Dieses Bild ist dem obdachlosen Rafael Braga Vieira gewidmet, der zu einer 5-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, weil er während einer Demo im Juni 2013 mit Putzmitteln im Rucksack aufgegriffen wurde. Die Polizei warf ihm vor, dass er Molotow-Cocktails bauen wollte. Am vergangenen Freitag hat Rafael Braga Vieira, 25, sein erstes Haftjahr hinter sich gebracht.
Der Hintergrund:
Es geschah am 20. Juni 2013 in Rio de Janeiro: Verschiedene Bürgerbewegungen hatten zu einer Großdemonstration gegen die bevorstehenden Mega-Sportevents in Brasilien aufgerufen. Ein Polizeigroßaufgebot rückte vor und verhaftete mehrere Personen, unter anderen einen jungen, schwarzen, obdachlosen Mann.
Name: Rafael Braga Vieira. Alter: 25 Jahre. Beruf: Sammler von Wertstoffen. Rafael wird der Prozess gemacht. Er wird bezichtigt Material zur Herstellung von Molotov-Cocktails mitgeführt zu haben. Und: Er wird zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei dem sichergestellten Material handelte es sich um zwei Plastikflaschen: Eine gefüllt mit einem Desinfektionsmittel, die andere mit sterilisiertem Wasser. Putzmittel, sagt Rafael Braga Vieira, der angibt, in keinster Weise an den Demonstrationen beteiligt gewesen zu sein. Beobachter bestätigen: Er hatte keinerlei ideologischen Bezug zu den Demonstranten. In die Demonstration war er nur zufällig hineingeraten. Er ist Analphabet und kennt weder den Namen der Präsidentin, noch den des Gouverneurs, noch den des Bürgermeisters von Rio. Sein einziges Vergehen: Er war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.
Die Verhaftung von Rafael stellt eine schockierende Verletzung der Menschenrechte dar, sagen diverse Organisationen der brasilianischen Zivilgesellschaft. Seit über einem Jahr sitzt er im Gefängnis von „Bangu 5“ in Rio und teilt sich eine Zelle mit 70 anderen Insassen. Zwei Stunden am Tag darf er die Zelle verlassen und im Innenhof seine Runden drehen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat zum Fall Rafael Braga Vieira ein
Dossier verfasst:
[www.amnesty.org.uk] andere Tagebuch:
Teil 1: Die Revolution hat in Brasilien Feuer gefangen
Teil 2: Brasilien: Künstler protestieren gegen die Fußball-WM
Teil 3: Brasilien: Von der Fußball-WM profitieren Konzerne, Politiker und Banken
Teil 4: Weltmeister: Deutsche Waffen-Industrie verdient prächtig mit der Fußball-WM
Teil 5: Brasilien: Staudamm-Bau mit Methoden einer Militär-Diktatur
Teil 6: Wer ist die rätselhafte Dilma Rouseff?
Teil 7: Brasilien: Straßenkinder passen nicht ins Bild der WM – und verschwinden
Teil 8: Der ganz andere WM-Song: „Öffnet eure Augen, Brüder / die FIFA greift in unsere Taschen“
Teil 9: Brasilien: Fifa unterstützt Projekte gegen Kinderprostitution nicht
Teil 10: Lage in São Paulo eskaliert: Polzei knüppelt streikende U-Bahn-Fahrer nieder
Teil 11: Der Schwarze Block will marschieren: „20 Prozent der Brasilianer sind gegen die WM“
Teil 12: Korruption bei der Fifa: „Wer einmal die Hand aufhält, versucht es auch ein zweites Mal“
Teil 13: Brasilianischer Fußball: Der lange Weg zur Vielfalt der Kulturen
Teil 14: Fußball: „Für die Brasilianer ist die Fifa so böse wie der IWF“
Teil 15: Schriftsteller Zé do Rock: „Sepp Blatter wäre der ideale Präsident für Brasilien“
Teil 16: „Die Demonstranten haben das Image von Brasilien verändert“
Teil 17: Das Foto, das den Zorn der Brasilianer auf die Fußball-WM entfacht hat
Teil 18: Kein gutes Geschäft: Fußball-WM schadet Brasiliens Mittelstand
Teil 19: Brasilianische Militärpolizei stürmt WM-Partys in den Armenvierteln
Teil 20: Mieten und Immobilien-Preise explodieren wegen der WM
Teil 21: Fußball-WM: Die Bilder aus Brasilien, die die Welt nicht sehen soll
Teil 22: Umwelt-Skandal: Eine Gemeinde in Brasilien kämpft gegen ThyssenKrupp
Teil 23: Militärpolizei ändert Taktik und verhaftet Aktivisten
Teil 24: Brasilien: „Die Reaktion der Politiker auf die Proteste ist desaströs!“
Teil 25: Brasilien: Linke knickt ein und jubelt über Fußball-WM
Teil 26: Rio de Janeiro: Polizei verhaftet harmlosen Demonstranten in Spiderman-Klamotten