.000 Euro kaufen. Sie müssen das osteuropäische Land dafür nur einen Tag lang besuchen, den Rest erledigen Vermittlungsfirmen. Mit dem Pass erhalten die Käufer alle Rechte eines EU-Bürgers.
19.03.2014 00:10
Lesezeit: 2 min

Bulgarien bietet Staatsbürgerschaften zum Verkauf an. Nicht-EU-Bürger können in Sofia den bulgarischen Pass für 180.000 Euro erwerben. Sie müssen das Land dafür nur einen Tag lang besuchen. Eine Firma vermittelt dem Interessenten eine gültige Adresse und erledigt die Formalitäten mit den Behörden.

Ein Reporter des Telegraph gab sich gegenüber der bulgarischen Firma Arton Capital als Vertreter eines indischen Geschäftsmanns aus. Dem Reporter wurde dort die Möglichkeit eröffnet, den bulgarischen Pass legal zu erwerben. Er müsse dafür nur ausreichend Geld zur Verfügung haben und das osteuropäische Land einen Tag lang besuchen, um in den Vorzug der vollen Rechte eines europäischen Bürgers zu gelangen.

„Wenn Sie Bulgare werden, dann haben Sie alle Rechte eines EU-Bürgers. Sie können leben, studieren, arbeiten und sich überall innerhalb der Europäischen Union niederlassen“, sagte Milan Keremedchiev, Vize-Präsident des Unternehmens.

Auch die Familie könne nach drei Monaten die bulgarische Staatsbürgerschaft beantragen, sobald ein Elternteil erfolgreich eingebürgert sei.

Um den bulgarischen Pass zu erhalten, gäbe es drei Möglichkeiten, so die Vermittler. Die erste Option ist, etwa 500.000 Euro bei einer bulgarischen Bank anzulegen. Nach sechs Monaten erhalte der Kunde dann die „permanente Aufenthaltsgenehmigung“ zugesprochen. Nach fünf Jahren kann er die bulgarische Staatsbürgerschaft beantragen. Der Kunde entrichtet für die erfolgreiche Vermittlung etwa 60.000 Euro an Arton Capital und erhält nach Erteilung der Staatsbürgerschaft seine 500.000 Euro Einlagen von der Bank zurück.

Bei der zweiten Möglichkeit leiht sich der Kunde die 500.000 Euro von einer Bank und zahlt dafür etwa 180.000 Euro Zinsen im Voraus. Etwa 85 Prozent aller Kunden von Arton Capital würden sich für diese Variante entscheiden. Die Dritte Variante stellt ein Schnellverfahren dar. Kunden, die sofort 280.000 Euro zahlen, erhalten die Staatsbürgerschaft Bulgariens innerhalb von zwei Jahren.

Vermögende Nicht-EU Bürger, die ihre Kinder in Europa an die Universität schicken möchten, könnten so viel Geld sparen. Die Studiengebühren für Nicht-EU-Bürger sind an britischen Elite-Universitäten teilweise doppelt so hoch.

„Es handelt sich um einen EU-Pass. Seit dem 1. Januar 2014 können sie sich damit überall in der Europäischen Union niederlassen, arbeiten, studieren und ihre Kinder in die Schule bringen. Natürlich kennen Sie die unterschiedlichen Preise in Universitäten für EU und Nicht-EU Bürger“, so Keremedchiev.

Die Firma beschafft dem Kunden für den Prozess eine gültige Adresse in Bulgarien und erledigt die Formalitäten mit den bulgarischen Behörden.

„Es ist eine gültige Adresse, genehmigt durch die Einwanderungsbehörde. Es ist also eine Ein-Tages-Reise, Sie gehen rein und fertig. Also wenn es eine gute Verbindung gibt, dann fliegen Sie schon am selben Tag wieder nach Hause“, so der Vermittler.

Auch eine Vorstrafe, die zur Ablehnung in einem anderen EU-Land geführt hat, ist kein Hindernis beim Erwerb der Staatsbürgerschaft. Solange der Kunde „rehabilitiert“ sei, könne er den Pass in Bulgarien ohne Probleme erhalten. Dafür müsse er nur eine gewisse Zeit lang ohne erneute Straftat vorweisen können.

Doch Bulgarien ist nicht das einzige Land, das dieses Geschäftsmodell für sich entdeckt hat. Auch Malta bot Staatsbürgerschaften für 650.000 Euro zum Verkauf an, ohne dass Interessenten die Insel dafür jemals betreten mussten. (mehr hier). Erst nachdem die EU-Kommission Druck auf Maltas Regierung ausgeübt hat, erschwerte Malta die Bedingungen für Interessenten. Nun müssen Käufer mindestens zwölf Monate auf der Insel wohnhaft sein, um Staatsbürger Maltas werden zu können (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...