Politik

Die Stunde der Wahrheit: Euro-Rettungsgeld ist weg

Angela Merkel muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass bei der Euro-Rettung Milliarden an Steuergeldern vernichtet wurden. Der diese Erkenntnisse zu Tage fördernde IWF-Bericht schlug in Berlin wie eine Bombe ein.
03.07.2015 13:10
Lesezeit: 1 min

In Berlin steigt die Nervosität: Bisher hatten die Euro-Retter gehofft, das Milliarden-Desaster der Euro-Rettung an die kommende Generation weiterreichen zu können.

Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Doch das geht nicht mehr: Eine schockierende Analyse des IWF hat ergeben: Das Geld ist weg. Die Schuldenlast ist so gravierend, dass das Debakel nicht mehr vertuscht werden kann.

Daher hat sich die Bundesregierung auf den mehr oder weniger geordneten Rückzug begeben.

Die Bundesregierung will den Internationalen Währungsfonds bei der Stabilisierung Griechenlands mit an Bord behalten. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, an der Einschätzung, dass die IWF-Beteiligung richtig sei, habe sich nichts geändert. Zuvor hatte der Fonds erklärt, dass Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt benötigen könnte, wenn das Wirtschaftswachstum geringer als erwartet ausfallen werde.

Davon kann man nun ausgehen: Seit der Bankenschließung befindet sich die Wirtschaft im freien Fall. Die Banken halten nur noch Bargeld in Höhe von 500 Millionen Euro. Es wird erwartet, dass Griechenland eher 100 Milliarden brauchen wird, um überhaupt auf die Beine zu kommen.

Bis 2018 habe das Land einen zusätzlichen Finanzbedarf von 70 Milliarden Euro. Die Euro-Länder haben sich gegen einen Schuldenschnitt ausgesprochen. Dieser würde ihre eigenen Haushalte belasten.

Der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger, sagte, die Einschätzung des IWF würde bei einem weiteren Hilfsprogramm in die umfassende Analyse des Finanzbedarfs und der Schuldentragfähigkeit Griechenlands einfließen. Aus dieser „fiskalischen Gesamtbilanz“ müsse aber nicht abgeleitet werden, dass ein Schuldenschnitt notwendig sei. Das Problem könnte auch über "Reformen" gelöst werden.

Unter Reformen versteht man im Zuge der Euro-Rettung einen verschärften Austeritätskurs, mit neuen Steuern und Abbau von Sozialleistungen. Das gewaltige Schulden-Berg ist allerdings mit diesen Maßnahmen nicht abzubauen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble versuchte am Freitag, das Fiasko herunterzuspielen. Er beschäftigte sich mit den aus seiner Sicht alleinigen Schuldigen, den Griechen. Er ließ in der Bild-Zeitung verlauten, dass es nun sehr lange dauern werde, bis die Griechen wieder deutsches Steuergeld sehen werden. Auf das Problem, dass die deutschen Steuerzahler ihr eigenes Geld niemals mehr wiedersehen werden, ging Schäuble nicht ein.

Der Frage, wie lange es dauern würde, ein drittes "Hilfsprogramm" zu erarbeiten, wich sein Sprecher Jäger aus. Allerdings verwies er auf das komplexe Verfahren zur Vereinbarung eines Programms des Euro-Stabilisierungsfonds ESM. Der ESM ist die letzte Hoffnung der Euro-Retter. Dort lagern 700 Milliarden Euro, die verwendet werden können, um das 360 Milliarden-Debakel in Griechenland zu kaschieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...