Finanzen

Schäuble will Griechen-Volksvermögen in Fonds verschieben, dessen Chef er selbst ist

In Europa wächst die Empörung über Schäubles Treuhand-Vorschlag: Schäuble hat nämlich vorgeschlagen, dass 50 Milliarden Euro an griechischem Volkvermögen in einen Fonds übertragen werden – der der staatlichen KfW-Bank gehört. Der Chef des Fonds ist Schäuble selbst, sein Stellvertreter ist SPD-Chef Sigmar Gabriel.
13.07.2015 01:07
Lesezeit: 1 min

Der von Wolfgang Schäuble vorgeschlagene Treuhand-Fonds, in den griechisches Volksvermögen übertragen werden soll, sorgt für Aufruhr in ganz Europa. Der Fonds ist nämlich eine 100 Prozent-Tochter der deutschen Staatsbank KfW. Der Fonds war bereits 2014 gegründet worden - ein Deal unter Konservativen zwischen Schäuble und dem damaligen Finanzminister Yannis Stournaras von der CDU-Schwesterpartei Nea Dimokratia. Damals war die Idee, den Fonds als Investment-Vehikel für kleine und mittelständische Unternehmen für Griechenland aufzulegen und dafür Investoren zu gewinnen.

Die Idee, dass griechisches Vermögen ohne Federlesens in eine deutsche Staatsbank transferiert werden soll, stößt auf Empörung bei den Griechen: Als einen der wenigen Punkte, bei denen Alexis Tsipras nicht gesprächsbereit ist, hat der der griechische Premier diesen Fonds genannt. Schäuble hatte ihn als eine der Bedingungen für neue Kredite aus dem ESM an Griechenland gefordert. Offenbar ist es Tsipras mittlerweile gelungen, die Idee mit dem Fonds zu Fall zu bringen:

Besonders irritierend: Der Chairman des Fonds ist kein Geringerer als Wolfgang Schäuble selbst, sein Stellvertreter ist SPD-Chef Sigmar Gabriel, wie das Press Project herausgefunden hat.

Nun argumentieren Schäuble-Leute zwar, dass genau dieser Fonds dafür sorgen soll, dass das griechische Volksvermögen nicht verramscht wird. Doch als Sicherheit für Kredite ist das Vehikel nichts anderes als ein Instrument zur Enteignung der Griechen. Für Schäuble könnte auch die Überlegung eine Rolle gespielt haben, dass die KfW mit diesem Fonds Gebühren für Transaktionen kassieren könnte wie jede private Investmentbank auch. Analysten verteidigen die Idee zwar:

Doch dass diese Idee in einem Europa der souveränen Staaten angesichts des von Merkel beschworenen verlorenen Vertrauens nicht vermittelbar ist, hätte man auch bei minimalen diplomatischen Grundkenntnissen vorher erkennen können.

Sigmar Gabriel war in der SPD am Sonntag unter massiven Druck geraten, weil er angeblich vom geplanten Rauswurf Griechenlands aus dem Euro gewusst haben soll. Ob er auch von den Plänen mit dem Fonds gewusst hat, ist zur Stunde unbekannt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Stagnierendes Wirtschaftswachstum und gigantische Schulden: Wie realistisch ist die Finanzpolitik der Bundesregierung?
08.08.2025

Die Wirtschaft stagniert, der Arbeitsmarkt kollabiert. Doch die Bundesregierung gibt unermüdlich geliehenes Geld aus. Die...

DWN
Politik
Politik Trump gegen den diplomatischen Konsens: Treffen mit Putin rückt näher
08.08.2025

Donald Trump will mit Wladimir Putin über den Ukraine-Krieg verhandeln – ohne Selenskyj. Ein neuer geopolitischer Machtpoker beginnt....

DWN
Finanzen
Finanzen Crocs-Aktie stürzt ab trotz solider Quartalszahlen: Was wirklich hinter dem Kursrutsch steckt
08.08.2025

Die Crocs-Aktie hat am Donnerstag einen historischen Kurssturz erlitten, obwohl die aktuellen Quartalszahlen solide ausfallen. Und am...

DWN
Technologie
Technologie KBA: Preisunterschied zwischen Verbrennern und E-Autos wird deutlich weniger
08.08.2025

Der Preisunterschied zwischen Verbrennern und E-Autos sinkt rasant. Hersteller passen Rabatte und Listenpreise an, Käufer reagieren...

DWN
Technologie
Technologie Trump droht mit Chip-Zöllen: Apple und TSMC weichen nach USA aus
08.08.2025

Donald Trump bringt mit seiner Zoll-Drohung die Halbleiterbranche unter Druck – doch der Präsident zeigt auch gleich einen Ausweg:...

DWN
Technologie
Technologie Trübe wirtschaftliche Lage lindert Engpass an IT‑Fachkräften
08.08.2025

Die Wirtschaft in Deutschland schrumpft seit über zwei Jahren. Während viele Branchen unter Konjunktursorgen leiden, zeigt sich im...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: Warum die Börsen im August und September nervös werden
08.08.2025

Historisch gilt der Spätsommer als gefährlichste Zeit für die Aktienmärkte – und die Vorzeichen für August und September sind alles...

DWN
Politik
Politik 39 Prozent US-Zölle auf Schweizer Exporte: Industrie warnt vor Totalschaden
07.08.2025

Die USA verhängen drastische Zölle auf Schweizer Produkte – mit verheerenden Folgen für die Industrie. Die Regierung reist vergeblich...